Wie Kriminelle und Terroristen Europa plündern

Durch organisierten Betrug werden pro Jahr 50 Milliarden Euro aus den Steuerkassen europäischer Staaten erbeutet – mit Scheinfirmen, die Umsatzsteuer hinterziehen. Wer stoppt den Milliardenraub?

„Weil die EU-Finanzminister schlafen, plündern Kriminelle schon seit mehr als 20 Jahren ungestört die Allgemeinheit: Mehrwertsteuer-Betrug kostet den Staat jährlich Milliarden. Doch die Politik tut sich schwer, den fatalen Systemfehler zu beheben“.
(Zitat aus einem Bericht von ntv vom 8.9.2016).

Der Betrug ist grenzüberschreitend und deshalb so schwierig zu verfolgen. Beim Umsatzsteuerkarussellbetrug nutzen die Akteure dabei die Schwächen im Umsatzsteuersystem der EU aus. Sie verkaufen Waren steuerfrei ins Ausland an sogenannte Missingtrader (Schein- oder Briefkastenfirmen) und holen sich dabei die in Rechnung gestellte Mehrwertsteuer als Vorsteuer vom Fiskus zurück. Die Scheinfirmen erstellen ihrerseits wiederum Rechnungen mit Steuerausweis und ermöglichen dem Rechnungsempfänger den Vorsteuerabzug, ohne den in Rechnung gestellten Umsatzsteuerbetrag an den Staat abzuführen. Anschließend tauchen diese Scheinfirmen unter….FinanzTreff Umsatzsteuerbetrug in der EU

Markus Grolik
www.w-t-w.org/en/markus-grolik/

Beuteland: Die Millionengeschäfte krimineller Clans

Sebastian Fiedler, Vorsitzender des Bundes deutscher Kriminalbeamter, sagt: „Wenn wir die Geldwäsche bekämpfen würde, hätten wir gar keine Clanbildung in Deutschland.“

“ Die syrischen Zuwanderer sind im Rauschgifthandel, in der Schleusungskriminalität sowie bei Steuer- und Zolldelikten aktiv. Sebastian Fiedler, Vorsitzender des Bundes deutscher Kriminalbeamter, sagt: „Natürlich ist es so, dass wir Sorge haben, dass sich ähnliche Effekte bilden wie das in der Vergangenheit bei der Zuwanderung der sogenannten M-Kurden hier war.“

Film von René Althammer und Olaf Sundemeyer
Eine Kleingartenanlage in einer deutschen Großstadt. Hier hat die Angehörige einer Clan-Familie Lebensträume vernichtet.

Die Kleingärtner wollten ihre Pachtgrundstücke kaufen, doch sie wurden einfach überboten. Die neue Eigentümerin der Kleingartenanlage lebt im Libanon, sie soll mit einem Clan-Chef verwandt sein. Nicht die einzige Immobilie, die sie erworben hat.

Clans funktionieren wie Wirtschaftsunternehmen

Der Film zeigt, arabische Clans sind nicht nur national, sondern international vernetzt. Sie funktionieren wie Wirtschaftsunternehmen. Gelder werden da angelegt, wo sie sicher sind und Gewinne erwartet werden. Das gilt auch für kriminell erwirtschaftetes Vermögen. Es wird in den legalen Wirtschaftskreislauf eingebracht und angelegt. Der deutsche Immobilienmarkt bietet dafür beste Möglichkeiten und das schon seit langem. Die Berliner Oberstaatsanwältin Petra Leister ermittelt seit Jahren gegen kriminelle Clans in der Hauptstadt. Sie stellt fest, dass es schon seit geraumer Zeit „zu Firmengründungen gekommen ist“ und dass die Ermittler immer wieder auf Immobilien stoßen, von denen die Polizei nicht wusste, dass sie den Clans gehören. Öffentlichkeitswirksame Razzien in Shisha-Bars, die vorübergehende Beschlagnahme von Luxusautos, die Politik der „Nadelstiche“ ändern daran nur wenig. Allein die Mieteinnahmen der Clans aus Immobilienbesitz sichern oft ihre Existenzgrundlage und den Zusammenhalt. Nordrhein-Westfalen ist dabei einer der Schwerpunkte krimineller Familienbanden. Von deutschlandweit 27 Ermittlungsverfahren gegen Clans im Rahmen organisierter Kriminalität wurden im vergangenen Jahr allein 17 in NRW geführt.

