Crypto Valley Zug sollte eigentlich die Schweizer Behörden aufscheuchen

Der Krypto-Boom sollte eigentlich die die Schweizer Behörden aufscheuchen.

In den letzten Jahren sind in Zug viele Blockchain-Start-ups entstanden. Mit dem Slogan „Crypto Valley“ wirbt der Kanton Zug für sich als Standort für Blockchain-Start-ups. Steuerliche Anreize und wenig Regulierung sollen Blockchain-Start-ups nach Zug locken. Eine ganze Reihe von Jungunternehmen ist diesem Ruf auch schon gefolgt, zuletzt Etherisc. Ausserdem findet dieses Jahr dort auch die erste Blockchain Competion statt.

Im «Crypto Valley» in Zug ist es jüngst zu einer Reihe grosser *Initial Coin Offerings (ICO) gekommen. Dabei wurden Millionen umgesetzt. Nun wollen sich Finma und Bundesrat des Themas annehmen….Boom der Kryptowährungen

Kryptowährungen. Produktion, Verwendung, staatliche Kontrolle, Schadenpotenzial

1. Entspricht es der schweizerischen Rechtsordnung, dass Kryptowährungen zunehmend als digital verfügbare Zahlungsmittel im freien Markt produziert und als Parallelwährung verwendet werden können?

2. Wie steht es um die staatliche Kontrolle und Aufsicht über diese in anonymen Grossrechnern zur Verfügung stehenden Zahlungsmittel?

3. Besteht allenfalls die Gefahr, dass sich dubiose Finanzintermediäre dank dieser faktischen Regulierungslücke auf Kosten der Allgemeinheit bereichern können?

Der Bundesrat hat in seinem Bericht zu virtuellen Währungen vom 25. Juni 2014 den heutigen gesetzlichen Rahmen aufgezeigt, welcher auf Kryptowährungen Anwendung findet. In diesem Bericht hat er auch auf die Risiken im Zusammenhang mit virtuellen Währungen hingewiesen. Neuerdings werden unter dem Begriff ICO (Initial Coin Offering), basierend auf der Blockchain-Technologie, Kryptowährungen zur Projektfinanzierung gesammelt und dabei projektspezifische sogenannte Token ausgegeben, welche Rechte und/oder Werte beinhalten. Ob ein ICO unter die Finanzmarktregulierung fällt oder nicht – und damit allenfalls auch einer staatlichen Aufsicht untersteht -, hängt in erster Linie von der konkreten rechtlichen Ausgestaltung der Token ab. Die aktuelle Herausforderung mit Blick auf die Begrenzung von Missbrauchsrisiken liegt in der Schaffung klarer und möglichst einfacher regulatorischer Vorgaben für ICO. Das EFD/SIF arbeitet zusammen mit der Finma an einer solchen Lösung…..Parlament.ch*Initial Coin Offering (ICO) oder auch Initial Public Coin Offering (IPCO) ist das initiale Angebot einer neuen Kryptowährung bzw. die Kapitalaufnahme über eine Kryptowährung.

Internationaler Austausch von Steuerdaten beginnt

Kampf gegen Steuerbetrug
An diesem Samstag beginnt der weltweite Informationsaustausch von Steuer- und Finanzdaten. Aber es bleiben noch Tricks, Steuern zu umgehen. Der Skandal um Briefkastenfirmen in Panama hat gewirkt: Panama will sich am automatischen Informationsaustausch von Finanzdaten beteiligen.

Gefahr der Umgehung durch „Wohnsitz-Zertifikate“

Aus Sicht von Markus Meinzer vom Netzwerk Steuergerechtigkeit wurde zwar einiges getan. Es gebe aber trotz der Reformen Schlupflöcher. So werde der automatische Informationsaustausch umgangen durch „Wohnsitz-Zertifikate“, mit denen Schattenfinanzplätze Vermögende locken. Die könnten sich dort als ansässig melden und so den Datenaustausch aushebeln – Informationen zu Konten und Geldströmen würden an Schattenfinanzzentren gesendet statt an den richtigen Wohnsitz, sagt Meinzer: „Die ‚fake residencies‘ sind eine weit verbreitete Masche.“ Und wer es sich leisten könne, werde immer wieder verschachtelte und komplexe Firmenkonstrukte einfädeln. Geht es nach Meinzer, sollten über Transparenzregister mehr Investoren und Hintermänner erfasst und diese auch öffentlich gemacht werden.

