Unkonventionelle Geldpolitik

Finanzkompetenz oder „Financial Literacy“. Verbessern Sie Ihr Finanzwissen. Finanzwissen im Brennpunkt Prof. Dr. Herri.

Seit der Finanzkrise befinden sich verschiedene Zentralbanken auf einem „interessanten“ geldpolitischen Pfad. An verschiedenen Orten betreiben die Zentralbanken eher Fiskal- als Geldpolitik. Wir sind nicht die Einzigen, die das kritisieren.
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Sell in May …..

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Ein weiteres Video zu (vermuteten) Saison-Anomalien. Viele empirische Arbeiten zeigen, dass Aktienportfolios über die Wintermonate eine bessere Rendite erbringen als „Sommerportfolios“ – deswegen der Claim „Sell in May and go…
Sommer-Winter- Portfolios
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Wer soll das bezahlen?

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Die internationale Verschuldungssituation ist das eine. Die Gläubigerstruktur der einzelnen Länder ist aber genauso interessant und wichtig. Schauen sie mal rein.

Meine Damen und Herren, Sie haben bereits gemerkt dass eines der grössten ökonomischen Probleme dieser Welt, zumindest wie ich das sehen, die gigantische Verschuldung der Zentralstaaten ist. Wir haben einfach falsche Anreizstrukturen. Diese führen dazu, dass sich Staaten immer stärker verschulden. Ein Bild dazu: Hier ist die Staatsverschuldung unterschiedlicher Länder in Prozent des BIP von 1990 bis heute: Japan, Griechenland, Italien.. usw. Von weitem gesehen, geht das einfach von unten links nach oben rechts. Der absolute Weltmeister ist Japan. Für diejenigen, die sich vielleicht für die alten Maastricht-Kriterien interessieren: das dunkelblaue Band würde sie anzeigen. Es ist nicht das erste Mal, dass wir sagen, niemand würde sich für die Maastricht-Kriterien interessieren. Wie sieht ein solcher Staatshaushalt aus? Eigentlich sollte ein Staat gleich haushalten, wie wir als Privatpersonen auch. Wir haben Einnahmen und wir haben Ausgaben. Die Staatseinnahmen sind Steuern, Gebühren und Sozialversicherungsbeiträge. Thats it, mehr gibt es nicht. Auf der Ausgabenseite haben wir Investitionen, Soziales, Bildung, Militär, Zinsen, Schuldentilgung usw. Immer dann, wenn man mehr ausgibt als man einnimmt, muss das irgendwie finanziert werden. Hier finanziert man es durch Kreditaufnahme, Neuverschuldung – wiederum genau gleich wie bei einem Privathaushalt. Die Grundsätze sind die gleichen. Auch Staaten sollten eigentlich haushalten. Nur wachsen die staatlichen Schuldenstände immer weiter, weil es hier relativ einfach ist, Schulden zu machen und dann im Zweifelsfall die nächste Generation zur Finanzierung zu bitten. Zum einen sind es ja nicht die Schulden der Politiker selbst und zum Zweiten können ja die nächsten Generationen heute noch nicht (ab)wählen. Das ist politische Ökonomie. All das ist so lange keine Problem, weder für den Staat, noch für Sie als Privatperson, als Sie eine Finanzierungsquelle finden – jemand, der das bezahlt. Bei den Staatsschulden heisst das, Sie müssen jemanden finden, der die entsprechenden Staatsanleihen kauft. Schauen wir uns einmal die Struktur dieser Gläubiger in unterschiedlichen Ländern an. Beispielsweise in den USA: 18 Tausend Milliarden Dollar Schulden, noch einmal 18 Tausend Milliarden Dollar. Gehalten zu einem Drittel von internationalen Investoren, zu zwei Dritteln im Inland. Wie sieht das in Japan aus? Der Weltmeister des Schulden-Machens: 100 Billionen Dollar, da werden gerade einmal 8.4% von Ausländern gehalten. Der Rest, also der mit Abstand grösste Teil, liegt bei japanischen Investoren. Wir kommen auf die Struktur noch einmal zurück. Dass die Gläubigerstruktur wichtig ist, sehen sie am Beispiel von Griechenland. Hier Griechenland: 350 Milliarden Dollar Staatsverschuldung, alles, oder zumindest über 90 Prozent, liegt bei ausländischen Investoren. Da wird es klar, wer das Sagen hat. In einer solchen Situation, – alles in den Händen ausländischer Investoren, keine eigene Währung – hat die inländische Politik vollständig gebundene Hände – ist fremd-bestimmt. Für unsere Freunde aus Deutschland: rund 65 Milliarden Euro dieses Schuldenberges werden direkt oder indirekt von Deutschland gehalten. Hier noch etwas zu den relativen Grössenordnungen: Schuldenstand Griechenland: 350 Milliarden Dollar = 180% des BIP. In den USA: 51 mal der griechische Betrag und in Japan 285 mal der griechische Betrag, 230% des BIP. Ich weiss nicht, ob Sie die relativen Grössenordnungen im Kopf haben, aber in den Medien kommt das natürlich völlig anders daher. Der Medienlärm ist hier gigantisch, hier ein bisschen, hier kaum existent. Aber meine Damen und Herren, das sind Grössenordnungen, die mich zum Erzittern bringen.

