Schwellenländer im Auf und Ab

Die Schwellenländer gehörten 2016 zu den überraschenden Anlagekategorien. Sowohl Aktien als auch Anleihen der Schwellenländer fuhren im letzten Jahr eine Rendite von über 10% (in US-Dollar) ein. Im vierten Quartal zogen sich die Anleger jedoch allmählich aus der Region zurück. In den letzten drei Monaten des Jahres 2016 verzeichneten Schwellenmarktportfolios einen Kapitalabzug von insgesamt 38,4 Mrd. US-Dollar und damit den höchsten Quartalsabfluss seit 2009. Ursache der Kapitalabwanderung sind verschiedene Faktoren wie z. B. der stärkere US-Dollar, die Besorgnis um China und die Bedenken hinsichtlich des Welthandels, berichtet die Finanz und Wirtschaft / Schweiz.

Auf die globale Finanzkrise der Jahre 2008/09 haben mehrere grosse Schwellenländer wie Brasilien, China, die Türkei und Indonesien mit massiven geld- und fiskalpolitischen Stimuli reagiert. Dadurch erholten sich diese Volkswirtschaften sehr schnell, und die Rohstoffnotierungen stiegen wieder. Gleichzeitig wurde aber auch der Nährboden für Preisblasen an den Immobilienmärkten und eine höhere Inflation sowie eine Verschlechterung der Handels- und Leistungsbilanzen geschaffen.

China und Korea – in den vergangenen Jahren hohe Schuldenberge angehäuft haben. In China sind dafür vor allem das starke Wachstum des Schattenbankensystems, die grosszügige Kreditvergabe an Staatsunternehmen in der Schwerindustrie und die Auslandsverschuldung der chinesischen Firmen verantwortlich. Nach der Abschwächung des Renminbi seit August 2015 und angesichts der Überkapazitäten in Schwerindustrien wie Kohle und Stahl sind diese Kredite kaum noch sinnvoll. In einigen Fällen können die Auslandsschulden wohl zurückgezahlt werden, aber wegen der Inlandkredite an Staatsfirmen dürfte sich die Problematik der Kreditausfälle für Chinas Banken weiter verschärfen.

Durch die Globalisierung des Finanzsektors sind inzwischen mehr Länder in der Lage, Schuldtitel in ihrer eigenen Währung zu begeben. Insoweit ist das Risiko von «sudden stops» – plötzlichen Unterbrechungen des Kapitalzuflusses in Schwellenländer und einer dadurch ausgelösten tiefen Krise – etwas geringer geworden. Unsicher ist, wie sich der Welthandel unter dem neuen US-Präsidenten Donald Trump entwickelt.

Dr. Jan Tomaschoff www.w-t-w.org/en/dr-jan-tomaschoff/

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