Staatsverschuldung und kein Ende

Implizite Staatsverschuldung. Das versteckte Schuldendilemma
Michael Ferber berichtet: Ungedeckte Versprechen drohen die hohen Schuldenberge vieler Industriestaaten in Zukunft noch zu vergrössern. Was sind die Folgen für Kapitalanlagen?

Viele Industriestaaten versinken in Schulden. Laut der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) ist die Staatsverschuldung in fortgeschrittenen Volkswirtschaften im Zeitraum 2007 bis Ende 2015 von 75% auf rund 120% gestiegen. Erschreckend ist dabei, dass diese Zahlen sozusagen nur die halbe Wahrheit abbilden. Sie zeigen nur die sogenannte explizite bzw. offiziell ausgewiesene Staatsverschuldung. Die impliziten Schulden der Staaten berücksichtigen sie hingegen nicht. Diese umfassen unter anderem die künftigen Kosten der sozialen Sicherungssysteme sowie Pensionsansprüche von Bürgern – also zugesagte, aber nicht finanzierte Versprechen staatlicher Leistungen. Diese ungedeckten Versprechen drohen wegen der demografischen Alterung der Bevölkerung in vielen Ländern noch zu steigen. Schliesslich führt die steigende Lebenserwartung bei gleichzeitiger Reformunfähigkeit der Politik dazu, dass die sozialen Sicherungssysteme zusätzlich belastet werden.

Die Berliner Stiftung Marktwirtschaft erstellt regelmässig Rankings für die Länder der EU, in denen neben den expliziten Schulden der 28 EU-Staaten auch absehbare künftige Defizite der öffentlichen Haushalte – eben die impliziten Schulden – berücksichtigt werden (vgl. Grafik). Bei dem im November vergangenen Jahres publizierten EU-Nachhaltigkeitsranking stellte die Stiftung Marktwirtschaft fest, dass sich die explizite Staatsverschuldung in vielen EU-Ländern jüngst stabilisiert habe. Ausserdem sei die Gesamtschuldenlast aus expliziten und impliziten Schulden im Vergleich mit dem Vorjahr im EU-Durchschnitt gesunken. Allerdings sei die Fiskalpolitik weiterhin in keinem EU-Staat tatsächlich nachhaltig. Es bestünden mehr oder weniger grosse «Nachhaltigkeitslücken», die sich aus der Summe der expliziten und der impliziten Verschuldung errechnen. Für die Gesamt-EU lag diese «Nachhaltigkeitslücke» 2015 bei 266% des Bruttoinlandprodukts (BIP) der 28 Länder. Das Problem hat also ein gewaltiges Ausmass.
Das versteckte Schuldendilemma

Waldemar Mandzel www.w-t-w.org/en/waldemar-mandzel/

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