Etliche Geldhäuser planen Zukäufe von Fintechs. Diese innovativen Finanzdienstleister sollen ihnen zu einer Frischzellenkur verhelfen
Alexander Hahn berichtet: Es ist durchaus eine kleine Revolution, die im Finanzbereich in den vergangenen Jahren in Gang gekommen ist. Zumindest mit angestoßen wurde diese Entwicklung von aufstrebenden, innovativen Finanzdienstleistern. Diese als Fintechs bezeichneten Firmen setzen auf neue Technologien wie mobiles Internet, ergänzen Altbekanntes um Zusatzangebote und sprechen bzw. zapfen damit vor allem jüngere Zielgruppen an.
Bereicherung statt Bedrohung
Diesen Protagonisten ist es zu verdanken, dass sich Start-ups zwecks Finanzierung gleich an die als Crowd bezeichnete Bevölkerung wenden können. Aber auch, dass so manche Onlinebankingplattform den früheren Erbsenzählercharme hinter sich gelassen hat, der mehr den IT-Erfordernissen der jeweiligen Bank gerecht wurde als den Ansprüchen der Kunden. Denn klassische Branchenvertreter wie Banken oder Versicherer sehen Fintechs mittlerweile nicht mehr als Bedrohung an, sondern als Möglichkeit, das eigene Geschäft weiterzuentwickeln, wie eine Studie Fintech Mergers Acquisitions from Threat to Opportunity der weltweit tätigen Anwaltskanzlei White & Case belegt.
Demzufolge soll die Finanzbrache nach einer gewissen Flaute im Vorjahr in den nächsten zwei Jahren auf zahlreiche Übernahmen und Zukäufe von Fintechs zusteuern. Rund ein Drittel der befragten Entscheidungsträger aus der herkömmlichen Finanzwelt plant gemäß der Studie die Übernahme zumindest eines Fintech-Unternehmens. Ungefähr jeder zweite Befragte versucht, über Kooperationen Zugriff auf deren Technologie und Know-how zu erlangen. Unterschiedliche Unternehmenskulturen Laut der Studie sollen bei den Transaktionen vor allem Vertreter aus den Bereichen Kredite sowie Crowdfinanzierung im Fokus stehen.
Ebenfalls gefragt: Fintechs für virtuelle Währungen wie Bitcoin und Zahlungsverkehr. Es gibt aber laut der Studie auch Problemfelder: etwa große Unterschiede in den Unternehmenskulturen von Fintechs und klassischen Banken, die die Integration und Zusammenarbeit erschweren. Und die Bewertung der Fintechs, die mehr als acht von zehn Befragten für überzogen halten. Dennoch gehen rund 90 Prozent davon aus, dass die Preise zunächst weitersteigen werden. So viel Zuversicht führt auch zu Fehleinschätzungen. Derzeit befinden sich unter den Fintechs weltweit rund 20 sogenannte Unicorns (Einhörner), also junge Unternehmen mit einer Bewertung von zumindest einer Milliarde Dollar. Eines davon war die britische Powa Technologies, die jedoch im Vorjahr Insolvenz anmelden musste.