Neue Clanstrukturen

Bislang liegt das Augenmerk der Öffentlichkeit vor allem auf den Alt-Clans, doch nun könnte sich die Geschichte wiederholen. Waren es in den 1970er Jahren die Mhallamiye-Kurden aus dem Libanon, so beobachtet die Polizei inzwischen, dass auch ein Teil der syrischen Zuwanderer vergleichbare Strukturen bildet. Was beide Gruppen verbindet, sind Familie, Herkunft, Sprache. Noch ist der Anteil der Tatverdächtigen aus diesem Bereich gering, aber im aktuellen Lagebild des Bundeskriminalamtes zur Organisierten Kriminalität heißt es: „Die nunmehr bekannte Auswirkung der Zuwanderung auf die OK gilt es dennoch weiter zu beobachten und die Bildung neuer bzw. die Verfestigung etablierter OK-Strukturen zu verhindern.“ Die syrischen Zuwanderer sind im Rauschgifthandel, in der Schleusungskriminalität sowie bei Steuer- und Zolldelikten aktiv. Sebastian Fiedler, Vorsitzender des Bundes deutscher Kriminalbeamter, sagt: „Natürlich ist es so, dass wir Sorge haben, dass sich ähnliche Effekte bilden wie das in der Vergangenheit bei der Zuwanderung der sogenannten M-Kurden hier war.“

Auf der Spur des Geldes

Die Reportage begibt sich bei alten und neuen Clans auf die Spur des Geldes, das die Basis der kriminellen Familienbanden bildet. So zeigt der Film, wie sie Gesetzeslücken gezielt ausnutzen und damit in die Schwachstellen des Staates stoßen. Die Autoren berichten, wie leicht Notare, Banken und Behörden es den Tätern machen, indem Geldwäsche und Steuerhinterziehung nicht konsequent angezeigt und verfolgt werden. Beschlagnahmungen zeigen zwar Wirkung, aber viele Straftaten können kaum verfolgt werden, denn oft fehlt es an Zeugen. Einschüchterungen und Bedrohungen lassen viele Opfer schweigen. Doch der Staat bündelt nun seine Kräfte. Nicht nur die Landeskriminalämter, sondern auch das Bundeskriminalamt ist in den Kampf gegen die Clankriminalität eingestiegen…Phönix

Sebastian Fiedler, @fiedelseb  Vorsitzender des Bundes deutscher Kriminalbeamter, sagt: „Wenn wir die Geldwäsche bekämpfen würde, hätten wir gar keine Clanbildung in Deutschland.“

Geldwäsche/ Money Laundering

www.w-t-w.org/en/rodrigo-de-matos

Geldwäscherichtlinie: wenig Licht und viel Schatten

Inkrafttreten der Fünften Geldwäscherichtlinie: In Deutschland herrscht wenig Licht und viel Schatten.

