Mieten landen in der Karibik

 

Die Rendite-Krieger

Von maroden Wohnungen in einer saarländischen Stadt führen die Spuren des Eigentümers bis in die schottischen Highlands: Dort residiert der Gordon-Clan, dem ein riesiges Portfolio von Immoblien in Europa gehört. Die gemeinsame Recherche des Saarländischen Rundfunks und von CORRECTIV deckt ein komplexes und intransparentes Firmen-Netzwerk auf. Über Bravehearts Kampfgefährten und Gottes Profit-Missionare.

 

Fahmi Quadir wettet gegen die Bösewichte der Finanzbranche

Fahmi Quadir wettet gegen die Bösewichte der Finanzbranche.

 

 

 

 

Wirecard eine riesige digitale Geldwaschmaschine:

 

“Wir waren überzeugt, dass Wirecard eine riesige digitale Geldwaschmaschine war”, sagt die Hedgefonds-Managerin im BR-Interview für “Die Story im Ersten: Der Fall Wirecard – Von Sehern, Blendern und Verblendeten”.

Doch statt Wirecard nahmen die deutschen Behörden lange Zeit die Kritiker des Unternehmens ins Visier. Nach einem Einbruch der Aktie, der Anfang 2019 auf mehrere kritische Artikel der “Financial Times” gefolgt war, zeigte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) Journalisten der Zeitung an und erließ ein Shortselling-Verbot für Aktien des Unternehmens.
Fahmi’s Brief an die Bafin: Safkhet Capital to BaFin on Short Sale Ban

Die BaFin begründete ihre Entscheidung damit, dass die Wetten auf einen fallenden Wirecard-Kurs eine “ernstzunehmende Bedrohung für das Marktvertrauen in Deutschland” darstellten.

Die erst 30-jährige Hedge-Fund-Managerin Fahmi Quadir hat bereits mehrmals mit Erfolg auf fallende Kurse von etablierten Unternehmen gesetzt. Ihr Ziel: Sie möchte gegen Wirtschaftskriminalität vorgehen und betrügerische Firmen entlarven.

In dieser Podcast-Episode: Podcast/Fahmi-Quadir

Eigentlich strebte die Tochter von Einwanderern aus Bangladesh eine akademische Karriere an. Mathematikerin wollte sie werden. Oder Biologin. Aber auf keinen Fall wollte die heute 30-Jährige in der Finanzbranche arbeiten. Heute kann sich die Gründerin von Safkhet Capital nichts anderes mehr vorstellen. Ihr Unternehmen gründete sie vor drei Jahren mit 27. Einer breiten Öffentlichkeit wurde sie bereits vorher bekannt, als sie im Valeant-Skandal die Leerverkäufe gegen den US-Pharmakonzern steuerte. Mit ihrem eigenen Unternehmen begann sie 2018 auf fallende Kurse bei Wirecard zu wetten. Damals kosteten die Papiere des deutschen Unternehmens fast 200 Euro, heute einige wenige Cent. Entsprechend hoch ist ihr Profit. Quadir sagt, sie wolle mit ihrer Arbeit gegen Wirtschaftskriminalität vorgehen.

Was treibt die junge Frau an? New-York-Korrespondent Christof Leisinger hat Fahmi Quadir getroffen. Im «Akzent»-Gespräch mit David Vogel erzählt er vom ungewöhnlichen Weg der Short-Sellerin. Wirecard-Shortseller

Im Wirecard-Skandal hat Staatsanwaltschaft München die Verfahren gegen zwei Journalisten der “Financial Times” eingestellt. Die Berichterstattung der Beschuldigten sei grundsätzlich zutreffend gewesen.

Harm Bengen
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Geldwäsche-Paradies Deutschland – Warum versagt der Staat?

Wirtschaftskriminalität:
Geldwäsche-Paradies Deutschland – Warum versagt der Staat?
Schwarzgeld aus Organisierter Kriminalität oder Steuerhinterziehung muss weißgewaschen werden. Das geht gut in Deutschland. Der Staat versucht seit Jahren, effizienter dagegen zu kämpfen. / Von Beate Krol

Der Gestank von Korruption und Geldwäsche

wird noch lange Zeit über den Banken schweben.
Reutersberichtet: Die Banken-Titel, auch CS und UBS, geraten weltweit unter Druck, nachdem Dokumente über angebliche Geldwäscherei veröffentlicht wurden.