'I've picked up some twitter followers, but I'm afraid they're all bill collectors.'

‚I’ve picked up some twitter followers, but I’m afraid they’re all bill collectors.‘

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Von der Finanz zur Staatsschuldenkrise

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Der Übergang von der Finanz- zur Schuldenkrise war fast reibungslos. Aber auch hier hätte es disziplinierende Instrumente gegeben. Interessante Vergleiche.
Meine Damen und Herren
Staatsschulden auf 17 Tausend Milliarden Euro angestiegen!

Dr. Jan Tomaschoff www.w-t-w.org/en/dr-jan-tomaschoff/

Dr. Jan Tomaschoff
www.w-t-w.org/en/dr-jan-tomaschoff/

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Finanzkrise und Arbeitslosigkeit

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Arbeitslosigkeit Entwicklung
Die Finanzkrise hat schonungslos strukturelle
Schwächen aufgedeckt, die sich auf die Arbeitsmärkte ausgewirkt haben. Aber nicht überall gleich. Der Vergleich spricht Bände.

Meine Damen und Herren, wir sind an einer Sequenz von Videos bei welchen wir uns Gedanken machen über volkswirtschaftliche Grössen im Kontext der Finanzkrise. Heute schauen wie uns die Arbeitslosenzahlen an. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Hier die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen im Euroraum, blau, und in den USA, schwarz von 2002 bis Ende 2015. Das gleiche auch für die Schweiz, in rot. Sie sehen, die Arbeitslosenzahlen sind von etwa 2002 bis 2007-8 mehr oder weniger systematisch gesunken – auch in der Schweiz, nota bene auf einem anderen Niveau. Dann kam die Finanzkrise und diese hat dramatische Konsequenzen gehabt für die Arbeitslosenzahlen. Insbesondere in Europa sind die Arbeitslosenzahlen explodiert und haben sich inzwischen noch nicht wirklich erholt. In den USA haben sich hingegen die Arbeitslosenzahlen in den letzten 5-6 Jahren erholt. In der Schweiz sind die Zahlen mehr oder weniger stabil geblieben und haben sich auch wieder auf einem tieferen Niveau eingependelt. Im Euroraum nicht. Wo sind die Problemfälle im Euroraum? Sie sind hier klar identifizierbar. Sie sehen die Kurven für Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Griechenland. Die Problemfälle sind klar. Es sind insbesondere Griechenland und Spanien, Länder in denen wir strukturelle Arbeitsmarktsituationen haben, die unbedingt angepackt werden müssen. Auch wenn sich die Situation im Moment auf einem unglaublich hohen Niveau zu stabilisieren beginnt.
Sie sehen Deutschland, Deutschland profitiert heute natürlich von einer radikalen Restrukturierung der Arbeitsmarktsituation, die bereits seit etwa 2002 wirkt (die sogenannte Agenda 2010). Aber hier sehen wir die Problemfälle, die angepackt werden müssen, weil die Arbeitslosenzahlen immer noch auf viel zu hohem Niveau sind.
Ich fasse zusammen: Die Finanzkrise hat dramatische Auswirkungen auf die globalen Arbeitslosenzahlen gehabt. Einige Länder haben sich bereits erholt und andere noch nicht. Insbesondere strukturschwache Länder im Süden der EU sind hier tangiert und die Arbeitslosigkeit muss dort weiter reduziert werden, nicht zuletzt weil wir dort vor allem Jugendarbeitslosigkeit haben. Es sind nachhaltige strukturelle Änderungen von Nöten. Sind diese strukturellen Änderungen schon angepackt worden? Meine Damen und Herren, ich habe meine Zweifel. Aber wo strukturell zu wenig gemacht wird, wird über kurz oder lang eine radikale politische Umwälzung provoziert. Es ist möglich, dass die Entwicklungen in Spanien die ersten Vorboten einer solchen Tendenz sind.