So schnell können die Finanzämter nicht loslegen

Bis die deutschen Finanzämter die Daten einsehen können, dürfte allerdings noch einige Zeit vergehen. Das Bundesfinanzministerium betonte, dass das Verfahren jetzt erst anlaufe. Die ausländischen Steuerbehörden liefern die Daten zunächst an das Bundeszentralamt für Steuern, das die Informationen auswertet und an die Finanzämter schickt.

Beim automatischen Informationsaustausch handelt es sich um eine Initiative der großen Industrie- und Schwellenländer (G 20), die eine stärkere Offenlegung im Jahr 2014 beschlossen haben. Die gesammelten Daten sollen in jedem Jahr in einem automatisierten Verfahren übermittelt werden. Damit wollen die Staaten verhindern, dass Gelder in kurzer Zeit auf andere Kontinente verschoben und vor den nationalen Steuerbehörden verborgen werden. Unter dem Druck der Politik verändern Steueroasen ihre Geschäftsmodelle.

Die korrekte Einhaltung der Verträge sollte vom Global Forum der OEC überwacht werden, argumentiert Longchamp. Das Global Forum untersucht bereits heute, ob in den Ländern die nötigen Rechtsgrundlagen für den Informationsaustausch nach dem internationalen Standard vorhanden sind.

Deutschland Eldorado für Geldwäscher

Geldwäsche: Wie werden Geschäftsleute zur Verantwortung gezogen?
Deutschland gilt als Eldorado für Geldwäscher. Kriminelle Organisationen haben 100 Milliarden Euro in Deutschland angelegt. Das neue Geldwäschegesetz soll den Machenschaften einen Riegel vorschieben. Doch funktioniert es auch wirklich?

Neues Geldwäschegesetz: Experten bezweifeln Wirksamkeit.
100 Milliarden Euro Schwarzgeld werden laut einer Studie im Auftrag der Bundesregierung jährlich in Deutschland gewaschen. Das Geld stammt aus der Prostitution, dem Menschen- und Drogenhandel. Mit dem Inkrafttreten eines neuen Anti-Geldwäschegesetzes und der Stärkung einer Spezialeinheit hat die Bundesregierung nach eigenen Angaben dafür gesorgt, dass „das gesamte System zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung schlagkräftiger“ wird. Doch Experten haben Zweifel.

Beschwerde bei der EU wegen des Geldwäschegesetzes.
Andreas Frank war Sachverständiger bei der Bundestags-Anhörung zur jüngsten Geldwäschegesetz-Novelle. Ihn treibt das Thema der mangelhaften Geldwäschebekämpfung in Deutschland so um, dass er vor wenigen Tagen erneut Beschwerde bei der EU-Kommission gegen die Bundesrepublik Deutschland eingereicht hat – wegen der seiner Meinung nach bestehenden Defizite bei den zuständigen Aufsichtsbehörden.

Andreas Frank: „Weniger als ein halbes Prozent wird konfisziert. Das Ziel der Geldwäschebekämpfung ist ja, an dieses Geld heranzukommen und es zu konfiszieren.“
Frage der Reporterin: „Und – gelingt es?“
Andreas Frank: „Es gelingt nicht.“

Gesetz über das Aufspüren von Gewinnen aus schweren Straftaten
 

Papstgegner in einem Brief: „Das ist Ketzerei!“

Kein Papst hat Pädophilie so wortgewaltig und so häufig verurteilt wie Franziskus. Worauf die Antimafiabewegung jahrzehntelang gewartet hat: die Exkommunikation für Mafiosi und der Korruption überführte Personen: Er hat im Sommer eine Kommission eingerichtet, die bis zum Jahresende konkrete Handlungsanweisungen für die Pfarrer erarbeitet. Wie wichtig seine Person in diesem Zusammenhang ist, zeigte erst jüngst sein Erscheinen in der Parlamentarischen Antimafia-Kommission, wo er sich gegen Pädophilie, vor allem in den eigenen Reihen, gegen Mafia und Korruption äußerte. Ein solcher Papst hat viele und einflussreiche Feinde: Wer die Geschichte der Franziskus-Kritiken verfolgt, kann daran studieren, wie man in konzertierter Aktion schrittweise eine Autorität demontiert. Jetzt wirft man ihm vor, ein Ketzer zu sein!

