Kapitalismuskritik in Kunst und Literatur

Geld ist nicht ahistorisch und immer gleich. In einem Jahrhundert erscheint es gut, in einem anderen böse, dann fast unsichtbar. Im Gegensatz dazu verbindet die moderne Auffassung der Ökonomie mit Geld ein neutrales und objektives Konzept — außerhalb historischer und gesellschaftlicher Kontexte. Ausstellungen rücken Geld als soziale Technologie in den Mittelpunkt und damit nicht zuletzt den Menschen und die Künstler, die sich dieser Technologie bedienen.

Geld und Kapitalismuskritik in der Literatur
Das Geld verschlingt uns. Kapital, Gier und Geld geistern heute als Problem durch viele Romane der deutschen Literatur. Was lernen wir daraus über die Verfassung unserer Gegenwart – und was über jene der Literatur?

Björn Hayer berichtet: Der Kapitalismus zählt inzwischen zu den beliebtesten und berüchtigtsten Geistern der Gegenwartsliteratur: Einmal gibt er sich penetrierend und gewaltsam, ein andermal agiert er unfassbar und nimmt Züge eines Kafkaschen Schlosses an – viele Masken, die schliesslich nur ein und dieselbe Fratze verdecken, ein Schreckgespenst, auf das mittlerweile alle vergnügt mit Sarkasmus und Wut einhauen. Ob Heuschrecken, Finanzmarkthaie, Banker, Vorstandsvorsitzende, Datenmonopolisten, Spekulanten, Ego-Shooter – irgendwie, so scheint es den Autoren, treffen sie wohl immer die richtigen.

Nachdem eine Wirtschafts-, Banken- und Rettungskrise auf die nächste folgt, ist Kapitalismuskritik zum erfolgversprechenden Gassenhauer avanciert. Alle machen hierbei gern mit, zumal es für die Schriftsteller auf diesem Gebiet wenig zu verlieren gibt. Zumindest kann man sich des Wohlwollens linksintellektueller Milieus sicher sein. Eine Kritik der literarischen Kapitalismuskritik stellt dabei eher ein ungemütliches Geschäft dar, lohnenswert ist dieses Unterfangen jedoch allemal – vor allem wenn man in diesem verworrenen Spiel zwischen Profitsuchern, Politikern, Sparern, Gebeutelten nach Tätern und Opfern fragt. Nicht immer sind sie leicht auszumachen. Nur eines scheint glasklar: Der literarisch dargestellte Kapitalismus wirkt als abstraktes System, in dem der Einzelne vornehmlich als Marionette fungiert.
Das Geld verschlingt uns
Fleischfressenden Pflanze

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