Das Problem mit dem Erfolg
Ob reiche Neo-Hausfrau oder Karrieristin: Zufriedene und moderne Frauen sind der Super-GAU für den Feminismus. Sie führen seinen Kampf an ein Ende – und besitzen auch noch die Frechheit, das laut auszusprechen.
Claudia Schumacher berichtet: Weit bis in das 20. Jahrhundert hinein stand sie nur am Herd, die Frau. Von dem Standpunkt aus sieht und versteht man wenig. In der Schweiz darf sie seit 1971 wählen, in Appenzell Innerrhoden seit 1991. Es ist noch kein ganzes Menschenleben her, dass der Frau die Haustür aufgegangen ist. Unter der Last klischeebehafteter Prägungen hinkt sie nun durch die Welt und hat es schwer. Hilfe!
Als Retter der Frau für viele fragwürdig geworden ist der Mann. An seine Stelle ist der Feminismus getreten. Dieser schenkt zuverlässig die Aufmerksamkeit, die Frauen brauchen. Nur geht der Feminismus dabei mitunter weiter, als manche Frau das möchte. Weist sie ihn dann zurück, wird er aggressiv wie ein in der Eitelkeit gekränkter Macho. Gerade hat der Feminismus in der multimedialen Debatte zwei Vertreterinnen der modernen Frau angegriffen, die ihn nicht wollen: die Einzelkämpferin und die Neo-Hausfrau. Das eine geschah in Berlin: Ronja von Rönne, bekennende Egoistin, schreibt seit kurzem für die Tageszeitung «Die Welt». Dort wurde ein Essay von ihr veröffentlicht, der den Titel trug: «Warum mich der Feminismus anekelt». In der Folge wurde sie von einem Shitstorm überzogen bis hin zur Morddrohung.