Erneut melden sich traditionalistische Gegner von Papst Franziskus zu Wort, diesmal mit einer Petition. Sie kritisieren, dass der Papst in seinem Apostolischen Schreiben „amoris laetitia“ den geschiedenen und wieder verheirateten Gläubigen den Zugang zur Kommunion zugesteht. Außerdem sei er anfällig für moderne Trends und zeige eine zu große Begeisterung für Martin Luther.

Anfänglich waren es 40 Theologen aus aller Welt*, die den Brief unterzeichnet haben, in dem sieben Stellungnahmen des Papstes als ketzerisch kritisiert werden. Darunter das 8. Kapitel der „Amoris laetitia“, wodurch er, so die Kritiker, im Grunde die Scheidung auch in der Katholischen Kirche eingeführt habe. Auf der Seite www.correctiofilialis.org haben sich inzwischen weitere 22 Kritiker angeschlossen: Durch ketzerische Reden, Taten und Auslassungen habe Franziskus eine große drohende Gefahr für die Seelen der Gläubigen herbeigeführt. Man verlange, dass er die inkriminierten Aussagen korrigiere und zurücknehme.

Das kanonische Recht äußert sich zu einem solchen Fall folgendermaßen: „Über die oberste Führung (der Katholischen Kirche) kann nicht gerichtet werden.“ Der Jesuit Bellarmino (1843) jedoch stellt sich in seinem Traktat über den Römischen Papst die Frage, ob ein ketzerischer Papst abgesetzt werden kann. Und er kommt zu dem Schluss: „Ein Papst, der offensichtlich ein Ketzer ist, hört automatisch auf Papst und oberste Instanz zu sein. In gleicher Weise hört er automatisch auf, Christ und Mitglied der Kirche zu sein. Also kann ihn die Kirche verurteilen und bestrafen.“

Inzwischen hat das Kontrollbüro für das Internet im Vatikan den Zugang zu der Seite blockiert. Der Messaggero vom 25.9. berichtet, die Sperrung beschränke sich auf den Presseraum im Vatikan, der für alle zugänglich ist.** Grund für die Sperrung seien Fragen der Sicherheit.

Die italienischen Bischöfe haben sich inzwischen auf die Seite des Papstes gestellt und kritisieren die Petition.
Ilfattoquotidiano.it

*darunter diesmal jedoch keiner der Kardinäle und nur ein Bischof

**Aber auch mein Server meldet zuerst, er finde die Seite nicht. Beim zweiten Versuch lande ich auf einer Seite, die den Inhalt der Petition in Englisch zusammenfasst.

Rom: „Whistleblower“ in der Polizei vom Dienst suspendiert

Der stellvertretende Polizeipräsident von Rom, Filippo Bertolami, wurde für 11 Monate vom Dienst suspendiert. Begründung: Er hat ein Dokument nicht, wie verlangt, ausgedruckt, und er ist zu einem Termin mit dem Polizeipräsidenten nicht erschienen.

Seit vielen Jahren ist Filippo Bertolami bekannt dafür, dass er in seiner Eigenschaft als Gewerkschaftler Missstände bei der Polizei öffentlich macht: Verschwendung von Ressourcen, unregelmäßige Beförderungen und überraschend steile Karrieren von Polizeibeamten, die man für Verfehlungen beim G8 in Genua (2001) verurteilt hatte. Er wandte sich gegen Privilegien und Verschwendung bei den Personenschützern, machte bekannt, dass die neu angeschafften Überwachungskameras für den Einsatz gegen Terroristen nicht funktionsfähig waren, und er veröffentlichte Fälle von Mobbing gegen Kollegen, die „zu eifrig“ im Kampf gegen die Organisierte Kriminalität vorgegangen seien. Deshalb gilt er bei der Polizei in Rom als Nestbeschmutzer. Dies sind nur einige Beispiele, die aber möglicherweise erklären, weshalb er jetzt wegen folgender Verfehlungen für insgesamt 11 Monate vom Dienst suspendiert wurde:

Fünf Monate Suspendierung gab es dafür, dass er ein Dokument nicht, wie verlangt, ausgedruckt hat, 6 Monate dafür dass er zu einem Dienstgespräch mit dem Vorgesetzten nicht erschienen ist. Bertolamis Einspruch gegen diese Maßnahme blieb ohne Wirkung, man sprach sogar davon, ihn ganz aus dem Dienst zu entlassen. Die von ihm wegen Unregelmäßigkeiten bei ihrer Beförderung angezeigten (und inzwischen verurteilten) Kollegen aber sind nach wie vor im Dienst.