Sven Giegold (Mitglied des Europäischen Parlaments) berichtet:

„Bis Freitag, 10. Januar 2020, hatten die EU-Mitgliedstaaten Zeit, die Fünfte EU-Geldwäscherichtlinie in nationales Recht umzusetzen. In den letzten Jahre hatte ich bei den Reformen der EU-Geldwäschegesetzgebung viel durchgesetzt. In Deutschland trat das entsprechende Umsetzungsgesetz zum 1. Januar 2020 in Kraft. Größte Neuerung ist die Öffnung des Transparenzregisters der wirtschaftlich Berechtigten für die breite Öffentlichkeit. Deutschland geht sogar über die europäischen Vorgaben hinaus und macht nicht nur die wirtschaftlich Berechtigten von inländischen Unternehmen, sondern auch jene von inländischen Stiftungen und Trusts für jedermann zugänglich. Sofern sie Immobilien in Deutschland besitzen, müssen auch ausländische Vereinigungen ihre wirtschaftlich Berechtigten im Transparenzregister hinterlegen. Insgesamt beseitigt die jüngste Gesetzesreform jedoch nicht die grundsätzlichen Schwächen in der deutschen Geldwäschebekämpfung.

Nach wissenschaftlichen Schätzungen werden über 100 Milliarden Euro krimineller Gelder jährlich in Deutschland gewaschen. Nur ein winziger Bruchteil wird entdeckt und beschlagnahmt. Die mangelnde Bekämpfung von Geldwäsche ermöglicht Kriminalität und untergräbt die soziale Marktwirtschaft, etwa wenn Kriminelle im Markt als Unternehmenseigentümer oder Vermieter auftreten.

Ziel der europäischen Richtlinie ist es, den Missbrauch des Finanzsystems für Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu verhindern. Dazu gehört seit der Dritten Geldwäscherichtlinie (in Kraft seit dem 15. Dezember 2007) insbesondere die Einrichtung einer zentralen Meldestelle (engl. Financial Intelligence Unit, kurz FIU) zur Verhinderung, Aufdeckung und wirksamen Bekämpfung der Geldwäsche und der Terrorismusfinanzierung. Konkret verpflichtet die Richtlinie von den Mitgliedstaaten, die zentralen Meldestellen mit angemessenen finanziellen, personellen und technischen Mitteln auszustatten, so dass sie ihre Aufgaben wirksam erfüllen können. Doch deutsche Medien berichteten zuletzt immer wieder über die eingeschränkte Funktionsweise der deutschen FIU, die ein Sicherheitsrisiko für Deutschland und die gesamte EU darstellt. Bundeskriminalamt, Landeskriminalämter und der Bund deutscher Kriminalbeamter kritisierten mehrfach die Qualität der von der FIU erstellten Analyseberichte und die teilweise krassen Verzögerungen bei der Weiterleitung von Verdachtsmeldungen. Seit Deutschland im Sommer 2017 die Verantwortung für seine Geldwäsche-Meldestelle vom Bundeskriminalamt auf die Generaldirektion Zoll übertrug, wurde die Situation noch schlimmer. So wird die endgültige Personalausstattung laut interner Planung der FIU erst 2027 erreicht werden. Die jetzigen Mitarbeiter stammen oft aus anderen Bereichen und haben oft wenig bis keine Erfahrung im Erkennen von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung. Der FIU fehlt der notwendige unmittelbare Zugriff auf Polizeidaten zur Analyse von Verdachtsmeldungen. Durch das neue Gesetz wird der Datenzugriff zwar erleichtert, doch bleibt der Informationsaustausch bürokratisch und kompliziert. Die Strafverfolgungsbehörden wiederum können auf die Verdachtsmeldungen bei der FIU nicht elektronisch zugreifen, sondern erhalten die Informationen nur per E-Mail oder sogar in Papierform. Inzwischen sitzt die FIU auf mehr als 50.000 weitgehend unbearbeiteten Verdachtsfällen, die unzureichend qualifizierte Mitarbeiter einmalig gesichtet und dann ins “Monitoring” geschoben haben, wo sie auf Weiterbearbeitung warten. Viele Straftaten werden von der FIU nicht erkannt, Täter in der Folge nicht ermittelt und Vermögen nicht abgeschöpft. Im schlimmsten Fall wird Terrorfinanzierung nicht vereitelt und es kommt zu einem Anschlag.

