Feiert der Euro ein überraschendes Comeback?

Der Kursrutsch des Euro an den Devisenmärkten ist gestoppt. Analysten rücken von ihrer Prophezeiung der nahenden Parität zum Dollar ab. Langfristig spricht vor allem eins für die Gemeinschaftswährung.

Daniel Eckert berichtet: Plötzlich will kaum jemand mehr davon reden. Zumindest nicht mehr so laut. Noch im Frühjahr gab es an den Devisenmärkten ein emotionales Thema: Die kommende „Parität“, also der Kurs-Gleichstand von Euro und Dollar. Damals, nachdem EZB-Chef Mario Draghi sein milliardenschweres Anleihen-Kaufprogramm verkündet hatte, senkten Analysten reihenweise den Daumen über die Gemeinschaftswährung.

Schon Ende 2015 würde es den Euro für einen Dollar geben. Manche sprachen gar von einer sich beschleunigenden Kapitalflucht. Das europäische Geld werde verramscht. Doch seit diesem Sommer ist einiges anders. Nicht nur im Börsencrash hat sich der Euro wacker geschlagen, er zeigt auch eine erstaunliche Robustheit gegenüber mauen Konjunkturnachrichten aus der Währungsunion. „Die Parität ist immer noch möglich, aber nicht mehr so wahrscheinlich wie noch vor ein paar Monaten“, sagt Carsten Brzeski, Chefökonom der ING DiBa. Das Wall-Street-Haus Morgan Stanley sah den Euro im Frühjahr binnen eines Jahres auf einen Dollar sinken. Inzwischen rechnet die für ihr aufwendiges Devisenresearch bekannte US-Investmentbank damit, dass der Kurs-Gleichstand erst sehr viel später kommen wird: ungefähr Ende 2016. Für die nächsten Wochen erwarten die Morgan-Stanley-Experten nun sogar eine leichte Aufwertung der Einheitswährung.

Währungsprognosen sind knifflig
Für die deutschen Verbraucher und Sparer ist der Euro-Wechselkurs eine finanzielle Größe von immenser Bedeutung. Ein fester Euro verbilligt Importe wie zum Beispiel Erdöl und andere Rohstoffe – weswegen gerade Autofahrer an einer starken Währung interessiert sein sollten. Ein fester Euro macht auch den Urlaub im Ausland billiger. Allerdings mindert eine Aufwertung auch die Gewinne unserer Exporteure, weswegen ein zu hoher Euro-Kurs den Dax belastet.
Nach Berechnungen der Nachrichtenagentur Bloomberg haben die Analytiker ihre Euro-Prognosen allein im vergangenen Monat um zwei Cent nach oben genommen. Im Mittel verorten die Ökonomen den Euro nun Ende 2015 bei 1,07 Dollar, wobei die tiefste Prognose bei 0,96 Dollar liegt und die höchste 1,17 Dollar. Die Vorhersage von Wechselkursen zählt zu den schwierigsten Aufgaben der Ökonomenzunft. Die Entwicklung am Devisenmarkt wird vorwiegend von den Zinsniveaus in den einzelnen Währungsräumen bestimmt, aber auch Konjunkturzyklen spielen eine Rolle. Dazu kommen spekulative Geldströme. Um die Sache weiter zu komplizieren, wirken die einzelnen Faktoren gegenseitig aufeinander ein, wie bei einem Mobile: Es ist nicht möglich, eine Figur zu bewegen, ohne dass die anderen ebenfalls in Schwingung geraten. Dazu kommen Interpretationen und Ideologien.
Der Euro feiert völlig ueberraschend sein Comeback
EU-Pigs

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