Die Generalin von Kabul

Die Generalin von Kabul ist bereit für die Taliban

Die erste Polizeichefin Afghanistans will mehr Frauen in Uniform bringen. Sie warnt vor Zugeständnissen an die Taliban und vor einer Rückkehr der „schwarzen Zeit“, in der auch sie leiden musste.

Auf afghanischen Schulbänken sitzen heute bis zu 37 Prozent Mädchen. Das ist einer der Erfolge seit der US-geführten Invasion 2001

Brigadegeneralin Dschamila Bajas, erste Polizeichefin Afghanistans, leitet den Bezirk 1 in Kabul.  „Wir brauchen einfach noch viel mehr Frauen bei der Polizei“,sagt sie.
Im Mandawi-Basar von Kabul, mitten im glitzernden, stinkenden, duftenden Chaos, steht wie eine Burg das Polizeirevier Nummer 1. Eine hohe Mauer schützt es, gepanzerte Jeeps parken im Hof. In einem kleinen, verwilderten Garten erholen sich Beamte mit Kalaschnikows. Im obersten Stockwerk sitzt ein übergewichtiger Uniformierter mit Schnauzbart auf einem Stuhl und bewacht eine Bürotür. Es muss schwer sein, im Halbdunkel des Korridors nicht einzuschlafen, doch dann fliegt die Tür auf, und der Polizist schnellt so plötzlich von der Sitzfläche empor in Habachtstellung, dass sein Sturmgewehr scheppert. Wo Brigadegeneral Dschamila Bajas erscheint, bewegen sich die Dinge. Vier Leibwächter hechten der Generalin hinterher. Einer ruft eilig Anweisungen in ein Funkgerät, während es die Treppe hinuntergeht. Dschamila Bajas wartet auf niemanden mehr.
Warum sie es als bisher einzige Frau in Afghanistan geschafft hat, Polizeichefin zu werden? Bajas spricht nicht gern über ihre Qualitäten. Ihr starker Kiefer über dem Knoten des Kopftuchs mahlt kurz hin und her. Dann antwortet sie trocken: „Weil ich eben schon sehr lange dabei bin. Schließlich arbeite ich seit mehr als 30 Jahren bei der Polizei.“ Volle drei Jahrzehnte? „Nicht ganz, natürlich. Unter den Taliban musste ich fünf Jahre zu Hause bleiben. Wie alle Frauen“, sagt die 50-Jährige.
Die Generalin von Kabul ist bereit für die Taliban
Oberst Dschamila Bajas erste Polizeichef

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