paolo-calleri.de

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Konjunktur und Krise

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Die Finanzkrise der Jahre 2008/2009 hatte dramatische Auswirkungen auf das reale Wirtschaftsgeschehen. Der internationale Vergleich zeigt, dass sich nicht alle Länder in gleicher Art und Weise erholt haben. An verschiedenen Orten gibt es noch einiges an „struktureller Arbeit“. Schauen Sie sich den Vergleich an.

Meine Damen und Herren, seit Jahren versucht man uns klar zu machen, dass wir von einer Krise in die andere schlittern. Ich möchte das heute ein wenig relativieren. Dies im Sinne von „stellen Sie sich vor, es ist Krise und niemand geht hin“. Lassen Sie mich mit diesem Bild die Stimmung charakterisieren: die Stimmung in den Medien, Deflation, Depression, Gold als sicherer Hafen, Krise, Krise, Krise. Schauen wir uns doch die Zahlen einmal an. Hier ist die Entwicklung des Bruttoinlandproduktes in der Schweiz von vor der Krise 2008 bis ans aktuelle Ende. Hier die Auswirkungen der Finanzkrise: Sie hat zu einem Einbruch der Konjunkturentwicklung in der Schweiz von einem Niveau von 100 bis etwa ein Niveau auf etwa 97 geführt. Es hat dann etwa 2 Jahre gedauert, bis das Vor-Krisenniveau wieder erreicht wurde. Heute liegt die Konjunkturentwicklung wieder rund 8% oberhalb des Vor-Krisenniveaus.
Betrachten wir ein paar andere Länder: Die USA. Sie sehen eine ziemlich parallele Entwicklung. Die US-Konjunktur hat einen etwas grösseren Einbruch gesehen, hat sich dann nach etwa einem halben Jahr nach der Schweiz auch wieder erholt und ist heute rund 10% oberhalb des Niveaus vor der Finanzkrise.
Gehen wir nach Deutschland. Deutschland hat einen echt starken Konjunktureinbruch gehabt von 100 auf rund 93 und hat dann etwa gleich lange gebraucht, wie die USA, bis es sich erholt hat. Das aktuelle Niveau (Ende 2015) liegt etwa 5-6% oberhalb des Vor-Krisenniveaus. Nun gibt es aber auch Länder, die nicht konjunkturelle, sondern veritable strukturelle Probleme haben. Hier die Kurve der Länder im Euroraum, nun aber ohne Deutschland. Diese Länder, die weiterhin mit ihren strukturellen Problemen kämpfen, sind noch heute auf einem Einkommensniveau, das etwa 3-5% unterhalb des Niveaus von vor der Finanzkrise ist. Die Daten stammen von Datastream und sind freundlicherweise von Aymo Brunetti zur Verfügung gestellt worden. Hier zeigen sich strukturelle Probleme, die unbedingt angegangen werden müssen. Ich will all diese Probleme nicht verniedlichen, meine Damen und Herren, man sieht an dieser Grafik aber auch, dass man sich in den Köpfen endlich einmal vom absoluten Krisenmodus, der überall vorherrscht, endlich lösen sollte.
Ich fasse zusammen: Die Finanzkrise war eine einschneidendes Ereignis für die Konjunktursituation in allen unseren Ländern. Sie hat aber nicht zuletzt strukturelle Schwächen offengelegt, die man endlich nachhaltig angehen muss. In einzelnen Ländern sind sie angegangen worden und haben auch schon Früchte getragen. Es gibt aber immer noch Länder, die brauchen zwar einerseits Unterstützung und andererseits Zeit, müssen aber endlich bereit sein, die strukturellen Probleme anzugehen, die sie bremsen. Ich bin der Meinung, man sollte allenthalben (vor allem in der Köpfen) endlich den Krisenmodus verlassen und ein bisschen optimistischer in die Zukunft schauen.

