Frauen bleiben Ausnahme in der Chefetage. Mehr als eine Frau im Vorstand findet sich in keinem der heimischen börsennotierten Unternehmen, in fast 90 Prozent der Vorstandsgremien sitzen überhaupt nur Männer
„Gemischtgeschlechtliche Führungsteams sind nachweislich erfolgreicher.“ Elfriede Baumann, Partnerin bei EY Österreich spricht aus, was ohnehin bekannt ist. Vorgedrungen ist diese Erkenntnis hierzulande bislang erst in einige wenige Branchen, wie das Beratungsunternehmen EY in einer aktuellen Studie erhoben hat.
Mehr als eine Frau im Vorstand findet sich in keinem der heimischen börsennotierten Unternehmen, in fast 90 Prozent der Vorstandsgremien sitzen ausschließlich Männer. Weibliche Vorstandsvorsitzende gibt es überhaupt nur in zwei Unternehmen – bei der BKS Bank AG und dem Kräuterlikörhersteller Gurktaler AG.
Vergleicht man die Branchen, ist der Frauenanteil derzeit im Immobilienbereich mit zehn Prozent am höchsten. Mit je fünf Prozent stehen die Automobilbranche und der Bereich Konsumgüter gleichauf auf Platz zwei. Dürftige vier Prozent sitzen in der Industrie und im Rohstoffbereich im Vorstandssessel. In den Bereichen Energie, Informationstechnologie, Telekommunikation und Transport/Logistik gibt es hingegen kein einziges weibliches Vorstandsmitglied.
Höherer Anteil im Aufsichtsrat
Etwas besser sieht es hingegen in den Aufsichtsräten aus: Von insgesamt 612 Aufsichtsratsmitgliedern sind 100 Frauen – das entspricht einem Anteil von 16 Prozent. In zwei von drei Unternehmen schaffte es zumindest eine Frau in das Aufsichtsgremium. Bei zwei von fünf Unternehmen (39 Prozent) sind mindestens zwei Aufsichtsratsmitglieder weiblich.
„Unternehmen suchen mittlerweile aktiv nach weiblichen Aufsichtsräten. In diesem Bereich passiert momentan viel, und es eröffnen sich neue Chancen für Frauen“, ist Baumann positiv gestimmt. Die meisten weiblichen Aufsichtsratsmitglieder finden sich erstaunlicherweise in der eher als männlich geltenden Transport-und-Logistik-Branche (26 Prozent), gefolgt von der Finanzbranche (21 Prozent) und dem Bereich Telekommunikation (20 Prozent). In der Autobranche bleiben die männlichen Aufsichtsorgane offensichtlich gerne unter sich: Der Frauenanteil liegt dort bei acht Prozent.
Österreich hinkt nach
Was die Gesamtzahlen der Frauen in den Vorstandsetagen betrifft, so bleiben sie die Ausnahme. Mit dem Stichtag 30. Juli 2015 waren nur neun von insgesamt 214 Vorstandsmitgliedern weiblich. Das entspricht einer Quote von 4,2 Prozent. Österreich liegt beim Frauenanteil in den Chefetagen börsennotierter Unternehmen sogar hinter Deutschland. Dort liegt der Anteil weiblicher Führungspersonen nach aktuellen Zahlen bei 5,4 Prozent.
Dennoch verortet Baumann einen Mentalitätswandel. Das Thema Gleichstellung sei in den Mittelpunkt gerückt, Unternehmen hätten ihre Bemühungen diesbezüglich verstärkt.
AK-Studie mit ähnlichem Ergebnis
Bereits Anfang 2015 kam die Arbeiterkammer-Studie „Frauen.Management.Report“ zu einem ähnlichen Ergebnis. Der Frauenanteil in der Geschäftsführung der 200 umsatzstärksten Unternehmen in Österreich lag damals bei 5,9 Prozent. Selbst in Branchen wie dem Handel, wo viele Frauen beschäftigt werden, ist die Spitze männerdominiert. Am besten schnitt laut der AK-Untersuchung noch der Dienstleistungssektor ab, wo der Anteil von Frauen an der Unternehmensspitze elf Prozent betrug.
Frauen Management Report 2015