Reaktionen auf das Nein der Griechen

Merkel will vorerst nicht verhandeln
Für die deutsche Regierung fehlt nach der Absage der Griechen an ein Sparprogramm die Basis für neue Verhandlungen. Weitere internationale politische Reaktionen und Pressekommentare im Überblick.

Die chinesische Führung hofft nun auf Bemühungen «von allen Beteiligten». Die Krise Griechenlands werde «nicht nur die EU, sondern die gesamte Weltwirtschaft beeinflussen», sagte Chinas stellvertretender Aussenminister Cheng Guoping am Montag vor Journalisten in Peking. China sieht Griechenland als wichtiges «Tor nach Europa», um seine Waren absetzen zu können. Die chinesische Staatsreederei Cosco hat bereits grosse Teile des grössten Hafen des Landes in Piräus gepachtet und ist an dessen Erwerb interessiert.
Verständnis in Südamerika

Die Präsidenten Argentiniens und Boliviens begrüssten den Volksentscheid in Griechenland. Der linke bolivianische Präsident Evo Morales bezeichnete das Nein der Griechen zu den Gläubiger-Vorschlägen als Niederlage für den europäischen Imperialismus und den Kapitalismus.

Die baltischen Regierungschefs fordern Griechenland dazu auf, nun entschlossen von sich aus zu handeln. Estlands Regierungschefs Taavi Rõivas sagte mit Blick auf die Finanzmärkte, dass die Unsicherheit durch den Entscheid stark zugenommen habe. Der lettische Finanzminister Janis Reirs sieht das Referendum als Beispiel, wie man «durch eine Abstimmung auf demokratische Weise ein Land ruinieren kann». Auch Litauens Aussenminister reagierte ähnlich, er interpretiert die Entscheidung der Griechen als komplette Absage an die internationale Hilfe.
Stimmen aus Zeitungen in Europa

Die Kommentare in europäischen Tageszeitungen reichen von Zustimmung bis zur kompetten Verurteilung des Votums der Griechen.

Die britische Zeitung «Guardian» schreibt, dass das griechische Volk von seinen Politikern zu einem Sprung ins Ungewisse angetrieben worden sei. Der Kommentator führt weiter aus: «Unmittelbar müssen die Politiker so ehrlich sein und zugeben, dass die Schulden der Griechen nicht vollständig zurückgezahlt werden. Sie müssen jetzt die Bereitschaft zeigen, eine realistische Vereinbarung auszuhandeln.»

Die Römer Zeitung «La Repubblica» sieht die Zukunft Griechenlands und der EU in den Händen der Regierungschefs in Berlin und Paris. Nach den Ergebnissen des Referendums werde es nicht einfach sein, Griechenland in der Eurozone zu halten. «Es könnte sich sogar nach verschiedenen Gesichtspunkten als falsch herausstellen.»

Die französische Zeitung «La Liberation» glaubt sogar ganz Europa vor einer ungewissen Zukunft. Die Zeitung konstatiert, kurz vor dem Bruch zwischen Griechenland und der Europäischen Union seien die Positionen nicht so weit voneinander entfernt gewesen. Dagegen sieht «Le Figaro» Griechenland auf den Euro-Austritt zusteuern – «nicht weil die Europäer das gewollt haben, denn sie haben alles unternommen, um den Grexit zu verhindern, sondern weil die Wahl des griechischen Volkes eine Dynamik in Gang gesetzt hat, die wohl nicht aufzuhalten ist.»

Der niederländische «De Telegraaf» bezeichnet das Referendum als Wendepunkt portiert den Austritt bereits als bestes Szenario. Der Prozess des Austretens muss dennoch so flexibel gestaltet werden, dass Griechenland Teil Europas bleibe und nicht anderen Mächten in die Arme getrieben werde. «Ruhe an Europas Ostgrenze ist ein wichtiges Gut», schreibt die Zeitung aus Amsterdam mit Blick auf die Ukraine-Krise und Russland. Die belgische Zeitung «De Standaard» äussert sich ebenfalls sehr pessimistisch. Tsipras habe sein gewagtes Spiel gewonnen, der Preis dafür sei aber schrecklich hoch. «Wenn ein Mitgliedstaat lieber untergeht, als sich einer Politik zu beugen, die er als aussichtslos erachtet, wird dem europäischen Projekt damit das moralische Fundament entzogen.»

Die Zeitung «Die Presse» aus Wien resümiert, man müsse den Entscheid akzeptieren. Wenn Griechenland nun aber nicht selber Lösungen zur Restrukturierung umsetze könne die Eurozone nur noch Schadensminimierung betreiben. Ähnlich sieht es «Spiegel online», der konstatiert, dass sich Deutschland und die EU «nicht unter Druck setzen lassen».
Griechenland

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