Harm Bengen www.w-t-w.org/en/harm-bengen www.harmbengen.de

Harm Bengen
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www.harmbengen.de

 

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Was ist ein Big Mac Index?

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WOP
Die Kaufkraftparität liefert eine Messlatte für langfristige Wechselkursentwicklungen. Eher spaßeshalber wurde auf dieser Idee
vor vielen Jahren der BigMac Index entwickelt, der einiges an Popularität
erlangt hat. Inzwischen wurde er weiterentwickelt zu einem Tool, das durchaus interessante Einblicke ermöglicht.

Meine Damen und Herren wir haben mit Ihnen schon einmal über langfristige Wechselkursgleichgewichte gesprochen. Die sogenannte Kaufkraftparität. Heute ein ganz neuer Index, der sogenannte BigMac-Index, der in den letzten Jahren sehr populär geworden ist. Die Theorie der Kaufkraftparität besagt, dass sich Wechselkurse über die Zeit etwa ähnlich verhalten, wie die Güterpreise in zwei Ländern. Diese Theorie besagt, wenn die Konsumentengüterpreise in Amerika stärker steigen als in der Schweiz, dann führt das längerfristig zu einer systematischen Abwertung des Dollars gegenüber dem Schweizer Franken. Wir haben Ihnen diese Grafik schon einmal gezeigt. Das graue Band zeigt, wo die Wechselkurse sein sollten, wenn die Kaufkraftparität stimmt,und die blaue Kurve zeigt, dass dies langfristig in etwa hinhaut. Die langfristige Entwicklung der CHF/$-Rate von 2.50 auf 1 Franken lässt sich mit anderen Worten über die Kaufkraftparitäten recht gut erklären. Nun hat der Economist vor ein paar Jahren ein Kaufkraftparitätenkonzept entwickelt, das statt auf Konsumentenpreisen auf den unterschiedlichen Preisen von BigMacs in unterschiedlichen Ländern basiert: den sogenannten BigMac-Index. Hier der Preis eines Big Macs in den USA und eines BigMacs in der Schweiz. Wenn das hier stärker steigt als das hier, dann sollte der Wechselkurs der Dollar gegenüber dem CHF sinken. So die Logik. Das ist sehr populär geworden ist aber z.B. von Ökonomen heftig kritisiert worden, mit der Begründung, der Preis eines Big Mac sei von allen möglichen Sachen abhängig, z.B. von Warenpreisen der Vorprodukte, von Arbeitsmarktbedingungen, von den Einkommensniveaus etc. etc.