Die Geschichte zeigt – und da gleichen sich italienische und deutsche Verhältnisse – wie es in Politik und Behörden zugeht. Die offizielle Politik versichert, Vergeudung von Steuergeldern vermeiden zu wollen, es gibt sogar eine Homepage, auf der man Fälle von Verschwendung anzeigen soll: www.sprechi.it.* Werden sie aber tatsächlich angezeigt, geht man gegen die Informanten vor! Bemerkenswert ist auch, wie ich finde, dass diese Nachricht im italienischen Blätterwald fast keine Beachtung gefunden hat.

* Eine solche Möglichkeit gibt es im deutschsprachigen Internet nicht, bei uns gibt der Bund der Steuerzahler ein „Schwarzbuch“ heraus.
Ilfattoquotidiano.it 
Fanpage.it

Doppelmoral:


„Es ist eure Pflicht, Steuern zu zahlen!“ „Uns macht es Spaß, sie nicht zu zahlen!“

 

Organisierte Kriminalität

»Viel mehr auf die Kapitalseite schauen«

Organisierte Kriminalität: Das Klischee vom Pizzabäcker, der Geld für die Mafia wäscht, ist veraltet. Gespräch mit Sandro Mattioli

Interview: Ben Mendelson in Junge Welt

Der Journalist Sandro Mattioli ist Vorsitzender des Vereins »Mafia? Nein danke!« mit Sitz in Berlin

Die Bundesregierung erklärte im Juli auf Anfrage der Grünen, die Zahl der Mafiosi habe sich in Deutschland in den letzten zehn Jahren vervierfacht. Aber diese Form der organisierten Kriminalität, OK, wird kaum im Wahlkampf thematisiert.

Die OK hat im Wahlkampf nicht den Stellenwert, den sie haben sollte. Wenn davon die Rede ist, dann meist in Verbindung mit Schleuserkriminalität. Es gibt aber Formen der OK, die die Menschen in Deutschland sehr viel mehr berühren sollten. Zum Beispiel ist Geldwäsche aus meiner Sicht ein sehr viel gewichtigeres Problem und hat stärkere Auswirkungen auf das Leben der Menschen.

Geldwäsche ist ein hochkomplexes Phänomen, das in verschiedenen Formen auftritt und unterschiedliche Akteure hat. Das lässt sich nicht so einfach beschreiben. Parteien sind im Wahlkampf aber gezwungen, eingängige und leicht verständliche Aussagen zu tätigen, weil diese honoriert werden. Die italienische Mafia wird im Wahlkampf kaum beachtet. Und hätten wir zehn Jahre nach den blutigen Mafiamorden von Duisburg nicht im Sommer eine Konferenz zur Mafiathematik abgehalten, wäre wohl auch die Anfrage der Grünen nicht zustande gekommen. Aber unser Verein »Mafia? Nein danke!« hat die verschiedenen Wahlprogramme analysiert: Immerhin finden sich ein paar zentrale Forderungen von uns zum Teil darin wieder.

SPD und Union fordern 15.000 neue Stellen bei der Polizei.

Das ist nicht verkehrt, aber man muss sie richtig schulen und einsetzen. Die CDU will vor allem mehr Polizisten auf der Straße. Das ändert aber wenig am Problem der höher entwickelten OK. Wir müssen viel mehr auf die Kapitalseite schauen. In den letzten Jahren hat der Staat nur knapp sechs Millionen Euro jährlich aus Mafiageschäften eingezogen. Der Anteil ist verschwindend gering, da das Bundesfinanzministerium schätzt, dass etwa hundert Milliarden Euro jährlich in Deutschland gewaschen werden.

 

Welche Vorschläge halten Sie für sinnvoll?