«Wenn es um Geldwäscherei geht, wird in der Schweiz stets nur das absolute Minimum umgesetzt, das man aufgrund von Druck aus dem Ausland zwingend machen muss», sagte der frühere Leiter der Schweizer Meldestelle für Geldwäscherei(MROS) in einem Interview in den Tamedia-Zeitungen von Montag. Für einen Autokraten, der die Rechtshilfe unterbinden könne, sei die Schweiz eines der sichersten Länder für sein Geld. Denn ohne Rechtshilfe eines Staates könne die Schweiz keine Gelder einziehen.

Ein Regime kontrolliere auch das Justizsystem. Es werde nicht mögliche Beweise für Korruption in die Schweiz schicken, wenn eigene Leute in den Fall verwickelt seien. «Aber ohne Beweise können die Schweizer Staatsanwälte die Geldwäscherei nicht verfolgen. Der Fall wird eingestellt.» Bei Verurteilungen wegen Geldwäscherei handle es sich vor allem um Kleinstfälle. «Die grossen Geldwäscher bleiben häufig unangetastet», sagte Thelesklaf.

Der Bund und die drei Kantone Zürich, Genf und Tessin hätten 2015 zusammen 190 Millionen Franken beschlagnahmt. Im selben Jahr meldeten die Banken aber 25-mal mehr verdächtige Vermögen, nämlich 4,8 Milliarden Franken, so Thelesklaf. Seit 2016 meldeten sie sogar zwölf bis 17 Milliarden Franken pro Jahr. „Die Schweizer Behörden können also nur einen winzigen Bruchteil der gemeldeten Gelder einziehen.“

Beweislastumkehr gefordertThelesklaf fordert daher eine Beweislastumkehr. «Wenn der Sohn eines Ministers aus einem korrupten Land 50 Millionen in die Schweiz bringt, und das auch noch versteckt hinter Offshore-Firmen, dann müssen wir sagen können: Bitte beweis uns, dass du dieses Geld legal erworben hast.»

Und wenn er den Beweis nicht erbringen könne, «müssen wir das Geld einziehen und ein Geldwäschereiverfahren führen können – auch ohne vorherige Verurteilung wegen einer kriminellen Vortat.» Grossbritannien und Deutschland etwa setzten dieses Instrument bereits ein, sagte Thelesklaf.

Die Kurse fallenDie Medienberichte haben die Deutsche Bank und andere grosse Institute in Europa und den USA unter Druck gesetzt. Die Aktien der Geldhäuser verloren am Montag an den Börsen von Hongkong bis New York deutlich an Wert. Auch die Aktien von UBS und CS gerieten ins Taumeln.

Anleger fürchten sich vor weiteren Geldbussen und einem Imageverlust für die ohnehin durch die Corona-Krise stark gebeutelten Banken. Die Deutsche Bank wies den Vorwurf zurück, Vorstandschef Christian Sewing habe eine Verantwortung für die Vorgänge. Ein Recherche-Netzwerk unter Führung des Online-Magazins «BuzzFeed» berichtete unter Berufung auf umfangreiche Datensätze aus dem US-Finanzministerium, Banken aus aller Welt hätten jahrelang trotz strenger Vorschriften Risikokunden aus dem kriminellen Milieu akzeptiert und für sie Überweisungen in Milliardenhöhe ausgeführt.

Die Aktien der Deutschen Bank waren mit einem Minus von gut acht Prozent größter Verlierer im Leitindex Dax. Die Titel von HSBC und Standard Chartered rutschten in London und Hongkong auf den tiefsten Stand seit zwei Jahrzehnten. An der Wall Street verloren JPMorgan und Bank of New York Mellon im vorbörslichen Handel jeweils rund drei Prozent. Die Institute gehören zu den Banken, deren Namen häufig in den «FinCEN-Files» genannten Dokumenten auftaucht, die «BuzzFeed» nach eigenen Angaben zugespielt wurden.

«Der Gestank von Korruption und Geldwäsche wird noch lange Zeit über den grössten Banken schweben», sagte Chefanalyst Neil Wilson vom Brokerhaus markets.com. Noch sei unklar, inwieweit die Vorwürfe neu seien und ob sie durch bereits erfolgte Strafen der Aufsichtsbehörden abgedeckt seien.

Diese Berichte könnten zu einer Flut von Rechtsansprüchen gegen Banken führen, sagte der für Wirtschaftskriminalität zuständige Anwalt Sam Tate von der Kanzlei RPC. Auch das Vertrauen zu den Aufsichtsbehörden sei untergraben worden. Aktienspezialist Robert Halver von der Baader Bank sagte, wichtig sei nun rasche Aufklärung. «Skandale bei Banken sind immer negativ, gerade für deutsche Banken, die generell im Wettbewerb nicht gerade gut dastehen.»

