Wird China ein Mega-Crash abwenden?

Yuan PuzzleDie Welt schaut gebannt auf Peking
In China läuft ein dramatisches Experiment ab. Die Führung in Peking versucht, mit einer völlig neuartigen Strategie, den Crash zu verhindern. Der IWF unterstützt die Chinesen, denn die ganze Welt hängt mittlerweile an China. Daher könnten ironischerweise ausgerechnet die USA gezwungen werden, die Chinesen zu retten.

Michael Bernegger berichtet: Der Vorgang ist in der Geschichte der Weltwirtschaft ohne Vorbild. Daher herrschte bis vor Kurzem Ruhe und Zuversicht nicht nur bei Anlegern, sondern auch bei Institutionen wie dem Internationalen Währungsfonds.Der IWF versucht mit dieser Feststellung offenkundig, eine sich an den Finanzmärkten abzeichnende Panik zu verhindern.Schon länger aber gibt es in China selber und in Westen eine hoch interessante Diskussion über eine Krise des Wachstumsmodells.

Das Exportwachstum verlangsamte sich seit der weltweiten Krise von 2009 drastisch. Um dem externen Schock der Finanzkrise entgegenzuwirken, entschied sich die Parteiführung 2009, ein groß angelegtes Investitionsprogramm aufzulegen. Das Wachstumsmodell Chinas ist nicht völlig singulär. Es schließt an ähnliche Erfahrungen in Asien an. Was China auszeichnet, ist die rigorose Steuerung dieses Modells durch die Wirtschaftspolitik. Die Banken steuern über ihre Kreditvergabe auch die sektorale und regionale Allokation der Ressourcen. In China gibt es kein kollektives System der Altersvorsorge.

In der Verarbeitenden Industrie dominiert hingegen der private Sektor. Dieses exportorientierte Wachstumsmodell hat sehr hohe Wachstumsraten über lange Zeiträume hinweg generiert, praktisch ohne größere Einbrüche. Es ist aber durch den spekulativen, durch eine exzessive Kreditvergabe getriebenen Immobilienboom inhärent instabil geworden. Das Land hat keine hohe Auslandverschuldung, sondern sehr hohe Devisenreserven von rund 3.500 Milliarden US-Dollar. Entscheidend in solcher Situation ist, ob eine zentralistische Führung koordiniert und zielbewusst agieren kann. Für Außenstehende ist dies sehr schwierig, zu beurteilen und vorauszusagen.

Der Glencore-Chef Iwan Glasenberg teilte diese Woche seinen Aktionären mit, dass China wirtschaftlich viel schwächer als wahrgenommen laufe. Der Kampf gegen die Korruption behindere die Aktivität. Was sich gar nicht gut anlässt, ist die Explosion ausgerechnet im strategisch wichtigen Hafen von Tianjin. Dies vermittelt den Eindruck einer völlig aus dem Ruder gelaufenen Wachstumsökonomie. Die Aufgabe ist sehr schwierig, eine Blasenökonomie ohne Absturz zu stabilisieren. In einem hoch zentralistischen System spielt die Fähigkeit der Führung, koordiniert zu handeln, eine ausschlaggebende Rolle. Die Welt ist nicht vorbereitet auf einen Konjunktureinbruch Chinas. Kurzfristig die einzige Maßnahme ist das Verschieben der ersten Zinsschritte in den USA und im Vereinigten Königreich. Mehr wird zunächst nicht möglich sein.Im Westen hat die praktisch makellose Erfolgsbilanz Chinas der letzten 30 Jahre eine verblendete Wahrnehmung ausgelöst.
Kann China den Mega-Crash abwenden
China Crash

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