Interessant ist der Ansatz der Linkspartei, die für eine stärkere Kontrolle des Finanzsektors eintritt und eine Bundesfinanzpolizei gegen Geldwäsche und Steuerhinterziehung vorschlägt. Das wäre ein Schritt in die richtige Richtung und würde die Priorität verschieben in einen Bereich, den wir als Grauzone wahrnehmen. Die Grünen fordern besondere Bekämpfungskonzepte und strengere Regelungen für Schattenbanken. Wir müssen verstehen, dass Akteure der OK hochkomplexe Finanzkonstrukte nutzen und mit geschlossenen Fonds arbeiten. Kapitalströme müssen viel besser nachvollziehbar sein.

In Deutschland denkt man immer noch, bei Geldwäsche gehe es um den Pizzabäcker, der am Tag statt 1.000 Euro Umsatz 2.000 aufschreibt. Das geht aber weit am Problem vorbei. Aus Ita­lien kennen wir Konstruktionen, die zur Geldwäsche in Milliardenhöhe aufgebaut wurden. In Deutschland fehlt bislang die Erkenntnis, dass es so etwas auch hier geben könnte.

Woran liegt das?

Die dadurch angerichteten Schäden sind nicht so sichtbar. Die italienische Mafia hat nach den Morden in Duisburg 2007 schnell gelernt, dass es unvorteilhaft für sie ist, wenn sie hier weiter tötet. Sie will verhindern, dass mehr Licht auf sie fällt. Die Bundesregierung zählt 562 Mafiosi in der BRD, aus meiner Sicht sind es wohl eher 1.000 bis 1.500. In zahlreichen Städten gibt es Repräsentanzen verschiedener italienischer Clans.

In welchen Wirtschaftszweigen hat die Mafia ihre Finger im Spiel?

Das ist eine schwierige Frage, weil die Bereiche nicht trennscharf sind. Bei den illegalen Geschäften gibt es die Klassiker: Handel mit Waffen und Kokain, Cyber- und Abfallkriminalität sowie Fälschungen. Neben den klassischen legalen Geschäftszweigen – Hotelbranche, Gastronomie und Bauindustrie – sind Mafiosi auch im Bereich der erneuerbaren Energien aktiv. Ehrlich gesagt: Wir können heute keinen Wirtschaftszweig ausschließen.

In der Immobilienbranche gibt es jede Menge Fonds, die investieren, so dass nicht mehr nachvollziehbar ist, wessen Geld wohin fließt. Die Mafia nutzt das aus, weil sie weiß, wie man mit großen Summen im Wirtschaftskreislauf viel bewegen – und verschleiern – kann. Kriminell erwirtschaftete Gelder landen schnell in irgendwelchen Steuerparadiesen, sie von dort weiterzubewegen ist einfach.

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Tatort Duisburg: Am 15. August 2007 kam es in Deutschland zuletzt zu klassischen Mafiamorden.   Foto: Federico Gambarini/dpa
 

Neues Geldwäschegesetz: Experten bezweifeln Wirksamkeit

Geldwäsche: Staat will 100-Milliarden-Euro-Geschäft eindämmen

100 Milliarden Euro Schwarzgeld werden laut einer Studie im Auftrag der Bundesregierung jährlich in Deutschland gewaschen. Das Geld stammt aus der Prostitution, dem Menschen- und Drogenhandel. Mit dem Inkrafttreten eines neuen Anti-Geldwäschegesetzes und der Stärkung einer Spezialeinheit hat die Bundesregierung nach eigenen Angaben dafür gesorgt, dass „das gesamte System zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung schlagkräftiger“ wird. Doch Experten haben Zweifel. 
    
Drei Standorte hat das Autohaus Hornung in Bayern, einen davon in Garmisch-Partenkirchen, die Zugspitze in Sichtweite. Gerhard Lutz ist Geschäftsführer. Wenn er einen Blick auf die Papiere wirft, die sein Autohaus bei einem Geldwäscheverdacht ausfüllen soll, erinnert ihn das auch an einen Berg – einen Berg aus Papier.