Falsch sagt die Deutsche BankDie Deutsche Bank wies den Vorwurf zurück, Sewing sei für die späte Aufdeckung der in den Berichten genannten Geschäfte verantwortlich. «Diese Andeutung ist konstruiert und falsch», sagte Banksprecher Jörg Eigendorf zu Reuters TV. «Sewing war weder an der Prüfung damals indirekt oder direkt beteiligt.» In seiner Zeit in der Konzernrevision, für die er vor seiner Berufung zum Vorstandschef im April 2018 jahrelang verantwortlich war, habe er die Abteilung neu aufgestellt und auch mit dem Aufbau dieser begonnen. Zudem habe die Bank viel Geld in den Ausbau interner Kontrollen zur Vermeidung von Geldwäsche investiert.

Die Mitarbeiterzahl sei seit 2013 um 1000 auf 1500 erhöht worden. «Wir nehmen den Kampf gegen Geldwäsche und natürlich auch gegen Kapitalflucht sehr, sehr ernst.» Die gemachten Vorwürfe seien nicht neu und der Bank und den Aufsehern bekannt. Das Institut hat bereits mehrere hundert Millionen Dollar an Strafen für Verfehlungen im Kampf gegen Geldwäsche gezahlt.

Auch die Commerzbank wies die Berichte zurück. Laut «BuzzFeed News Deutschland» seien in den Dokumenten insgesamt rund zwei Milliarden Euro verdächtiger Zahlungen der Commerzbank zu finden. Die genannten Themen seien bekannt und beruhten auf Verdachtsmeldungen, die die Commerzbank überwiegend im Zeitraum 2010 bis 2016 an die Aufsichtsbehörden getätigt habe, erklärte das Frankfurter Institut. Seit 2015 sei das globale Compliance Management personell verstärkt worden und die Bank habe mehr als 800 Millionen Euro investiert.

Die in der britischen Finanzmetropole London ansässige Bank HSBC teilte mit, die Vorgänge seien bekannt und das Institut konzentriere sich seit Jahren auf den Kampf gegen Finanzbetrug. Die ebenfalls in London beheimatete Standard Chartered teilte mit, umfangreiche Maßnahmen ergriffen zu haben. Die deutsche Finanzaufsicht BaFin und die Europäische Zentralbank (EZB) wollten sich nicht äussern.

Harm Bengen
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Whistleblower-Schutz!

EU-Whistleblowing-Richtlinie: Für den Schutz von freier Meinungsäußerung und Pressefreiheit

Cum-Ex, Wirecard, Panamapapers, Rechtsextreme bei der Bundeswehr, Kieler Rockeraffäre, missbräuchliche Personenabfragen von hessischen Polizeicomputern: erst dank medialer Berichterstattung wurden in diesen Whistleblowing-Fällen Täter*innen zur Rechenschaft gezogen und politische Konsequenzen folgten. Zuvor hatten organisationsinterne Hinweise keine Auswirkungen. Als journalistische Quellen besitzen Whistleblower*innen eine wesentliche Bedeutung für die Kontrollfunktion der Medien in demokratischen Gesellschaften.

Whistleblower @Andy MarletteEU-Whistleblowing-Richtlinie:

Für den Schutz von freier Meinungsäußerung und Pressefreiheit

Immer mehr europäische Journalist*innen und Whistleblower werden zum Schweigen gebracht – durch SLAPPs (engl. strategic lawsuit against public participation – strategische Klagen gegen öffentliche Beteiligung). Gemeinsam mit 98 anderen Unterzeichnenden fordern wir von der EU einen besseren Schutz vor solchen Klagen. Euractiv

