David Folkerts-Landau, der Chefvolkswirt der Deutschen Bank kritisiert die Europäischen Zentralbank. Den Kauf von Unternehmensanleihen hält er für einen Fehler.
Auch zum jüngsten Programm der EZB äußerte Folkerts-Landau sich ausgesprochen kritisch, er nannte es einen „Akt der Verzweiflung“. Seit Mittwoch kauft die EZB Anleihen von Unternehmen aus der Eurozone für geschätzte 3 bis 5 Milliarden Euro im Monat. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete unter Berufung auf anonyme Quellen, die EZB habe bereits am ersten Tag des Programms etwa Anleihen von Siemens, der belgisch-brasilianischen Brauerei AB Inbev und des französischen Autoherstellers Renault gekauft. Organisiert werden diese Anleihekäufe über die nationalen Notenbanken von Deutschland, Frankreich, Belgien, Finnland, Italien und Spanien. Von Mitte Juli an soll jede Woche eine Liste der Papiere veröffentlicht werden, die von der EZB angekauft wurden.
Folkerts-Landau sagte, die EZB trete in diesem Programm als ein großer Spieler auf einem kleinen Markt auf. Der Preismechanismus werde zerstört. Zudem gehe das Geld nur an Unternehmen mit gutem Rating (mindestens „BBB“), die auch ohne Hilfe an Kredite kämen. Die Folge sei, dass Unternehmen neue Anleihen auflegten, diese an die EZB verkauften und für das Geld eigene Aktien zurückkauften: „Am Ende hat man vor allem eines: mehr Schulden.“
Allgemeine Infos über EZB
Die Europäische Zentralbank (EZB) wurde 1998 als gemeinsame Währungsbehörde der Europäischen Währungsunion gegründet und hat ihren Sitz in Frankfurt am Main. Präsident der EZB ist seit 1. November 2011 der Italiener Mario Draghi.
Die Aufgaben der EZB
Zu den wichtigsten Aufgaben der EZB gehören die Regulierung der Geldmenge und die Überwachung des europäischen Bankensystems. Ihr Ziel ist es, größere Schwankungen des Geldwertes zu verhindern und das Preisniveau in der Eurozone stabil zu halten. Ihr wichtigster Steuerungsmechanismus ist dabei der Leitzins, der bestimmt, zu welchem Zinssatz die nationalen Geschäftsbanken Geld leihen können. Damit beeinflusst die EZB die konjunkturelle Entwicklung in der Eurozone und die Inflationsrate. Weitere wichtige Steuerungsinstrumente sind die Festlegung der Mindestreserve und die Intervention am Devisenmarkt.