Warum zahlen Südeuropäer keine Steuern?

Süd- und Osteuropäer, heisst es, zahlen ihre Steuern nicht, wie sie sollten. Das ist nicht moralisches Versagen, sondern rationales Verhalten, genährt aus Erfahrung.

Andres Wysling berichtet: Süd- und Osteuropäer, so heisst es, zahlen ihre Steuern nicht, wie sie sollten. Das ist nicht moralisches Versagen, sondern rationales Verhalten. Im Bild Spaziergänger an der Küste von Faliro bei Athen.

Schon lange vor den griechischen Sagen gab es die griechische Bürokratie. Sie bestand aus dunklen Gängen, in denen viele Leute sich verirrten und nie mehr gesehen wurden. Im Innersten dieses Labyrinths wartete ein schrecklicher Stier auf seine Opfer, um sie zu fressen. So wie damals ist es heute noch, in Griechenland und in vielen andern Ländern. Gescheit ist, wer sich dem Staat nicht nähert. Wer es wagt, der verliert vielleicht nicht gerade das Leben, aber auf jeden Fall viel Geld und Zeit. Und die Gegenleistung des Staats ist oft ungenügend.
Findige Bürokraten haben für alle Länder der Europäischen Union die sogenannte Steuerlücke errechnet , die Differenz zwischen geschuldeten und effektiv bezahlten Steuern. Sie ist vor allem in Ländern Süd- und Osteuropas eklatant. Jetzt hagelt es Vorwürfe: Die Bürger dieser Staaten wollten ihre Steuern nicht zahlen, das sei verwerflich, und die Beamten könnten die Steuern nicht eintreiben, sie seien unfähig oder sie hätten keine Computer. Doch moralische Anklagen und technische Erklärungen sind nicht der Kern des Problems. Die Steuerlücke zeigt die Kluft zwischen dem Staat und seinen Bürgern – sie zeigt eine Vertrauenslücke.
Warum sie ihre Steuern nicht zahlen

Schwarze Blanke www.w-t-w.org/en/heinz-schwarze-blanke/

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