RICHTLINIE_ Verstöße gegen das Unionsrecht melden/PDF

Wir fordern: Ausweitung des Anwendungsbereichs

Das federführende Justizministerium (BMJV) hatte im April 2020 im Rahmen der Ressortabstimmung ein „Eckpunkte“-Papier ans Wirtschaftsministerium (BMWi) weitergeleitet (Whistleblower-Netzwerk berichtete). Dort wurden grundsätzliche Überlegungen des BMJV kommentarlos gestrichen oder in ihr Gegenteil verkehrt. Anders als das BMJV plädiert das BMWi für eine „Eins-zu-eins-Umsetzung“ und damit eine Beschränkung des Whistleblowingschutzes auf Meldungen von Verstößen gegen bestimmtes Unionsrecht. Ohne juristische Kenntnisse könnten Whistleblower*innen dann allerdings schwer beurteilen, ob ein Hinweis unter die in der Richtlinie genannten EU-Rechtsbereiche oder unter nationales Recht fällt. Das Risiko einer Fehleinschätzung und rechtlicher Folgen würde potenzielle Hinweisgeber*innen verunsichern und abschrecken. Rechtsstreitigkeiten wären vorprogrammiert und eine zusätzliche Belastung für die unternehmensinternen Rechtsabteilungen sowie die Justiz…

Doaa Eladl
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@doaaeladl

Umsatzsteuerkarussellbetrug-Follow-Up FinanzTreff

„Weil die EU-Finanzminister schlafen, plündern Kriminelle schon seit mehr als 20 Jahren ungestört die Allgemeinheit: Mehrwertsteuer-Betrug kostet den Staat jährlich Milliarden. Doch die Politik tut sich schwer, den fatalen Systemfehler zu beheben“.

Der Pforzheimer  FinanzTreff hatte bereits im September 2019 eine Veranstaltung organisiert mit Dipl. Finanzwirt R. Zühlke aus Harburg/Schwaben und Steuerberater 
S. Grothues aus Bonn. Beide beschäftigten sich seit über 20 Jahren mit der Problematik des Umsatzsteuerbetrugs in der EU. Zühlke hat einiges zu erzählen, das steht fest. Der Vater von vier Kindern – groß, kräftig, bärtig – ist eigentlich keiner, der sich herumschubsen lässt.

Der Beamte beklagte Mobbing
Fest steht auch: Er wollte nicht abserviert werden. Er beklagte regelrechtes „Mobbing“ – auch in einem Schreiben, das er im November 2015 an den damaligen Finanzminister Schäuble schickte. „Im Gottvertrauen, das es auch dieses Mal gut für mich ausgeht“, so wende er sich an ihn, schrieb der Prüfer an den Minister. Er übermittelte insgesamt drei Briefe, einer allein mit 19 Seiten und 42 Anlagen.

Das Finanz-Ministerium – von Schäuble, inzwischen geführt von Olaf Scholz (SPD) – tut heute so, als sei das alles haltlos und als habe es selbst die Schreiben womöglich gar nicht gegeben.

Dass es die Hinweise auf von Zühlke beklagte Missstände gab, lässt sich durch Unterlagen belegen, teils auch durch Papiere, die der stern ganz offiziell über das Informationsfreiheitsgesetz vom Finanzministerium bekommen hat.
War ein hoher Beamter des Finanzministeriums verwickelt?

So läuft der größte Steuerbetrug Europas,
berichtete das Handelsblatt
Kriminelle Banden prellen die deutschen Steuerzahler jedes Jahr um einen hohen Milliardenbetrag. Doch der Staat bekommt das Problem nicht in den Griff.

Rechnungshof sieht „Rückschritte bei der Betrugsbekämpfung

Bundeszentralamt für Steuern setzt Whistleblower vor die Tür !  
berichtet der Stern.

Markus Grolik
www.w-t-w.org/en/markus-grolik/

Die Tourismus-Branche – ein Leckerbissen für die Mafien

Roberto Saviano, Autor und Journalist, bekannt geworden durch sein Buch „Gomorrha“ (2006) schlägt Alarm (1)

„Die Organisierte Kriminalität  schluckt buchstäblich ganz Italien!.  Und das geschieht nicht nur in Italien … und keiner spricht darüber!“

Und er fährt fort: Wer kauft die Restaurants, die Pleite gehen? Die Bars, die Hotels, die Pleite gehen? Von allen Seiten gibt es Beweise! Das Kredithai-Unwesen, das von den Mafien koordiniert wird, galoppiert geradezu durch unser Land. Sie schlucken einfach alles. Und das passiert nicht nur bei uns, aufgepasst! Die russischen Kartelle kaufen im Süden Spaniens den ganzen touristischen Sektor auf, der vor dem Kollaps steht, Vergleichbares passiert in Südfrankreich. Das Phänomen hat sich auf ganz Europa ausgedehnt. Wie ist das möglich, dass es zu diesem Thema keine zentrale Debatte gibt? Ich habe die Betroffenen aufgefordert – denn an mich schreiben sie – an die Öffentlichkeit zu gehen.