Die Bundesregierung hat die umfassende Reform der deutschen Geldwäscheabwehr bei der Umsetzung der Fünften Geldwäscherichtlinie nicht genutzt, um die Missstände bei der deutschen FIU zu beseitigen. Solange die FIU europarechtswidrig nicht über die nötigen finanziellen, personellen und technischen Mittel verfügt, muss die EU-Kommission ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland einleiten.

Doch obwohl am 10. Januar 2020 die Umsetzungsfrist für die Fünfte Geldwäscherichtlinie endet, ist die EU-Kommission noch immer beschäftigt mit der Prüfung der korrekten Umsetzung der Vierten Geldwäscherichtlinie. Bei der vorigen Prüfung der Vollständigkeit der notifizierten nationalen Umsetzungsgesetze hatte die EU-Kommission bei allen 28 Mitgliedstaaten Mängel identifiziert. Für Deutschland hatte die Kommission kritisiert, dass es keine Maßnahme notifiziert hatte, die der FIU “zeitnahen Zugang” zu den Informationen über wirtschaftlich Berechtigte von Unternehmen, Stiftungen und Trusts erlaubte. Deutschland hat den entsprechenden Rechtstext inzwischen nachgereicht, so dass das Verfahren gegen Deutschland zur Vollständigkeit der Umsetzung eingestellt wurde. Insgesamt wurden von den 28 Vertragsverletzungsverfahren zur Vollständigkeit der Umsetzung der Vierten Geldwäscherichtlinie inzwischen elf geschlossen, 17 sind weiter aktiv. Eine Übersicht der Vertragsverletzungsverfahren findet sich hier: ec.europa.eu

Die nächste Phase der Prüfung zur Korrektheit der Umsetzung der Vierten Geldwäscherichtlinie dauert noch an und es ist derzeit unklar, wann Ergebnisse vorliegen werden. Die EU-Kommission muss bei der Prüfung der korrekten Umsetzung der Geldwäscherichtlinie einen Zahn zulegen. Es kann nicht sein, dass zum Zeitpunkt des Inkrafttretens der Fünften Geldwäscherichtlinie noch nicht einmal die Prüfung der Korrektheit der nationalen Umsetzungsgesetze der Vierten Geldwäscherichtlinie abgeschlossen ist.

Ein wichtiges Instrument für die Prävention und Ermittlung von Geldwäsche ist das seit Ende 2017 existierende Transparenzregister, das die wirtschaftlich Berechtigten von Unternehmen, Stiftungen und Trusts beinhaltet: www.transparenzregister.de

