US-Notenbank erhöht Leitzins um 0,25 Prozent. Leittragende der eher gemäßigten Erklärung sind Finanztitel. Auch der Dollar büßt ein. US-Präsident Trump dürfte die Zins-Entscheidung nicht freuen.
Sie will damit die Inflation kontrollieren.
Ganz im Gegensatz zur ultra-lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank zieht die Federal Reserve (Fed) die Zügel weiter an: Der Zinssatz, zu dem sich US-Banken gegenseitig Geld leihen, steigt um 0,25 Punkte auf ein Niveau von 0,75 bis 1,0 Prozent, wie die US-Notenbank in Washington mitteilte.
Die Zinsanhebung kommt nicht überraschend – sie war von Notenbankchefin Janet Yellen im Vorfeld angedeutet und von den Finanzmärkten erwartet worden. Die Fed begründete ihn mit der anhaltend guten Situation auf dem US-Arbeitsmarkt sowie der anziehenden Inflation. „Wir erwarten, dass die Arbeitslosenquote weiter sinkt und sie für weitere Jahre niedrig bleibt“, sagte Yellen. „Die ganz einfache Botschaft ist: Der Wirtschaft geht es gut.“
Die Fed deutete an, dass im laufenden Jahr bei anhaltend positiver Wirtschafts- und Arbeitsmarktlage bis zu drei weitere Zinsschritte möglich seien. Die Notenbank geht davon aus, dass die Leitzinsen bis zum Jahresende auf bis zu 1,6 Prozent und bis Ende 2019 auf 3,0 Prozent steigen werden. Yellen legte jedoch Wert auf die Feststellung, dass die Fed weiterhin um eine moderate Politik bemüht ist: „Ob es am Ende eine Erhöhung mehr oder weniger ist, ändert nichts an der moderaten Ausrichtung“, sagte sie.
Welche Geldpolitik will Trump?
Den Plänen von US-Präsident Donald Trump kämen niedrige Zinsen gelegener: Ist der Dollar schwach, können US-Firmen billiger exportieren – und die von Trump ungeliebten Importe würden tendenziell teurer. Trump will außerdem das immense Handelsdefizit der USA vor allem gegenüber China, aber auch Ländern wie Japan und Deutschland, dezimieren. Die Zinserhöhung könnte den US-Dollar nun jedoch im Vergleich zu anderen Währungen wie etwa dem Euro weiter stärken und US-Exporte auf dem Weltmarkt weniger wettbewerbsfähig machen.
Durch die Entscheidung der Fed geht die Zinsschere zwischen den USA und der Eurozone noch weiter auseinander. Die Europäische Zentralbank hatte vergangene Woche noch erklärt, ihr Programm von Anleihekäufen fortzusetzen. Damit wird die Geldpolitik weiter gelockert.
Schuldenobergrenze ist erreicht
Die Zinserhöhung in den USA könnte auch das Wachstum der derzeit florierenden US-Wirtschaft bremsen – das wäre vor allem für die Bewältigung des immensen Schuldenproblems ein Rückschlag. Die USA erreichen am Donnerstag ihre Schuldenobergrenze und müssen vorübergehend wohl mit Hilfe besonderer Maßnahmen des Finanzministeriums wirtschaften.
Trump will die US-Wirtschaft mit massiven Steuererleichterungen und einem gigantischen Infrastrukturprogramm ankurbeln, was potenzielle inflationäre Risiken birgt. Der Fed-Offenmarktausschuss kündigte lediglich an, die Entwicklung der Inflationsrate sorgfältig im Auge zu behalten. Derzeit nähere sich die US-Inflation dem Niveau von zwei Prozent an. Die Fed sieht in dieser Marke den besten Wert für Preisstabilität und eine gesunde Arbeitsmarktsituation. Die Zinssteigerung ist das Instrument der Notenbanken, um den Inflationsanstieg abzubremsen.
Politik durch die Hintertür?
Offiziell ist die Federal Reserve unabhängig und trifft ihre Entscheidungen ausschließlich nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten – nicht nach politischen. Andererseits: Viele Experten gehen davon aus, dass Yellen, die von Trumps Vorgänger Barack Obama eingesetzt worden war, keine weitere Amtszeit vergönnt sein wird. Ihr Vertrag läuft 2018 aus. Dann könnte Trump jemanden ins Amt holen, auf den er zumindest hinter den Kulissen mehr Einflussmöglichkeiten besitzt.