Die EZB müsste die Geldpolitik für den Süden lockern und für den Norden straffen. Das erstere ist wichtiger
Wenn die Spitze der Europäischen Zentralbank heute über die künftige Geldpolitik entscheidet, dann steht sie vor einem altbekannten Dilemma: Für die eine Hälfte der Eurozone müsste sie die Zinsen dringend senken, für die andere aber anheben.
Die Immer-Noch-Krisen-Staaten im Süden schlittern in die Deflation und leiden unter viel zu hohen realen Marktzinsen. Sie brauchen alle Instrumente, mit denen die EZB den Zinssatz weiter hinunterdrücken kann: eine weitere Zinssenkung auf 0,15 Prozent, Strafzinsen für Bankeinlagen und Anleihekäufe (Quantitative Easing).
Schleichende Enteignung
Deutschland, Österreich, die Niederlande und andere Staaten im Norden könnten hingegen gut höhere Zinsen ertragen. Hier werden die Sparer durch negative Realzinsen schleichend enteignet, hier drohen durch zu billige Kredite so manche Blasen.
Eurozinsen sind zu hoch und zu niedrig