Bei allen tauchten Leute auf – Und was für Leute? Vertreter von Unternehmen, Unternehmen mit Sitz in Luxemburg, in Zypern, in Andorra, Unternehmen, von denen bisher keiner jemals etwas gehört hat, also gehören sie offensichtlich nicht zum Tourismus-Sektor. Und diese Unternehmen bieten Cash – Cash, sofort auf die Hand! Und dann bestätigt sich der Verdacht:  Übergabe der Geschäftsleitung??? Nein, auf keinen Fall, Ihr bleibt Geschäftsleitung, ihr macht weiter wie bisher! Denn es ist genau das, was sie wollen: In den Augen der Öffentlichkeit scheint sich nichts zu ändern, alles bleibt angeblich so, wie es ist!

(1) ) im Gespräch mit dem La7-Moderator Giovanni Floris in der Sendung „Di MartedÌ“ (= dienstags)

 

Wirecard war eine riesige Geldwaschmaschine!

Fund-Managerin:
«Wirecard war eine riesige Geldwaschmaschine – und da kommt vielleicht noch mehr heraus»

Die deutsche Finanzaufsicht hat sich mit Wirecard blamiert, das Unternehmen diente wohl der Geldwäsche. «Nun fragt sich, wo das schmutzige Geld künftig auftaucht», sagt Fahmi Quadir. Die junge Frau stellt sich der Arroganz der Wall Street, nachdem sie sich als Short-Sellerin im Zusammenhang mit Valeant einen Namen gemacht hat….NZZ.ch

Die Mafia und ihre Verbindungen

Kriminalität Sicherheitsbehörden stehen im Verdacht, gegen das organisierte Verbrechen zu lax vorzugehen / Ermittler abgezogen

 

Die ’Ndrangheta verdient mit Drogen- und Waffenhandel ihr Geld, erpresst Restaurantbesitzer und betreibt Geldwäsche. Die „Süddeutsche Zeitung“ hat kürzlich darüber berichtet, dass der anerkannte Mafia-Ermittler des Landeskriminalamts (LKA), Wolfgang Rahm, nach dem damaligen Ermittlungserfolg gegen Mario L. von seinen Aufgaben entbunden worden ist. Rahm soll davon ausgegangen sein, dass es im Raum Stuttgart jetzt zu einer Reihe von Folgeverfahren kommt. Doch statt des großen Schlags gegen die Mafia wurde mit Rahm ein italienisch sprechender Experte des LKA von seinen Aufgaben entbunden – so lautet die Erzählung. Doch was ist dran?

Das LKA gibt sich bedeckt.

„Aus Gründen des Datenschutzes können wir diese Frage nicht beantworten“, sagt ein Sprecher. Ansonsten flüchtet er sich in allgemeine Aussagen. So sei nur eine geringe Zahl der italienischen Staatsbürger in Baden-Württemberg „mutmaßlich der italienischen organisierten Kriminalität zugehörig“.

Zu den Mafia-Schwerpunkten im Südwesten zählen die Großräume Mannheim, Karlsruhe und Stuttgart sowie der Bodenseeraum. Tatverdächtige seien „vor allem der kalabrischen ’Ndrangheta und der sizilianischen Mafia zuzurechnen“, so der Sprecher weiter. Die Polizei in Baden-Württemberg hat laut LKA in den Jahren 2018 und 2019 sieben Ermittlungsverfahren in Zusammenhang mit der italienischen Mafia durchgeführt.

SPD-Innenexperte Sascha Binder fordert, den Kampf gegen die Mafia zu forcieren. „Die italienische Mafia fühlt sich in Deutschland weiterhin sehr wohl. 585 Personen stehen in Verdacht, Mitglied bei der Mafia zu sein. Und auch Baden-Württemberg ist seit Langem dafür bekannt, dass die Mafia hier vertreten ist“, so Binder. Es sei mehr Personal für Polizei und Justiz nötig – und die internationale Zusammenarbeit müsse intensiviert werden.

In Polizeikreisen ist der Fall Rahm bekannt. Ein Insider berichtet, dass die Frustration bei Ermittlern wie Rahm groß sei, da verurteilte Mafiosi aus Sicht der Polizei oft zu schnell wieder auf freien Fuß kämen. Rahm sei ein unbequemer Ermittler gewesen, der seinen Unmut über die im Vergleich zu anderen Staaten begrenzten rechtlichen Möglichkeiten der Polizei offensiv vertreten hatte. „Er war schwierig“, sagt der Insider.

