Italien: Zum ersten Mal geht die Staatsanwaltschaft gegen eine Bank vor.

Die Staatsanwaltschaft von Palermo nennt als Begründung für ihr Vorgehen gegen die Bank „Senatore Pietro Grammatico“ von Paceco (Provinz Trapani in Sizilien) die zahlreichen Vergehen gegen Geldwäsche-Gesetze, die Verfilzung mit Cosa Nostra und Freimaurer-Logen. antimafiaduemila.com

Die Ermittlungen gingen zunächst von den Beziehungen aus, die die Bank auch heute noch zu einem Mafioso (genannt „der Professor“) und seiner Familie unterhält. Dieser war schon 2002 wegen Zugehörigkeit zu einer kriminellen Vereinigung nach Art der Mafia verurteilt worden. Nach Aussagen von Kronzeugen gehöre „der Professor“ zu den mächtigsten Mafiosi im Raum von Paceco, im Hause seines Vaters habe ein Treffen zwischen dem heute meistgesuchten Mafioso in Italien Matteo Messina Denaro, Giovanni Brusca (heute Kronzeuge) und dem Mafioso Nicola Di Trapani stattgefunden. Der Bruder des „Professors“ war übrigens bei der Bank angestellt.

Bei den Ermittlungen setzte die Finanzpolizei eine spezielle Analyse-Software „Molecula“ ein, die neben Personen der Verwaltung und Bankkunden auch Personen identifizierte, die lediglich „Verbindungen“ zur Bank unterhalten. Die Software ermittelte darunter Personen mit Vorstrafen „wegen Mafia“ oder Personen, die in engem Kontakt stehen mit Personen, die ebenfalls schon einmal „wegen Mafia“ verurteilt wurden. Von 1600 Gesellschaftern oder Angestellten der Bank hatten 326 Probleme mit der Justiz, 11 davon wegen Vergehen im Rahmen der Antimafia-Gesetzgebung. Außerdem wurden verschiedene Konten ermittelt, die auf den Namen von nicht existierenden Personen eingetragen waren.

Man stieß auch auf eklatante Verstöße der Bank gegen die Anti-Geldwäsche-Gesetzgebung. Z.B. hatte die Schwägerin eines Mafioso (heute Kronzeuge) im Jahre 2008 120 000 Euro in bar abgehoben. Als die „Banca D’Italia“ (1) nach einer erfolgten Inspektion Begründungen für diese gegen das Gesetz verstoßende Aktion verlangte, antwortete das Geldinstitut, dass die Barabhebung genehmigt worden sei, da „man den Charakter der Klientin bestens kannte und da man sich damals in einer Finanzkrise befunden habe“. Der Zusammenbruch der Bank Lehman Brothers habe der Kundin Angst gemacht und sie veranlasst, ihr Kapital lieber in bar unter der Matratze verstecken zu wollen.
Ein weiterer merkwürdiger Vorgang war die Aufnahme eines Kredits über 237 000 Euro durch eine Person, die für die Staatsanwaltschaft im begründeten Verdacht steht, zur Mafia zu gehören. Die Bank genehmigte den Kredit und setzte fest, die Rückzahlung – und zwar von lediglich 135 000 Euro! – werde über 10 Jahre verteilt erfolgen. Auch in diesem Fall bestehen verwandtschaftliche Verbindungen: die Tochter des Kreditnehmers ist Angestellte der Bank.

Außerdem sei die Bank, so der ermittelnde Staatsanwalt von Palermo Lo Voi, unter anderen von Personen gegründet, geführt und verwaltet worden, die im Kontakt mit Mafia-Kreisen stünden oder zumindest als mafia-nah bezeichnet werden müssten.
Auch die zahlreichen Verbindungen zu Freimaurer-Logen (2) im Raum Trapani erwecken das Interesse der Ermittler. Staatsanwalt Lo Voi hat deshalb die „Verwaltung der Bank durch die Justiz“ für ein halbes Jahr beantragt und genehmigt bekommen.

(1) Italienische Zentralbank, die u.a. für Maßnahmen zur Verhinderung von Geldwäsche und von Terrorismus-Finanzierung verantwortlich ist.

(2) Trapani und Provinz sind eine Freimaurer-Hochburg: Dort gibt es 19 offizielle Logen mit 500 Mitgliedern. Nicht erfasst sind die „okkulten“ Logen und deren Mitglieder.
Alte Dame versteckt Bargeld unter der Matratze

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