Was ist ein Big Mac Index?

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WOP
Die Kaufkraftparität liefert eine Messlatte für langfristige Wechselkursentwicklungen. Eher spaßeshalber wurde auf dieser Idee
vor vielen Jahren der BigMac Index entwickelt, der einiges an Popularität
erlangt hat. Inzwischen wurde er weiterentwickelt zu einem Tool, das durchaus interessante Einblicke ermöglicht.

Meine Damen und Herren wir haben mit Ihnen schon einmal über langfristige Wechselkursgleichgewichte gesprochen. Die sogenannte Kaufkraftparität. Heute ein ganz neuer Index, der sogenannte BigMac-Index, der in den letzten Jahren sehr populär geworden ist. Die Theorie der Kaufkraftparität besagt, dass sich Wechselkurse über die Zeit etwa ähnlich verhalten, wie die Güterpreise in zwei Ländern. Diese Theorie besagt, wenn die Konsumentengüterpreise in Amerika stärker steigen als in der Schweiz, dann führt das längerfristig zu einer systematischen Abwertung des Dollars gegenüber dem Schweizer Franken. Wir haben Ihnen diese Grafik schon einmal gezeigt. Das graue Band zeigt, wo die Wechselkurse sein sollten, wenn die Kaufkraftparität stimmt,und die blaue Kurve zeigt, dass dies langfristig in etwa hinhaut. Die langfristige Entwicklung der CHF/$-Rate von 2.50 auf 1 Franken lässt sich mit anderen Worten über die Kaufkraftparitäten recht gut erklären. Nun hat der Economist vor ein paar Jahren ein Kaufkraftparitätenkonzept entwickelt, das statt auf Konsumentenpreisen auf den unterschiedlichen Preisen von BigMacs in unterschiedlichen Ländern basiert: den sogenannten BigMac-Index. Hier der Preis eines Big Macs in den USA und eines BigMacs in der Schweiz. Wenn das hier stärker steigt als das hier, dann sollte der Wechselkurs der Dollar gegenüber dem CHF sinken. So die Logik. Das ist sehr populär geworden ist aber z.B. von Ökonomen heftig kritisiert worden, mit der Begründung, der Preis eines Big Mac sei von allen möglichen Sachen abhängig, z.B. von Warenpreisen der Vorprodukte, von Arbeitsmarktbedingungen, von den Einkommensniveaus etc. etc.

Der Economist hat dazu nun alle möglichen Analysen und Neuberechnungen angestellt. So beispielsweise untersucht, ob denn das stimmt, dass die BigMac-Preise in den unterschiedlichen Ländern tatsächlich von den Einkommensniveaus in diesen Ländern abhängig sind. Hier ist die entsprechende Grafik: Die BIP-Zahlen pro Kopf und hier der Preis eines BigMacs in den jeweiligen Ländern. Erlauben sie mir, zwei, drei Beispiele herauszunehmen. Die Schweiz ist hier, Norwegen, USA, Deutschland, Indien. Offensichtlich gibt es eine Beziehung zwischen den BigMac Preisen und dem GDP pro Kopf in den unterschiedlichen Ländern. Natürlich ist es kein Zufall, dass die BigMacs in der Schweiz die Teuersten der Welt sind. Nun hat man zur Neuberechnung der (BigMac)Kaufkraftparitäten – der gleichgewichtigen Wechselkurse – die entsprechenden Korrektur am ursprünglichen BigMac-Index vorgenommen. Was kommt heraus? Hier sehen Sie die Entwicklung der CHF/$ Rate relativ zu ihrem Gleichgewicht, und zwar korrigiert um die entsprechenden Einkommensniveaus und BigMac Preise. Die CHF/$-Rate geht langfristig einerseits nach unten und andererseits sind wir am aktuellen Ende etwa auf dem Gleichgewicht. Also bei Parität (1 Dollar = 1 CHF) scheint der CHF gegenüber dem Dollar in etwa auf einem Kaufkraftparitäten-Gleichgewicht zu befinden.

Wenn wir uns das gleiche für die CHF/Euro-Rate ansehen, dann stellen Sie eine ähnliche Entwicklung fest, mit einer rund 10% Überbewertung des CHF am aktuellen Ende (Frühjahr 2016). Auch das entspricht etwa dem was wir auch aus anderen Studien kennen. Das Gleiche nun noch für die Euro/$-Rate: auch hier eine systematische Aufwertung, und im Moment scheint der Euro gegenüber dem Dollar etwa 10% unterbewertet zu sein. Auch das ist nicht weit weg von dem, was wir aus anderen Kaufkraftparitätenstudien hören.

Ich fasse zusammen: Kaufkraftparitäten sind eine Richtschnur für langfristige Wechselkursentwicklung. Das haben wir schon gelernt. Es gibt unterschiedliche Berechnungsarten, unterschiedliche Warenkörbe, etc. Hier verwenden wir die BigMac-Preise in den unterschiedlichen Ländern. Der BigMac Index ist ein Ansatz wider den tierischen Ernst, ist aber sehr populär geworden. Wir haben neue Berechnungsmöglichkeiten diskutiert, welche versuchen, Arbeitsmarkt- und Einkommenssituationen in den unterschiedlichen Ländern zu berücksichtigen. Das waren Kritikpunkte an den ursprünglichen Berechnungen des ECONOMIST. Die neueren Berechnungen sind interessant, immer noch lustig und nicht so weit weg von dem, was wir auch intuitiv erwartet hätten.
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