In der Vergangenheit war dieses Register nur für Behörden sowie für Menschen mit einem berechtigten Interesse zugänglich. Nun wird das Transparenzregister für die breite Öffentlichkeit geöffnet, nachdem sich die Zivilgesellschaft, Journalisten und auch wir Grünen dafür eingesetzt hatten. Allerdings ist der Zugang mit unnötigen Hürden verbunden. Weil für jedes Dokument Gebühren erhoben werden, können Recherchen bei verschachtelten Gesellschaftsstrukturen schnell teuer werden. Zudem mangelt es dem Transparenzregister an Benutzerfreundlichkeit, weil die Informationen zu den wirtschaftlich Berechtigten nicht in einem leicht zugänglichen und verarbeitbarem Format bereitstehen. Größtes Problem ist jedoch die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben zu den wirtschaftlich Berechtigten im Transparenzregister. Auch nach Änderungen durch das Umsetzungsgesetz zur Fünften Geldwäscherichtlinie ist nämlich die Gefahr der Eigentümerverschleierung durch Zwischenschaltung von komplexen Beteiligungsketten ohne wirtschaftlichen Zweck nicht gebannt. Zwar wurde in der Gesetzesnovelle klargestellt, dass Gesellschaften ihre wirtschaftlich Berechtigten entlang der Beteiligungskette ermitteln und ans Register melden müssen. Die Gesellschaften jedoch müssen nur von jenen Anteilseigner die wirtschaftlich Berechtigten erfragen, die ihnen bekannt sind und auch nur “in angemessenem Umfang”. Damit besteht keine harte Nachforschungspflicht seitens der mitteilungspflichtigen Gesellschaften. Ohne positive Kenntnis über die tatsächlich wirtschaftlich Berechtigten wird ein fiktiver wirtschaftlich Berechtigter zur Erfüllung der Mitteilungspflicht erfasst, z.B. ein Geschäftsführer. Statt eines Strohmanns sollten in einem ernsthaften Transparenzregister aber nur echte wirtschaftlich Berechtigte eingetragen werden. Das Bundesverwaltungsamt ist damit beauftragt, die Vollständigkeit und Korrektheit der Informationen zu den wirtschaftlich Berechtigten einer jeden zur Registrierung im Transparenzregister verpflichteten Vereinigung zu prüfen. In der Praxis jedoch laufen Suchanfragen noch regelmäßig ins Leere. Das Bundesverwaltungsamt sollte angesichts der schieren Menge an registrierten Vereinigungen deshalb unbedingt mehr Ressourcen in die Überprüfung der Daten aufwenden. Ein falsches oder unvollständiges Transparenzregister hilft uns im Kampf gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung nicht weiter. Deshalb sollten auch die Sanktionen für Falsch- und Nichtmeldungen wirtschaftlich Berechtigter abschreckend sein. Laut Bußgeldkatalog des Bundesverwaltungsamts wird derzeit eine einmalige Falschmeldung aber nur mit gerade einmal 200 Euro geahndet, die Nichtmeldung kostet 500 Euro. Nur bei vorsätzlichen und wiederholten Verstößen sowie für große Unternehmen werden höhere Bußgelder fällig, maximal 1 Million Euro.

Ein besonders hohes Risiko für Geldwäsche in Deutschland birgt der Immobiliensektor, wie die Bundesregierung selbst mehrfach eingeräumt hat. Mit schwachen Kontrollen, hoher Intransparenz und satten Renditen bieten die boomenden Immobilienmärkte in deutschen Großstädten ideale Voraussetzungen für internationale Geldwäsche. Die Fünfte Geldwäscherichtlinie verlangt nun von den Mitgliedstaaten, dass die zentralen Meldestellen und zuständigen Behörden Zugang zu Informationen haben, “die die zeitnahe Identifizierung” der Eigentümer von inländischen Immobilien erlauben. Das war ein grüner Verhandlungserfolg bei der Reform der EU-Geldwäscherichtlinie. Deutschland will dieser Verpflichtung durch den Aufbau eines bundeseinheitlichen Datenbankgrundbuchs nachkommen: Grundbuch.eu/

Doch das Projekt wurde nicht rechtzeitig zur am 10. Januar 2020 endenden Umsetzungsfrist abgeschlossen und das Datum der Fertigstellung ist weiter unklar. So bekommt beispielsweise die Polizei nach wie vor ihre Information zu einer bestimmten Person, in dem sie eine Anfrage an alle Katasterämter stellt. In den meisten Amtsgerichtsbezirken sind die Grundbücher zwar inzwischen digitalisiert. Was jedoch fehlt, ist eine einheitliche Schnittstelle mit der die einzelnen Grundbücher verbunden und bundesweite Suchanfragen möglich werden. Mit manuellen Anfragen an einzelne Behörden erfüllt Deutschland nicht die europäische Verpflichtung, Immobilieneigentümer zeitnah identifizieren zu können. Solange es kein bundesweites elektronisches Grundbuch gibt, kämpfen Ermittler mit stumpfen Waffen gegen Geldwäsche im Immobiliensektor.

