Notenbankchefin Gontareva dankt nach Hasskampagne ab

Die seit 2014 amtierende oberste Währungshüterin und Ukrainische Notenbankchefin  Waleria Gontarewa tritt zurück.

„Meine Mission ist erfüllt. Reformen wurden durchgeführt“, sagte die 52-Jährige in Kiew. Ihr Rücktritt muss noch vom Parlament angenommen werden. Gontarewa gilt als Reformerin, die dem heimischen Bankensektor eine Schrumpfkur verpasste und den Wechselkurs der Landeswährung flexibilisierte. In den vergangenen Jahren habe sie sich erfolgreich um die Stabilisierung der makrofinanziellen Lage, die Bereinigung des Bankensystems und den Anstieg der Währungsreserven auf 16 Milliarden Dollar gekümmert, zog die Nationalbankchefin ein eigenes Fazit.

Aufgrund der schweren Wirtschaftskrise in der Ukraine wurde unter ihr knapp die Hälfte der einst 180 Banken geschlossen. Im Dezember 2016 wurde mit der „Privatbank“ die größte Bank des Landes verstaatlicht. Der Staat kontrolliert nun mehr als 50 Prozent des Bankensektors.

Viele Kritiker im eigenen Land
Die in einen Konflikt mit prorussischen Separatisten verwickelte Ukraine kämpft mit großen Korruptionsproblemen und ist wirtschaftlich schwer angeschlagen. Das Land ist auf die IWF-Kredite angewiesen. Der Währungsfonds verlangt jedoch dafür politische Stabilität und Reformen.

 Gontarewas Reformen wurden vom Internationalen Währungsfonds (IWF) gelobt, waren im Inland jedoch umstritten. Kritiker warfen Gontarewa die Halbierung des Werts der Landeswährung Griwna vor.

Gontarewa musste in den vergangenen Wochen eine Hasskampagne über sich ergehen lassen. Ein Sarg wurde vor ihrer Haustür abgelegt, ihr Haus mit dem Bild eines Schweins auf einer russischen Flagge besprüht, Protestierende nannten sie eine Handlangerin Russlands.

Der Reformwiderstand werde nun zunehmen, warnte Gontarewa mit Blick auf ihren Rücktritt. Sie fügte hinzu: Die weitere Kooperation mit dem IWF sichere ab, dass die Ukraine in den nächsten drei Jahren ihre Staatsschulden ohne Gefahr für die Finanzstabilität weiter abbauen könne.

Präsident Poroschenko verliert VerbündeteDurch ihren plötzlichen Abtritt verliert Präsident Petro Poroschenko eine wichtige Verbündete in einer kritischen Zeit für das Land. Gläubiger setzen die Ukraine unter Druck, indem sie die Reformbemühungen in Zweifel ziehen. Es könnte nun schwer für den Präsidenten sein, einen Nachfolger zu finden, da er schon Gontarewa nicht gegen den Ansturm der Kritik im eigenen Land zu schützen und ihren Abgang zu verhindern vermochte.

Poroschenko, Besitzer der größten Schokoladenmanufaktur des Landes, war 2014 gewählt worden. Er hatte versprochen, das Land trotz des weiter die Ukraine beherrschenden Konflikts mit Russland zu einen. In der Ostukraine liefert sich das Land noch immer Kämpfe mit prorussischen Separatisten. Gegen die von Russland annektierte Krim und die dortige Regierung sind EU-Sanktionen in Kraft. Nach Uno-Angaben fielen dem Krieg bisher etwa 10.000 Menschen zum Opfer. Reuters/dpa

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