„Hier werden über vier Seiten alle Daten verlangt. Zuerst muss ich mal unterschreiben, was wir vermuten, wo wir den Verdacht haben, was uns darauf gebracht hat. Und da wird’s dann schon schwierig. Wir klagen jemanden an. Und wir müssen das dann an die Behörden weiterleiten.“

Gerhard Lutz, Geschäftsführer
Bei Verdacht auf Geldwäsche müssen Behörden informiert werdenAutohändler, Juweliere, Kunst-, Antiquitäten- und Immobilienhändler: Gewerbetreibende also, bei denen viel Bargeld über den Ladentisch gehen könnte. Wenn ein Kunde vor ihnen sitzt, der zum Beispiel ein 150.000-Euro-Luxusfahrzeug bar bezahlen will, müssen sie hellhörig werden. Es könnte sich um Schwarzgeld handeln. Bestehen an der Identität des Kunden Zweifel, sind die Behörden zu informieren.

Peter Driessen, Industrie- und Handelskammern | Bild: Pressestelle IHK

„Der Staat überträgt hier seine originären Aufgaben auf Private. Das kann nicht sein – zumal er dann die Privaten auch noch in die Haftung nimmt, dass sie alles richtig gemacht haben.“

Peter Driessen, Hauptgeschäftsführer IHK für München und Oberbayern

Kaum Meldungen wegen Verdacht auf Geldwäsche
Allerdings zeigen Statistiken: Bei den Behörden trudeln kaum Meldungen von Gewerbetreibenden ein. Seit 2002 gibt es eine beim Bundeskriminalamt (BKA) angesiedelte Spezialeinheit – die Financial Intelligence Unit. Sie gehört zu den Behörden, die solche Meldungen entgegennehmen. 2015 waren es ganze 116, 2016 dann 151. „Deutlich zu wenig“, gibt die Behörde selbstkritisch zu, die jetzt personell aufgestockt wurde.

Den genauen Überblick über Geldwäsche-Meldungen hat keiner
Zwar nehmen auch die Bundesländer Hinweise entgegen. Doch wieviele es sind – darüber hat niemand einen Überblick. Das ARD-Fernsehmagazin Plusminus und BR Recherche haben alle Bundesländer angefragt, wie viele Vor-Ort-Kontrollen die zuständigen Behörden jeweils 2015 und 2016 in entsprechenden Betrieben gemacht haben – entweder anlassbezogen oder auch zufällig. Nicht alle Länder haben die Anfrage beantwortet.

Geldwäsche-Paradies Deutschland
Die Angaben, die vorliegen, gehen weit auseinander. Die Spanne reicht von 0 Kontrollen in Brandenburg, 11 in Rheinland-Pfalz, 33 in Sachsen, etwa 350 in Nordrhein-Westfalen und jeweils rund 500 Vor-Ort Kontrollen von Juwelieren, KFZ- und Immobilienhändlern in Bayern und Niedersachsen. „Deutlich zu wenig“, sagt Norbert Walter-Borjans, bis vor wenigen Wochen Finanzminister in Nordrhein-Westfalen

Norber Walter-Borjans | Bild: picture-alliance/dpa

„Also – in diesem Punkt ist Deutschland absolut Entwicklungsland. Da gibt’s absolut nix. Und es ist ein Paradies für diejenigen, die Geld waschen wollen und müssen.“

Norbert Walter-Borjans (SPD), Ex-Finanzminister Nordrhein-Westfalen

 Geldwäschebekämpfung scheitert am Föderalismus

Das liegt, so der SPD-Politiker, daran, dass der Bereich Geldwäschebekämpfung in Deutschland unglaublich zergliedert sei. Stichwort: Föderalismus. Walter-Borjans verwundern die niedrigen Kontrollzahlen deswegen nicht.

„Das kann es nicht sein, dass es in einem Land auf einer kommunaler Ebene ein Mensch im Ordnungsamt machen muss, der völlig überfordert ist. Bei uns in NRW die Bezirksregierungen. Das braucht also eine abgestimmtere Struktur als das bis jetzt der Fall ist.“

Norbert Walter-Borjans

Beschwerde bei der EU wegen des Geldwäschegesetzes

Andreas Frank war Sachverständiger bei der Bundestags-Anhörung zur jüngsten Geldwäschegesetz-Novelle. Ihn treibt das Thema der mangelhaften Geldwäschebekämpfung in Deutschland so um, dass er vor wenigen Tagen erneut Beschwerde bei der EU-Kommission gegen die Bundesrepublik Deutschland eingereicht hat – wegen der seiner Meinung nach bestehenden Defizite bei den zuständigen Aufsichtsbehörden.