Der Economist hat dazu nun alle möglichen Analysen und Neuberechnungen angestellt. So beispielsweise untersucht, ob denn das stimmt, dass die BigMac-Preise in den unterschiedlichen Ländern tatsächlich von den Einkommensniveaus in diesen Ländern abhängig sind. Hier ist die entsprechende Grafik: Die BIP-Zahlen pro Kopf und hier der Preis eines BigMacs in den jeweiligen Ländern. Erlauben sie mir, zwei, drei Beispiele herauszunehmen. Die Schweiz ist hier, Norwegen, USA, Deutschland, Indien. Offensichtlich gibt es eine Beziehung zwischen den BigMac Preisen und dem GDP pro Kopf in den unterschiedlichen Ländern. Natürlich ist es kein Zufall, dass die BigMacs in der Schweiz die Teuersten der Welt sind. Nun hat man zur Neuberechnung der (BigMac)Kaufkraftparitäten – der gleichgewichtigen Wechselkurse – die entsprechenden Korrektur am ursprünglichen BigMac-Index vorgenommen. Was kommt heraus? Hier sehen Sie die Entwicklung der CHF/$ Rate relativ zu ihrem Gleichgewicht, und zwar korrigiert um die entsprechenden Einkommensniveaus und BigMac Preise. Die CHF/$-Rate geht langfristig einerseits nach unten und andererseits sind wir am aktuellen Ende etwa auf dem Gleichgewicht. Also bei Parität (1 Dollar = 1 CHF) scheint der CHF gegenüber dem Dollar in etwa auf einem Kaufkraftparitäten-Gleichgewicht zu befinden.

Wenn wir uns das gleiche für die CHF/Euro-Rate ansehen, dann stellen Sie eine ähnliche Entwicklung fest, mit einer rund 10% Überbewertung des CHF am aktuellen Ende (Frühjahr 2016). Auch das entspricht etwa dem was wir auch aus anderen Studien kennen. Das Gleiche nun noch für die Euro/$-Rate: auch hier eine systematische Aufwertung, und im Moment scheint der Euro gegenüber dem Dollar etwa 10% unterbewertet zu sein. Auch das ist nicht weit weg von dem, was wir aus anderen Kaufkraftparitätenstudien hören.

Ich fasse zusammen: Kaufkraftparitäten sind eine Richtschnur für langfristige Wechselkursentwicklung. Das haben wir schon gelernt. Es gibt unterschiedliche Berechnungsarten, unterschiedliche Warenkörbe, etc. Hier verwenden wir die BigMac-Preise in den unterschiedlichen Ländern. Der BigMac Index ist ein Ansatz wider den tierischen Ernst, ist aber sehr populär geworden. Wir haben neue Berechnungsmöglichkeiten diskutiert, welche versuchen, Arbeitsmarkt- und Einkommenssituationen in den unterschiedlichen Ländern zu berücksichtigen. Das waren Kritikpunkte an den ursprünglichen Berechnungen des ECONOMIST. Die neueren Berechnungen sind interessant, immer noch lustig und nicht so weit weg von dem, was wir auch intuitiv erwartet hätten.
BigMac IndexVideos Kategorie Finanzkompetenz

Zinskurve und Rezession

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Wir erläutern die oft festzustellenden Zusammenhänge zwischen Zinsstruktur und Wirtschaftsaktivität. Inverse Strukturen signalisieren meistens über kurz oder lang auftauchende Konjunkturprobleme.

Meine Damen und Herren, es gibt eine interessante Beziehung zwischen der Zinskurve in einer Volkswirtschaft und der zu erwartenden wirtschaftlichen Entwicklung. Ich möchte Ihnen kurz zeigen, wie man dies darstellen kann. Wir haben in dieser Darstellung eine normale Zinsstrukturkurve mit den Zinsen oder Ertragsraten auf der linken Seite und auf der Horizontalen Achse die Laufzeit oder Haltedauer, die von Tagen, über Monaten und Jahren bis hin zu Jahrzehnten reicht. Üblicherweise bezeichnet man diesen kurzfristigen Bereich, etwa so bis zu einem Jahr, als Geldmarkt und den hinteren Bereich 5, 6, 10 Jahre, das ist der Kapitalmarkt. Die Marktteilnehmer in diesen einzelnen Bereichen sind alle Möglichen, oft aber insbesondere die Zentralbanken. Das ist der Bereich der Zentralbankpolitik. Und hier hinten, im Kapitalmarkt, haben wir den Bereich der Fiskal- und Verschuldungspolitik. Das ist u.a. dort, wo Staaten ihre Staatsanleihen auflegen und die langfristigen Investoren mit ihnen zusammentreffen.