Letztlich muss sich die deutsche Geldwäscheabwehr auch daran messen lassen, ob alle Verpflichteten nach dem Geldwäschegesetz angemessen und wirksam beaufsichtigt werden. Kredit-, und Finanzinstitute reichen zwar die meisten Geldwäsche-Verdachtsmeldungen ein, doch nutzt die BaFin bei deutschen Banken ihre Auskunftsrechte und Sanktionsmöglichkeiten zu wenig aus: Finanzwende.de

Spektakuläre Geldwäschefälle wie Danske Bank unter Beteiligung von Banken in mehreren europäischen Ländern zeigen zudem, dass bei grenzüberschreitenden Geschäften die Aufsicht in der Bankenunion unzureichend ist. Unbefriedigend niedrig ist außerdem die Anzahl an Geldwäsche-Verdachtsmeldungen aus dem Nichtfinanzsektor. 2018 kamen von den insgesamt abgegebenen 77.252 Verdachtsmeldungen gerade einmal 597 aus dem Nicht-Finanzsektor. Angesichts der Beteiligung von Immobilienmaklern, Anwälten, Notaren, Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern an Geldwäschegeschäften wie sie beispielsweise die Panama Papers ans Tageslicht brachten, muss die Selbstbeaufsichtigung freier Berufe überdacht werden. Immerhin brachte die letzte Gesetzesnovelle eine Verschärfung der Pflichten für Notare bei der Beurkundung von Immobiliengeschäften. Das deutsche Gesetz zur Umsetzung der fünften Geldwäscherichtlinie verbietet nun Notaren die Beurkundung von Geschäften, bei denen der wirtschaftlich Berechtigte unbekannt ist. Zudem werden Notare unter bestimmten Fällen von ihrer Verschwiegenheitspflicht befreit und zur Abgabe einer Geldwäsche-Verdachtsmeldung verpflichtet, selbst wenn sie nicht positive Kenntnis über, sondern nur einen Verdacht auf Geldwäsche ihres Mandanten haben.

Die Kontrolle des Nicht-Finanzsektors, für den die Bundesländer zuständig sind, muss auch personell dringend verbessert werden. Insgesamt waren in den 16 Bundesländern 2018 laut Bundesfinanzministerium nur 238 Vollzeitstellen für die Aufsicht von Immobilienmaklern, Notaren, Automobilhändlern und anderen Verpflichteten des Nicht-Finanzsektors abgestellt. Damit ist eine effektive Aufsicht nicht zu machen und erfüllt nicht die Vorgaben der Geldwäscherichtlinie. Wir Grünen bleiben hier im Europaparlament am Ball, damit Deutschland endlich konsequent gegen Finanzkriminalität vorgeht!“

Italien: Finger weg von Gratteri!

In der italienischen Öffentlichkeit ist ein Streit um den Staatsanwalt von Catanzaro Nicola Gratteri und die von ihm organisierte Maxi-Operation „Rinascita-Scott“ gegen die `ndrangheta, gegen mit ihr kooperierende Freimaurer, Politiker, Anwälte und Geschäftsleute entbrannt.

„Alle (aber wirklich alle) wollen Gratteri fertigmachen“. So der Titel eines Artikels von Giulio Cavalli, veröffentlicht auf der Internetplattform fanpage.

Darin berichtet der Autor vom Verhalten der italienischen Medien, die wohl „vergessen“ hätten, die Nachricht von diesem Schlag gegen die kalabrische Mafia auf der ersten Seite zu bringen. Von verschiedenen Seiten werfe man Gratteri „Protagonismo“ vor, d.h. er wolle bloß wieder im Mittelpunkt des Interesses stehen. Cavalli berichtet auch über den Post der PD-Politikerin Bossio: „Gratteri verhaftet halb Kalabrien. Gerechtigkeit? – nö, bloß Show“, einen Post, der als Schlagzeile von einer Zeitung übernommen wurde. Und er empört sich über die „Breitseite“, die der Generalstaatsanwalt von Catanzaro Otello Lupacchini auf einem Berlusconi-Kanal (Mediaset TgCom24) seinem Kollegen verpasst hat: In diesem Interview beklagt sich Lupacchini, dass er erst durch die Medien von der Razzia erfahren habe und   behauptet, dass diese Polizei-Operation wie alle Razzien von Gratteri auf juristisch schwachen Beinen stehe und sich sehr bald in Luft auflösen werde.

