Senat in Rom hebt Immunität auf

Die Staatsanwaltschaft Reggio Calabria hat die Verhaftung eines Senators verlangt, weil er zum okkulten Spitzengremium (der „Cupola“) der kalabrischen `Ndrangheta gehören soll. Wenn die Vorwürfe zutreffen sollten, kann man hier sehen, wie die Mafien vorgehen, um Staat, Wirtschaft und Institutionen zu unterwandern.

In geheimer Abstimmung (154 Ja-Stimmen, 110 Nein-Stimmen, 12 Enthaltungen) hat der römische Senat dem Antrag der Richter Federico Cafiero De Raho und Giuseppe Lombardo, die die Vorermittlungen „Mamma Santissima“ (Mafia-Jargon für den obersten Boss) koordinieren, stattgegeben und die Immunität des Senators Antonio Caridi aufgehoben. Die Abstimmung war möglich geworden, nachdem der Senatspräsident Piero Grasso gegen den heftigen Widerstand verschiedener Senatsmitglieder die Änderung der Tagesordnung verfügt und die Abstimmung an den Anfang der Sitzung verlegt hatte.

Die Staatsanwaltschaft von Reggio Calabria geht davon aus, dass die `ndrangheta sich neu organisiert hat, d.h., dass das strategische Vorgehen der kriminellen Organisation von einem höchsten Gremium geplant und organisiert wird, das aus Personen besteht, die in Politik, Wirtschaft und Finanzwelt wichtige Funktionen bekleiden und den „Soldaten“ der `ndrangheta völlig unbekannt sind. Nur wenige hochrangige Bosse scheinen in die Identität der einzelnen Mitglieder eingeweiht zu sein.

Schon am 15. Juli wurden vier der fünf vermutlichen Mitglieder der Cupola verhaftet: zwei Anwälte, einer davon ein ehemaliger Abgeordneter der sozialdemokratischen Partei Italiens, ein Parteisekretär der Mitte-Rechts-Koalition in Kalabrien und ein ehemaliger Mitarbeiter der Region. Nachdem der Senat nun dem Antrag der Justiz zugestimmt hat, hat sich der Senator Antonio Caridi (der zu einer Parlamentariergruppe aus 14 Senatoren gehört, die alle auf den Listen von Rechts-Parteien 2013 in den Senat gewählt worden waren) im römischen Gefängnis Rebibbia den Behörden gestellt.

Vorgeworfen wird diesen Personen, zur geheimen „Cupola“ der `ndrangheta zu gehören, die das strategische Vorgehen der gesamten kriminellen Organisation bestimmt. Dieses Gremium soll systematisch und im Verborgenen mit bestimmten Kreisen in Politik, Wirtschaft und Institutionen interagieren mit der Absicht, sie zu unterwandern und sich für die Interessen der Organisation gefügig zu machen.

Die Zeitung „il fatto quotidiano“ veröffentlicht einige Abhörprotokolle aus der Zeit der Wahlkampagne für die Regionalwahlen in Kalabrien 2010. Gesprächspartner: Jimmy Giovinazzo, der laut Staatsanwaltschaft Mitglied des Clans Raso-Gullace-Albanese ist und jahrelang als „unverdächtiger Mittelsmann“ und als Sprecher des Bosses Raso fungiert hat.

Am anderen Ende der Leitung der Senator Antonio Caridi, für den Jimmy, wie die Abhörprotokolle belegen, zahllose Treffen mit „Personen, die dich wählen wollen“ organisiert hat. Caridi soll den Sprung in die regionale Politik 2010  dank der über 11000 Stimmen, die die `ndrangheta ihm „besorgt“ hat, geschafft haben. In einem anderen Abhörprotokoll aus dem Hause des Bosses Pelle hört man, wie über den Senator gesprochen wird: Dass man „näher an den Senator rankommen“ müsse, denn sein Referat sei „sehr wichtig für die Beziehung zu den Banken, eigentlich für alles“!

Die Rekonstruktion der Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Caridi nach seiner Wahl in den Senat (2013 über die Listen des „Popolo della libertà“ – die damalige Berlusconi-Koalition „Volk der Freiheit“) sich für die Unterstützung durch die `ndrangheta entsprechend revanchiert hat– durch Vergabe von Posten und Zuweisung von öffentlichen Geldern. Antonio Caridi bestreitet dies.

…..und was lehrt uns ein Blick in die Schweiz? In der Schweiz nicht mehr sicher

Marilena Nardi www.w-t-w.org/en/cartoon/marilena-nardi http://www.marilenanardi.it

Marilena Nardi
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Eva Klose Antimafia

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