Wollen wir uns mal ansehen wie es aussieht, wenn sich die Zentralbank entscheidet, im Geldmarkt zu intervenieren. Also beispielsweise „auf die Bremse zu treten“ und die Geldmarktzinsen zu erhöhen. Wenn das passiert, dann sieht das bildlich etwa so aus: In einer ersten Phase führt das zu einer flachen Zinsstrukturkurve, und nicht selten entsteht dann in einer zweiten Phase eine Zinsinversion, die dann wie hier gezeigt ausschaut. Wenn wir eine Inversion der Zinsstrukturkurve haben, dann sind die kurzen Zinsen – das was Sie kriegen, wenn Sie Ihr Geld für ein Jahr anlegen -, höher als die langen Zinsen, d.h. die Ertragsraten im 10-jährigen oder noch längeren Bereich. Und so sieht eine inverse Zinsstrukturkurve aus.
Interessant ist nun, dass jeder US-Rezession in den letzten Jahren eine solche inverse Zinsstruktur vorausgegangen ist. Ich möchte das anhand der folgenden Grafik illustrieren: Sie geht von 1990 bis ans aktuelle Ende. Die rote Kurve zeigt die Entwicklung der langfristigen US-Zinsen und die blaue zeigt die Entwicklung der Kurzfristzinsen. Also blau den kurzen und rot den langfristige Bereich der Zinskurve. Immer dann, wenn blau über rot ist, notieren die kurzen über den langen Zinsen und wir haben eine Zinsinversion. Unten in der Grafik sehen Sie die Entwicklung der US-Konjunktur, das Wachstum des Bruttoinlandproduktes (BIP). Immer dann, wenn sich die Balken während zwei Quartalen unterhalb der Nulllinie befinden, haben wir eine Rezession.

Jetzt schauen wir uns die Situation mit inversen Zinsstrukturkurven an. Hier: blau ist über rot, Zinsinversion, Konsequenz: Rezession. Dann hier, Zinsinversion im Jahre 99 bis 2000. Konsequenz: Abschwung bis hin fast zur Rezession. Dann vor der Finanzkrise: Zinsinversion, blau ist oberhalb von rot, die kurzen liegen über den langen Zinsen, Konsequenz: Abschwung oder Rezession. Jetzt können Sie sagen, das sei eine relativ kurze Phase. Aber wir haben Daten zurück bis in die frühen 60er Jahre: 1959 bis heute in einer anderen Darstellung. Die schwarze Kurve zeigt die Differenz zwischen langen und kurzen Zinsen. Immer dann, wenn die schwarze Kurve unterhalb der Nulllinie ist, haben wir eine Zinsinversion. Unter Null heisst: die kurzen Zinsen sind höher als die langen Zinsen. Die roten Balken kennzeichnen Rezessionen des US Bruttoinlandproduktes. Es ist offensichtlich: jeder dieser Rezessionen ist eine Inversion der Zinsstrukturkurve vorausgegangen. Ich bin sogar noch expliziter und sage: es hat in Amerika seit dem zweiten Weltkrieg nie eine Rezession gegeben – die roten Balken -, ohne dass es vorher eine Inversion der Zinsstrukturkurve gegeben hätte.

Ich fasse das zusammen: Die Zinsstrukturkurve ist wichtig für die Beurteilung der wirtschaftlichen Situation eines Landes. Wenn die Zinskurve sich zu drehen beginnt und in Richtung Inversion geht, dann müssen Sie sich warm anziehen. Es hat zumindest in der US-Nachkriegszeit nie eine Rezession gegeben, welcher nicht eine inverse Zinskurve vorausgegangen wäre. Aktuell – 2016 – signalisieren die Zinskurven überhaupt keine Probleme. Aber watch out: die Federal Reserve hat die kurzfristigen Zinsen bereits angehoben. Das kann der Beginn einer Inversionsphase sein. Im Mindesten hat dies aber interessante Signalwirkungen.
'That's odd, I've never seen it run backwards.'

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Zinskurve was ist das ?

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Die Zinskurve bildet die unterschiedlichen risikolosen Zinssätze über die (Lauf)Zeit ab. Sie enthält interessante Informationen über die Erwartungsbildung, die geldpolitische Strategie und den generellen Zustand einer Volkswirtschaft.

