EZB verliert bei Notkrediten die Geduld. Bank of Greece auf dem Weg zur Bankbesitzerin
Ohne Notkredite funktionieren die griechischen Banken nicht, ohne Banken funktioniert das ganze Land nicht. Die Europäische Zentralbank ist zum Zünglein an der Waage geworden.
Claudia Aebersold Szalay berichtet: In die Verhandlungen zur Lösung der Griechenland-Krise ist Tempo gekommen, seitdem die europäischen Spitzenpolitiker Athen unverblümt eine Frist gesetzt haben. Die Europäische Zentralbank (EZB) ist womöglich nicht ganz unschuldig daran, dass es nun zu einer Art Ultimatum gekommen ist. Die Tatsache, dass EZB-Präsident Mario Draghi ohne eine baldige politische Lösung des Konflikts zwischen Athen und seinen Gläubigern die Notkredite der griechischen Zentralbank an das griechische Bankensystem nicht mehr weiter zulassen will, stellt eine glaubwürdige Drohkulisse dar.
Druck aus Frankfurt.
Die Notkredite, für die allein Griechenland haftet und nicht die anderen Euro-Staaten, sind zum Schlüsselfaktor in der Krise geworden, denn ohne sie überleben die griechischen Banken nicht. Da sich die EZB, die die Nothilfe der griechischen Notenbank bewilligen muss, seit gut zehn Tagen weigert, das bisherige Volumen von knapp 90 Mrd. € weiter zu erhöhen, können die griechischen Banken ihre Schalter nicht eröffnen. Um funktionstüchtig zu sein, wären deutlich höhere Liquiditätshilfen nötig. Die Währungshüter in Frankfurt hatten die Notkredite bisher aber lediglich gutgeheissen, weil sie eine politischen Lösung zwischen Athen und seinen internationalen Geldgebern nicht verunmöglichen wollten.
Das Referendums-Nein der griechischen Bevölkerung hat die Wahrscheinlichkeit einer Einigung verringert, weshalb die EZB nun nicht mehr länger stillhalten will. Am Montag hatte sie bereits die Sicherheitsanforderungen für die Kredite erhöht, was zwar keine unmittelbaren Folgen für das griechische Bankensystem hatte, aber ein deutliches Signal war, dass sie eine härtere Gangart einschlagen würde. Nun mahnt sie auch in Brüssel zur Eile, denn die Liquiditätslage griechischer Banken ist mittlerweile so miserabel, dass die Barbestände trotz geschlossenen Schaltern bald aufgebraucht sein dürften.
Achillesferse Banken
Was aber, wenn die Forderung Draghis nach einer Lösung ungehört bleibt? Sollte sich bis Sonntag keine gemeinsame Linie zwischen Athen und seinen Gläubigern andeuten, die eine Einigung in absehbarer Zeit realistisch erscheinen lässt, würde die EZB wohl die Notkredite (Emergency Liquidity Assistance, ELA) untersagen. Das Szenario eines Stopps der Nothilfe ist für das griechische Finanzsystem und letztlich für die gesamte griechische Wirtschaft verheerend…..
Die griechischen Banken sind im Fall eines ELA-Stopps nicht mehr in der Lage, ihren Geschäftsbetrieb wieder aufzunehmen. Das nicht funktionierende Finanzsystem Griechenlands ist zur Achillesferse des Landes geworden. Ohne Einigung mit den Geldgebern wären wohl die Banken das schwächste Glied in der Kette, das einen Grexit erzwingen würde, auch wenn er politisch nicht gewollt wäre.
EZB verliert bei Notkrediten die Geduld