Japans Kampf gegen die Schulden

In keinem anderen wohlhabenden Industrieland ist der Schuldenberg so hoch: Selbst Griechenlands Staatsschuld lag auf dem Höhepunkt der Schuldenkrise bei geringeren 180 Prozent der Wirtschaftsleistung, die von Deutschland aktuell bei weniger als 70 Prozent.

Dass der japanische Staat trotz der hohen Schulden an den Märkten nicht unter Druck gerät, liegt daran, dass die Schulden weitgehend im eigenen Land gehalten werden: Mehr als 90 Prozent der japanischen Staatsanleihen befinden sich in den Händen japanischer Sparer und Investoren – und inzwischen eben auch in den Händen der Zentralbanker.

Nicht zu vergessen, das Land ist wirtschaftlich eine Supermacht, die industriellen Flaggschiffe wie der Autobauer Toyota dominieren die Weltmärkte. Die Menschen sind fleißig und gut ausgebildet, Schulen und Universitäten gelten als großteils hervorragend.

Wirtschaftspolitisch tritt das Land freilich seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, auf der Stelle. Nachdem Anfang der 1980er-Jahre eine riesige Immobilienblase geplatzt war und das Land seither nicht mehr so richtig auf die Beine kommt, wird zwar immer wieder von strukturellen Reformen gesprochen, umgesetzt wird wenig bis gar nichts.

Eines der größten Probleme des Landes ist die Demografie. Die Bevölkerung altert und schrumpft rasant. Jahr für Jahr scheiden rund eine Viertelmillion Japaner aus dem Arbeitsmarkt. Schätzungen zufolge könnte das 127-Millionen-Volk bis 2060 auf 86 Millionen schrumpfen.

Das Problem kennt auch die Regierung in Tokio. Aber nichts wäre in Japan unpopulärer als das Land für Zuwanderer zu öffnen. Mit der ließe sich auch der chronische Arbeitskräftemangel lindern. Das Inselvolk bleibt traditionell lieber unter sich. Dazu kommen historische Animositäten mit seinen Nachbarn, allen voran China.

Womöglich wird die Notenpresse in dem Fernostland sogar noch stärker angeworfen. Derzeit kochen Spekulationen hoch, ob Japan nicht eine Art ersten Feldversuch für die umstrittene Idee des «Helikoptergeldes» wagen sollte – eine ultra-expansive Geldpolitik. Der Kerngedanke dahinter lautet: Man sollte dem Verbraucher mit Geldgeschenken die Mittel direkt in die Hand geben, um seine Konsumausgaben und damit das Wachstum zu steigern. Allerdings jetzt schon übersteigt das Bruttoinlandsprodukt BIP die Staatsverschuldung um das Zweieinhalbfache. Ökonomen spekulieren, dass die Notenbanker dem Staat die Schulden erlassen könnten.

Luo Jie

Luo Jie

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