Russland verkauft seine US-Staatsanleihen

Russland verabschiedet sich vom Dollar.

Das dürfte Donald Trump nicht gefallen: Russland wirft seit einiger Zeit seine amerikanischen Staatsanleihen auf den Markt. Damit will Putin vom Dollar unabhängiger werden – und Trump unter Druck setzen.

Bei Worten ist es bei Putin nicht geblieben. Wie Daten des Finanzdienstleisters Bloomberg zeigen, hat Russland in den Monaten April und Mai seine Position von amerikanischen Staatsanleihen um mehr als 80 Prozent auf noch 14,9 Milliarden Dollar reduziert. Beobachter gehen davon aus, dass die Verkäufe eine unmittelbare Reaktion auf die Einführung der Sanktionen vom 6. April waren. In Russland hat man sich wohl davor gefürchtet, dass der Handel mit amerikanischen Staatsanleihen für das Land bei der nächsten Sanktionsrunde erschwert wird. Dies hat an den Märkten einen überraschenden Nebeneffekt.

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Doch die Veräusserungen der Dollarschuldscheine hatten wohl eine weitere Nebenwirkung. Die Rendite einer zehnjährigen Treasury legte im April auch dank den russischen Verkäufen von fast 50 Mrd. $ um fast 35 Basispunkte zu. Diese Begleiterscheinung dürfte die Amerikaner nicht ganz kaltlassen. Wenn schon eine vergleichsweise bescheidene Veräusserung von Treasuries zu einem solchen Renditeanstieg führen kann, was passiert dann, wenn das Doppelte oder Dreifache abgestossen wird? Laut dem Fed sind Staatsanleihen im Wert von über 6 Bio. $ in ausländischen Händen. Grösster Gläubiger ist China mit 1,1 Bio. $. Die Möglichkeiten Pekings, am amerikanischen Bondmarkt für Aufsehen zu sorgen, sind ungleich grösser als jene Russlands….
NZZ