Doch zurück zu Mario L., dem Promi-Wirt aus dem Stuttgarter Raum. Über ihn kursieren viele Geschichten. Zu Beginn der 90er Jahre betrieb er die Pizzeria „Da Mario“ im Stuttgarter Bezirk Weil im Dorf. Der spätere CDU-Ministerpräsident Günther Oettinger verbrachte in dem Lokal den einen oder anderen feuchtfröhlichen Abend. L. soll Anfang der 1990er Jahre auch ein Fest der CDU-Landtagsfraktion ausgerichtet haben – und spendete im Gegenzug der Partei Geld.

Mario L., der vom Südwesten aus als einer der führenden Köpfe der Ndrangheta in Deutschland die Geschäfte gesteuert haben soll, sitzt nun für lange Zeit hinter Gittern. Festgenommen wurde er an einem Morgen im Januar 2018, als Polizisten im Rahmen der Operation Stige an seiner Haustüre klingelten. Stige ist übrigens italienisch für Styx, einen Fluss der Unterwelt in der griechischen Mythologie.
© Mannheimer Morgen, Samstag, 17.10.2020

albaniade.wordpress.com

Baden-Württemberg: Eine Hochburg der italienischen Mafia!

Wenn die Leute sich nicht mehr zu Komplizen der Mafiosi machen…

In Borgo Vecchio, einem Stadtviertel von Palermo, versucht ein Boss die Mafia neu aufzustellen. Zu seinen Maßnahmen gehört auch die Neuorganisation der Schutzgelderpressung. Doch vierzehn Geschäftsleute entschließen sich, dies bei den Carabinieri anzuzeigen. Es werden 20 mutmaßliche Schutzgelderpresser festgenommen. Der Carabinieri-General bedankt sich bei den Kaufleuten, dass sie sich an die Justiz gewendet haben und drückt seinen Respekt vor ihnen aus, indem er die Mütze abnimmt.

Bei der Vorbereitung der Festnahmen hört die Polizei viele Gespräche ab: Ein Mafioso z.B. beklagt sich über die Leute von heute: „Es ist nicht mehr so wie früher! Die Leute spielen jetzt alle Polizisten!“ Ein anderer rät einem Kumpel, sich auf den Arm das Bild von Giovanni Falcone und Paolo Borsellino tätowieren zu lassen. „Dann hören die Probleme auf“.

Höchst interessant ist aber der Dialog zwischen einem Unternehmer und dem Schutzgelderpresser, den der Unternehmer mit seinem Handy aufgenommen hat:

U= Unternehmer E=Erpresser

E: Ein kleines Geschenk! Wir organisieren jedes Jahr das Fest (der Patronin des Viertels), 2000 Euro!

U: Was soll ich machen? Ich hab‘ Sie nicht verstanden.

E: Haben Sie nie ähnliche Probleme gehabt? Woher kommen Sie?

U: Ich bin von hier, aus Palermo. Was soll ich machen? Was wollen Sie von mir?

E: Du nimmst einfach einen 500 Euroschein und gibst ihn mir für das Fest. Und du hast deine Ruhe und niemand stört dich mehr.

U: Das nennt man „pizzo“ – Schutzgeld!

E: Neeeein, wenn ich Schutzgeld verlangen würde, würde ich einen Prozentsatz auf Ihre Einkünfte verlangen.

U: Ich zeig‘ Ihnen eine Liste ….  Das sind Falcone und Borsellino. Wer schweigt und sich beugt, stirbt jedes Mal, wenn er das macht. Wer spricht und mit erhobenem Kopf geht, stirbt nur ein einziges Mal.

E: Und die Moral von der Geschichte, welche soll das sein?

U: Dass dies hier alles Opfer der Mafia sind (er zeigt ihm ein Blatt mit den „Märtyrern der Mafia“). Und das hier ist Mafia! Sie sollten sich wenigstens ein bisschen schämen für das, was sie von mir wollen! Da, nehmen Sie und studieren Sie sie. Das können Sie behalten, es sind alles Opfer der Mafia. Behalten Sie das, denn Sie sollten sich damit beschäftigen! Sie sollten sich wirklich schämen, Schutzgeld zu verlangen.

E: Ich verlange kein Schutzgeld…

U: Was dann?

E: Nur einen Beitrag für das Fest

U: Was, ein Fest? Dir zeig‘ ich’s!

Geschlossen wegen Schutzgelderpressung!