Risiken für die deutsche Wirtschaft

Ökonomen warnen vor Konjunktur-Euphorie. Das sind die Risiken für die deutsche Wirtschaft. Die Prognosen von Forschungsinstituten und IWF sagen: Deutschland bleibt auf Wachstumskurs. Doch Experten warnen: Die glänzende Fassade der deutschen Wirtschaft ist trügerisch. Wie lange hält der Deutschland-Boom?

Dietmar Neuerer berichtet: Der deutschen Wirtschaft geht es bestens – zurzeit. Aber unter der glänzenden Fassade erodieren auf breiter Front viele ihrer Vorteile, warnen Experten. Den einen gilt Deutschland noch immer als starker Mann Europas. Die anderen glauben, dass die Marke „Made in Germany“ der größten Volkswirtschaft Europas wegen des VW-Abgasskandals derart stark gelitten hat, dass der deutschen Wirtschaft eine unsichere Zukunft bevorsteht. So prognostizierte der Internationale Währungsfonds (IWF) am Dienstag mit 1,5 Prozent im laufenden und 1,6 Prozent im nächsten Jahr ein leicht schwächeres Wachstum für Deutschland als bisher.

Düstere Szenarien wollen Experten aber nicht zeichnen – noch nicht. Denn ihrer Einschätzung nach wird die deutsche Wirtschaft angefacht durch niedrige Zinsen noch ein paar Jahre ordentlich wachsen. Allerdings halten sie es auch für falsch, jetzt in Konjunktur-Euphorie zu verfallen. „Es ist eine Illusion zu glauben, es gebe einen Deutschland-Boom“, rückt der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung DIW, Marcel Fratzscher, den Eindruck einer wie geschmiert laufenden Wirtschaft zurecht. Die Volkswirtschaft in Deutschland sei seit dem Jahr 2000 um drei Prozent weniger gewachsen als in Frankreich und 10 Prozent weniger als in Spanien. „Wir erleben zurzeit lediglich einen Aufholprozess dessen, was wir in den 2000er Jahren verpasst haben“, sagte Fratzscher dem Handelsblatt.

Gustav Horn, Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung IMK, bremst ebenfalls. „Die wirtschaftliche Fassade Deutschlands ist nicht glänzend, aber solide“, sagte Horn dem Handelsblatt. Diese Solidität rühre aus der im Vergleich zu früheren Aufschwüngen stärkeren binnenwirtschaftlichen Dynamik. „Die relativ kräftigen Lohnsteigerungen lassen, unterstützt von der Einführung des Mindestlohns, die Kaufkraft der privaten Haushalte spürbar steigen“, erläuterte der Ökonom. Dies führe zu einer „merklichen Ausweitung des Konsums“.
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