Meine Damen und Herren, was ist eine Zinskurve? Ich zeige Ihnen am besten das Bild einer Zinskurve oder Zinsstrukturkurve. Hier unten die Haltedauer eines Wertpapiers oder die Laufzeit einer Anleihe. Sie geht von einzelnen Tagen über Monate oder Jahre bis hin zu Jahrzehnten. Hier sehen sie den Zins bzw. die Ertragsrate für den Anleger. Das ist die Ertragsrate p.a. für die unterschiedlichen Laufzeiten. Dies nennt man Zinsstrukturkurve. Wie sieht die Zinsstrukturkurve üblicherweise aus? Wie wir hier gesehen haben, steigt sie normalerweise positiv an und verflacht sich gegen hinten. Wir haben verschiedene Theorien, welche diese Form der Kurve erklären können. Ein Ansatz ist die sogenannte Erwartungstheorie. Diese geht davon aus, dass in der Zinsstrukturkurve bestimmte Erwartungen über die künftige Entwicklung der Zinsen abgebildet werden. Andere Ansätze basieren auf Liquiditäts- oder Risikoprämien. Beispielsweise werden Sie, je länger Sie ihr Geld auszuleihen bereit sind, einen zunehmend höheren Zins verlangen – mit anderen Worten eine Risikoprämie. Das ist eine der Erklärungsmöglichkeiten dafür, dass die langfristigen üblicherweise über den kurzfristigen Zinsen liegen. Je nach Marktsituation kann sich dies aber relativ rasch ändern, weil die Erwartungsbildung sehr erratisch sein kann.

Die Form der Zinskurve kann sich aber auch aus anderen Gründen rasch ändern, z.B. wenn die Zentralbank entsprechend interveniert. Diese Zusammenhänge werden wir uns in einem späteren Video noch einmal ansehen. Für heute nur soviel: Die Zinskurve ist nicht selten ein Steuerungsinstrument der Zentralbanken und sie gibt sogar Hinweise auf künftige Konjunkturentwicklungen. Wir werden auf all diese Elemente zurückkommen.
Hier noch einmal: die normale Zinsstrukturkurve steigt positiv von unten links nach oben rechts. Wenn sich Erwartungen über künftige Zinsentwicklungen ändern oder die Zentralbankpolitik eine abrupte Änderung erfährt, kann sich die Kurve verflachen oder im Extremfall gar invers werden. Invers heisst dann, dass wenn Sie ihr Geld kurzfristig ausleihen, Sie einen höheren Zins bekommen als wenn Sie langfristige Ausleihungen tätigen. Wir werden einige dieser Zinsstrukturkurven nachher noch im Detail diskutieren.

Hier die Abbildung unterschiedlicher Zinsstrukturkurven zu unterschiedlichen Terminen in Deutschland. Eine davon, die Rote, vom 31. Januar 1973, eine andere, positive geneigte, aktueller, auf tieferem Niveau vom Dezember 2013. Oder eine völlig flache Kurve, die Gelbe, vom Februar 1990, oder eine der beschriebenen Extremphasen, eine inverse Zinsstruktur vom Dezember 1991. Im Prinzip gibt es natürlich jeden Tag eine neue Zinsstrukturkurve, da die Zinsen über alle Laufzeiten ja jeden Tag neu erfasst werden. Die Kurven ändern aber nicht sehr erratisch von einem Tag zum anderen.

Lassen Sie mich zusammenfassen: Die Zinskurve bildet die unterschiedlichen risikolosen Zinsen über die Laufzeit ab. Von einem Tag bis hin zu 30, 40, 50 Jahren. Sie enthält interessante Informationen über die Erwartungsbildung in einem Land, die verfolgte geldpolitische Strategie und generell den Zustand der Volkswirtschaft. In nachfolgenden Videos werden wir die entsprechenden Signale mit Ihnen diskutieren. Sie müssen einfach wieder kommen.
Bear Bull Paper Money
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