Aber: Es gibt auch Gegenstimmen:

Unmittelbar nach der Razzia meldet sich der ehemalige Staatsanwalt von Catanzaro Luigi de Magistris, jetzt Bürgermeister von Neapel, zu Wort, der auf der Liste der Beschuldigten verschiedene Namen von Personen entdeckt hat, gegen die er selber im Rahmen von Korruptionsermittlungen gegen Politiker vor vielen Jahren schon ermittelt hat. Ergebnis damals: Dem Staatsanwalt wurden die Fälle weggenommen, er wurde strafversetzt – die Beschuldigten blieben unbehelligt und konnten weitermachen wie bisher.

Die größte Antimafia-Organisation Italiens Libera ruft die Bevölkerung zu einer Kundgebung vor der Kommandozentrale der Carabinieri in Vibo Valentia auf, und tatsächlich wird diese Kundgebung ein Erfolg: Unter den Demonstranten werden nicht nur besonders viele junge Leute ausgemacht, sondern auch die Bürgermeisterin der Stadt Maria Limardi, sowie Bürgermeister und andere Verwaltungsbeamte aus der Region. Das ist für Kalabrien nicht selbstverständlich: In der Vergangenheit waren im italienischen Staatsfernsehen Berichte von Antimafia-Demonstrationen in Kalabrien zu sehen, bei denen der Reporter der RAI allein mit seinem Mikrofon auf einer leergefegten Piazza zu sehen war.

Die Antimafia-Arbeit, die Nicola Gratteri seit Jahren zusammen mit dem Mafia-Experten Antonio Nicaso an den Schulen leistet, scheint jetzt erste Früchte zu tragen: Eine Abordnung von Schülern aus der Provinz Crotone spricht bei den Carabinieri von Vibo Valentia vor, um sich bei Staatsanwaltschaft und Polizei für den Einsatz zu bedanken.

Und nun bin ich in der Situation, dass ich gar nicht alle bei Google aufgelisteten Dankadressen anführen kann und auswählen muss. Auch bei www.antimafiaduemila.com muss ich auswählen: Ich nenne einen der beiden Artikel zum Thema von Saverio Lodato, weil ich bei ihm den Titel entliehen habe: „Finger weg von Gratteri! Hier wird über die Maßen falsch gespielt, und jeder kann es sehen!“

Und auch im höchsten Gremium der italienischen Justiz, dem CSM, regt sich Protest: Von der Richtergruppe Area wird ein Verfahren gegen den Generalstaatsanwalt Lupacchini und seine Versetzung gefordert, weil sein Fernsehauftritt nicht mit seiner Funktion zu vereinbaren sei. Und gegen die PD-Politikerin soll nach der Neujahrspause ebenfalls ein Verfahren „zum Schutz des Staatsanwalts und der Polizei-Operation Rinascita-Scott“ eingeleitet werden.

Die geschilderten Ereignisse bilden das Ergebnis einer Entwicklung ab, die in den ersten Jahren der Berlusconi-Regierungen begonnen hat: Die Einstellung zur Justiz, zu Richtern und Staatsanwälten. Der damalige Regierungschef Berlusconi begann seinen Kampf gegen die Justiz (vor der er ja wirklich Grund hatte, sich zu fürchten) mit der Demontage der pentiti, der Kronzeugen, schaffte verschiedene Gesetze ab, die seine unternehmerische „Freiheit“ einschränkten (zuerst traf das die Bilanzfälschung, die von da an nur noch so geahndet wurde wie ein Verkehrsdelikt) und ließ die Parlamente Gesetze erlassen, die nur seinen persönlichen Interessen dienten, in Italienisch nennt man das „leggi ad personam“, Gesetze, die für eine einzelne Person gemacht werden.