Andreas Frank: „Weniger als ein halbes Prozent wird konfisziert. Das Ziel der Geldwäschebekämpfung ist ja, an dieses Geld heranzukommen und es zu konfiszieren.“
Frage der Reporterin: „Und – gelingt es?“
Andreas Frank: „Es gelingt nicht.“

Radio Beitrag: BR.de/radio/b5-aktuell
100 Milliarden Euro Schwarzgeld werden jährlich in Deutschland gewaschen. Die Bundesregierung versucht gesetzlich gegenzusteuern – die Hauptlast wird auf die Unternehmen abgewälzt.

Der Funkstreifzug Geldwäsche

Andreas Frank

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wie der Staat die Wirtschaft in die Pflicht nimmt
Sabina Wolf (Plusminus), Arne Meyer-Fünffinger (BR Recherche)

Mafia = Folklore und Mythos?

Keineswegs. Vor zehn Jahren rückte die Mafia durch den Sechsfachmord von Duisburg in den Fokus. Auch heute ist das Kapitel Mafia in Deutschland keinesfalls abgeschlossen. Erst Mitte Juli wurde im Schwarzwald ein kriminelles Netzwerk aus dem Umfeld der Cosa Nostra zerschlagen. Die Haupttäter sollen zwei 48 und 52 Jahre alte Italiener aus Donaueschingen und Rottweil sein. Die Journalistin Petra Reski lebt in Venedig und recherchiert und schreibt seit vielen Jahren über die Machenschaften der Mafia. Sie erregte international Aufsehen, wurde bedroht und verklagt. Und sie wurde mehrfach für ihr Werk und ihren Mut ausgezeichnet u.a. als Reporterin des Jahres. ..SWR

Petra Reski Journalistin und Mafia-Expertin

Darf veruntreutes Geld aus Malaysia in die Schweizer Staatskasse fliessen?

Geldwäsche in Malaysia.

Der Skandal-Fonds
Bis zu fünf Milliarden Dollar könnten aus dem malaysischen Staatsfonds „1MdB“ abgezweigt worden sein. Die Bürger in Malaysia haben gegen Korruption demonstriert. Die Schweizer Finanzaufsichtsbehörde Finma sitzt auf 104 Millionen Franken, die malaysische Politiker veruntreut haben. Finanzminister Ueli Maurer will dieses Geld für die Bundeskasse. Ist das rechtens?

Es war einer der grössten Korruptionsskandale der vergangenen Jahre. Die Falcon Private Bank AG verwaltete 3,8 Milliarden US-Dollar des malaysischen Staatsfonds 1MDB. Doch kam ein Teil dieser Summe nicht der Allgemeinheit zugute – die Idee eines Staatsfonds –, sondern malaysische Politiker veruntreuten das Geld. Falcon unterband das nicht – sowie zwei weitere beteiligte Banken.

Die Finma stellte seinerzeit «schwerwiegende Mängel in der Geldwäschereibekämpfung und im Risikomanagement» fest.

In der Schweiz wird jetzt kontrovers diskutiert: Muss das Geld dem malaysische Staat zurückgegeben werden oder nicht? Malaysia sei nicht gerade ein sauberer Staat. Wenn die Schweiz das Geld zurückgeben muss, dann fliesst es in die malaysische Staatskasse – und wieder kann sich ein Politikerkonglomerat daran vergreifen. Es wird kaum für die Allgemeinheit verwendet oder einem „guten“ Zweck zugeführt. Zweifelos das Geld gehört dem Staat von Malaysia, alles andere wäre Betrug und Unterschlagung.

Es kann nicht sein, dass Malaysias Steuerzahler zum Schweizer Staatshaushalt beitragen müssen – nur weil Schweizer Banken veruntreutes malaysisches Staatsvermögen waschen.

Die Aufgabe scheint klar: Das durch Korruption und Geldwäscherei in die Schweiz gelangte Geld muss ins Ursprungsland Malaysia zurückgeführt und dort für gemeinnützige öffentliche Aufgaben zur Verfügung gestellt werden. Die Schweiz könnte hier eine wichtige Rolle erfüllen und gemeinsam mit Drittstaaten nach einer internationalen Lösung suchen.

