Der Präsident der Antimafia-Organisation stellt das Ergebnis einer aktuellen Umfrage zu Mafia und Korruption vor
Eine Sektion der Antimafia-Organisation Libera (LiberaIdee) hat in Rom das Ergebnis ihrer letzten Umfrage zur Wahrnehmung von Mafia und Korruption in Italien vorgestellt. 10 343 Personen wurden befragt und 100 Interviews wurden mit Organisationen aus der Arbeitswelt geführt. Das Ergebnis ist besorgniserregend, ja erschreckend!
75% der Italiener geben an, dass die Mafia in der ganzen Welt tätig ist, aber für Italien sehen sie keinen Grund zur Besorgnis, denn das Problem konzentriere sich in ihrem Land auf den Süden.
38% der Befragten sagen aus, dass die Anwesenheit der Mafia in ihrem Umfeld besorgniserregend und eine Gefahr für die Gesellschaft sei, während 52% angeben, dass für sie die Mafia nur ein Randproblem sei oder dass die Anwesenheit der Mafia in ihrem Umfeld zwar ein Problem, aber nicht gefährlich sei.
Insgesamt nimmt man in Italien die Mafia sehr wohl als global präsent wahr, was aber dazu führt, dass man das Problem für undefinierbar und weit entfernt von der eigenen Lebenswelt hält. Lediglich 8,5% der befragten Personen meinen, dass die Mafia in ganz Italien aktiv sei, und 7,5% glauben sogar, die Mafia komme nur in Büchern vor.
Diese letztgenannten Daten werden als besonders besorgniserregend gewertet, da sie vor allem in den nördlichen Regionen erhoben wurden, die die italienische Wirtschaft am Laufen halten, obwohl zahlreiche Mafiaprozesse in den großen Städten Norditaliens eigentlich etwas anderes aussagen.
Viel größere Sorgen macht den Befragten die Korruption: 70% sagen aus, dass das Zahlen von Schmiergeld ziemlich verbreitet sei. 90% sagen über sich, sie seien diesbezüglich pessimistisch. 30% erklären, dass man von ihnen schon einmal Bestechungsgeld verlangt habe, wenn man den Süden für sich betrachtet, dann steigt die Rate auf 40%.
Zum Thema Korruption und Politik äußern sich 50% der Italiener dahingehend, dass Politiker korrupt seien und die Schuld an Korruption und Kriminalität bei ihnen zu suchen sei. Lediglich 11,8% sagen, sie engagierten sich politisch, während 53% berichten, dass sie sich über die Politik informieren, aber kein Interesse hätten, aktiv teilzunehmen. Die restlichen 34% sagen, man solle die Politik denen überlassen, die etwas davon verstehen, oder Politik sei ihnen einfach egal oder sie empfänden nur noch Abscheu vor Politikern. Nur 20% halten es für wichtig, zur Wahl zu gehen, um vertrauenswürdige Kandidaten in ihrem Kampf gegen die Korruption zu unterstützen. Abgesehen von der Politik haben etliche auch den Glauben an die Justiz (12,4%) und an die Polizei (17%) verloren. 7,8% sagen, dass der Normalbürger ja eh nichts machen könne gegen Korruption und Kriminalität.
Die Präsentation der Umfrage erfolgte in Anwesenheit des Präsidenten von Libera, Don Luigi Ciotti, des nationalen Antimafia-Staatsanwalts De Raho und des Präsidenten der ANAC (Antikorruptionseinheit) Cantone, die sich anschließend sehr beunruhigt, alarmiert, entsetzt über das Ergebnis äußerten.
Welches Ergebnis hätte eine solche Umfrage wohl bei uns in Deutschland?….
Antimafiaduemila.com
Corriere.it
Ich bin Optimist! Ich sehe, das Glas ist halb voll – mit Scheiße.