Die Spur des Geldes:

Wie negative Zinsen die Krisenkosten verschleiern.

Der Westen steuert auf dauerhaft negative Realzinsen zu. So bürdet die Politik den Sparern die Kosten der Finanzkrise auf. Da war man bei der Wiedervereinigung noch ehrlicher – der Solidaritätszuschlag wird wenigstens auf dem Gehaltszettel ausgewiesen.

Ein Gedankenspiel. Sie haben eine Schuld, die Sie zwar bedienen, aber nicht tilgen müssen. Denken Sie an die reinen Zins-Hypotheken, die in Amerika und Großbritannien während der Krise üblich waren. Nach Ablauf der Hypothek verkaufen die Eigentümer ihre Wohnung oder ihr Haus mit Gewinn, so die Hoffnung, und tilgen dann die Hypothek in einem Wurf. Ähnlich ist es mit Staatsanleihen: Sie werden in der Regel nicht getilgt, sondern bei ihrer Fälligkeit durch neue Schuldverschreibungen ersetzt. Solange das Wachstum stimmt, ist das für die Staaten kein Problem: In Relation zur steigenden Wirtschaftsleistung wird dann eine nominal konstante Staatsschuld immer kleiner.

Wer nicht tilgen muss, hat mehr Spielräume für höhere Kredite. Was passiert aber, wenn die Zinsen auf null fallen? Wie hoch wäre dann der theoretisch maximale Kredit? Die Antwort lautet: unendlich. Wenn sie nicht tilgen müssen und keine Zinsen zahlen, dann ist es Jacke wie Hose, ob Sie schuldenfrei sind oder so viel Schulden wie Griechenland haben. Keine Zinsen, keine Tilgung, kein Problem.

Was passiert aber, wenn die Zinsen negativ werden? Mit dem Word „unendlich“ wird man dieser Situation gar nicht mehr gerecht. Ähnlich wie das Konzept eines parallelen Universums sprengt eine Welt permanent negativer Zinsen unsere Vorstellungskraft.

Und genau das passiert im nächsten Monat. Ab Juni kommen die negativen Zinsen zu uns, wenn ich Mario Draghi letzten Donnerstag richtig verstanden habe. Im nächsten Monat plant die Europäische Zentralbank (EZB) eine Senkung des Zinssatzes, den Banken erhalten, wenn Sie überschüssiges Geld auf ihrem Konto bei der EZB parken. Dieser Satz liegt momentan bei exakt null Prozent. Wenn er negativ wird, dann müssen die Banken Zinsen für ihre Einlagen zahlen. Sie werden dann andere, für sie günstigere Wege suchen, ihr überschüssiges Geld loszuwerden. Die Hoffnung ist natürlich, dass sie mehr Kredite vergeben und damit die Wirtschaft ankurbeln.
Die Spur des Geldes Wie negative Zinsen die Krisenkosten verschleiern

www.inkcinct.com.au

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Ein Gedanke zu „Die Spur des Geldes:

  1. Vielen Dank für den informativen Artikel zu Krediten. Mir gefällt die Zeichnung zu den Krediten besonders gut- sie spiegelt die momentane Kredit Lage sehr gut wider. Auch weil ein Kaktus im „ausgtrockenten Land“ wächst, finde ich die Illustration gut gelungen. Man kann nur hoffen, dass bald wieder mehr Kredite angeboten werden.

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