Die Ermittlungen um den Staatsfonds 1Malaysia Development Berhad (1MDB) beschäftigen Behörden rund um den Globus bereits seit Monaten. Bei dem Fonds waren Milliardenbeträge verschwunden oder auf ausländische Bankkonten mit unbekannten Eigentümern abgeflossen. Gegen 1MDB laufen daher in mindestens sechs Ländern Geldwäsche-Untersuchungen. Auch westliche Großbanken wie UBS und die britische Standard Chartered sind ins Visier der Ermittler geraten. Die Finanzaufsichtsbehörde ingapurs stellte bei den beiden europäischen Instituten und der asiatischen DBS Kontrollmängel fest.

Der Geldwäsche Skandal brilliant begleitet von dem Cartoonisten
ZUNAR-Zulkiflee Anwar Haque

ZUNAR-Zulkiflee Anwar Haque
www.w-t-w.org/en/zunar-zulkiflee-anwar-haque

Frauen und Kinder leiden unter Korruption
Crime Enabling – Verbrechen ermöglichen

1MdB – finanzstarker malaysischer Staatsfonds
Der malaysische Staatsfonds 1MdB (1Malaysia Development Berhad) wurde 2009 gegründet, um die wirtschaftliche Entwicklung des Landes zu fördern, Infrastrukturprojekte hochzuziehen und Kuala Lumpur zu einem bedeutenden Finanzzentrum auszubauen. Der Fond wurde dem Finanzministerium unterstellt, stand jedoch unter der persönlichen Kontrolle des malaysischen Regierungschefs Najib Razak, der nach einem Bericht des Wall Street Journal über Umwege auf sein Privatkonto 681 Millionen Dollar erhalten haben soll. Sowohl 1Mdb als auch der Premierminister bestreiten ein Fehlverhalten. Regierungschef Najib bezeichnete den Geldtransfer auf sein Konto als Geschenk des saudischen Königshauses.

Schweiz verkauft giftigen Treibstoff nach Afrika

Der Dokumentarfilm „Giftiger Treibstoff für Afrika“
geht den Einzelheiten dieses lukrativen, aber mehr als bedenklichen Geschäfts mit dem Rohöl nach. Und stellt die Frage nach dem „Warum“: Warum Westafrika dreckigen Treibstoff importiert, warum Westafrika sein gutes Rohöl verkauft und was Schweizer Konzerne mit diesem „schmutzigen“ Business zu schaffen haben.

Zu Wort kommt der Vertreter einer Mineralölfirma, der Verkehrsminister von Ghana, der Mitarbeiter der Schweizer NGO „Public Eye“ sowie Strassenhändler, die tagtäglich zwischen den Autos und mitten im Smog versuchen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Ein sehenswerter Film, der einen wahren, aber legalen Skandal aufdeckt.

Die Luftverschmutzung in afrikanischen Städten ist gravierend. Smog an der Tagesordnung. Obwohl in Paris oder London deutlich mehr Autos unterwegs sind als in Lagos oder Dakar ist die Luftqualität in afrikanischen Städten viel schlechter.
Hauptursache hierfür ist der hohe Schwefelgehalt in Benzin und Diesel. Die Grenzwerte für den Schwefelgehalt liegen dort bis zu 300 Mal höher als in Europa. Da in Europa viel strengere Qualitätsvorschriften für Treib- und Brennstoffe gelten, verkaufen Schweizer Rohstofffirmen Treibstoffe, die diesen Vorschriften nicht genügen, legal nach Afrika. Die Folgen für die Menschen dort: Asthma und Bronchitis. Es existiert eine absichtliche Strategie der Schweizer Erdölhändler: Man setzt auf die Schwäche der in Afrika geltenden Standards und bringt hochwertigen Treibstoff nach Europa, liefert aber minderwertige, dreckige Produkte nach Afrika. Alles ist vollkommen legal und spielt innerhalb der zulässigen Grenzen. Dennoch: Dürfen Schweizer Erdölhändler von der schwachen Regulierung in Afrika profitieren, um Gewinne auf Kosten von Millionen Menschen zu erzielen?
Giftiger Treibstoff für Afrika / DW
Korruptionsrisiken im Rohstoffhandel