Am Devisenmarkt in Mumbai bringt der angekündigte Rücktritt des indischen Notenbankpräsidenten Raghuram Rajan die Rupie unter Druck. Er werde nach dem Ablauf seiner dreijährigen Amtszeit im September zurücktreten, sagte Rajan am Wochenende. Der scheidende Notenbankchef setzt sich für eine stabile Rupie zum US-Dollar ein und kämpft für eine sinkende Inflation. Dagegen zeigt sich der indische Aktienmarkt von der Ankündigung Rajans unbeeindruckt, der BSE legt um 0,2 Prozent zu.
Zu Prime Minister Modi wurde Rajan eine gutes Arbeitsverhältnis nachgesagt. Finanzminister Arun Jaitley attestierte dem noch von der Vorgängerregierung eingesetzten Notenbankgouverneur, „gute Arbeit“ geleistet zu haben. Auch unter Investoren genoss der frühere Chefökonom des Internationalen Währungsfonds (IWF) hohe Wertschätzung. Viel Lob erntete er etwa für seinen als souverän gewürdigten Umgang mit der schwersten Währungskrise des Landes seit zwei Jahrzehnten. Ferner trug er maßgeblich dazu bei, dass die Teuerung durch ein offizielles Inflationsziel in Schach gehalten werden soll. Unvollendet bleiben allerdings zwei weitere Projekte: die Sanierung des hoch verschuldeten Bankensektors und die Schaffung eines geldpolitischen Ausschusses, der innerhalb der Zentralbank die Höhe der Zinsen bestimmt. Schon bei seinem Amtsantritt 2013 war Rajan von heimischen Medien als „Rockstar“ und „James Bond“ gefeiert worden.
Für scharfe Kritik im Regierungslager sorgte allerdings, dass die Zinsen in Indien deutlich höher sind als in anderen Teilen der Welt. Zudem wurde Rajan Einmischung in die Politik vorgeworfen. Analysten gingen davon aus, dass sein Weggang am Montag für Unruhe an den indischen Finanzmärkten sorgen wird.