Dass die italienische Justiz reformbedürftig ist, wird wohl kaum jemand bestreiten. Aber die Einstellung, die Justiz stelle im Allgemeinen ein Hindernis für das freie Schalten und Walten der Politik dar, ist wohl kaum mit der Verfassung vereinbar.

Dann wagen es einige Staatsanwaltschaften, nicht nur gegen den „militärischen Flügel“ der Mafia (1) vorzugehen, sondern auch die Verflechtungen mit der Politik, den Behörden, der Unternehmerschaft, jetzt auch mit den Freimaurer-Orden zu durchleuchten, und die Luft für die mutigen Staatsanwälte wird deutlich dünner. Beispiele: die schon erwähnten Ermittlungen unter De Magistris (2), das Verfahren gegen Marcello Dell’Utri, rechte Hand von Berlusconi (3), der Prozess gegen Giulio Andreotti (4) und schließlich der Prozess zur Trattativa, in dem neben Mafiabossen ehemalige Minister und Vertreter der Carabinieri auf der Anklagebank sitzen (5). Hier spielte der damalige Staatspräsident Giorgio Napolitano eine unrühmliche Rolle: Als Staatspräsident war er gleichzeitig Präsident des CSM, des höchsten Justizgremiums in Italien. In dieser Funktion versuchte er, der Staatsanwaltschaft Palermo den Prozess wegzunehmen und leitete ein Dienstverfahren gegen die federführenden Staatsanwälte ein. Der Höhepunkt dieser Entwicklung war Anfang 2019 ein Korruptionsskandal im CSM (6), bei dem der Versuch unternommen worden war, die Mitglieder dieses Gremiums von Parteipolitikern bestimmen zu lassen.

Wie es weitergeht? Man wird sehen.

  1. Der Ausdruck bezeichnet die Mafiosi, die Attentate organisieren und durchführen, die sozusagen die Drecksarbeit für Auftraggeber aus der Mafia oder aus dem Staat ausführen.
  2. B. die Ermittlung Why not (2007): Gegen De Magistris und den Informatiker Genchi wird deshalb wegen Amtsmissbrauch ermittelt, 2016 werden beide freigesprochen.
  3. Der erste Prozess gegen Dell’Utri beginnt 1997, und endet 2016 nach der Verurteilung in dritter Instanz mit einem europäischen Haftbefehl, auf Grund dessen er vom Libanon an Italien ausgeliefert wird. Dell’Utri wurde 2018 ebenfalls wegen Zusammenarbeit mit der Mafia in erster Instanz des Prozesses zur Trattativa zu 12 Jahren Haft verurteilt.
  4. Interessant ist hier, dass Wikipedia Giulio_Andreotti wiederholt, was in der italienischen Öffentlichkeit ebenfalls ständig wiederholt wird: Dass der Prozess mit einem Freispruch geendet hätte: In Wahrheit bestätigte das Gericht seine Zusammenarbeit mit Cosa Nostra, doch waren die Anklagepunkte zum Zeitpunkt des Urteils verjährt.
  5. Über den Prozess hat w-t-w.org mehrfach berichtet. Im Augenblick wird in Palermo die zweite Instanz verhandelt.
  6. Ilfattoquotidiano.it

„Vor dem Gesetz sind alle gleich“ – „Abgesehen von den Ausnahmen, die von einem Gesetz festgelegt werden“

artemisia-blog

Nur mit Bildung erreicht man den Aufstieg!

Kaum Freizeit im Grundschulalter
Chinesische Kinder sind gut in Mathe.
Nur mit Bildung durch „Chiku“ erreicht man den Aufstieg, heißt es in China. Das erfahren schon die Kinder in der Kita. „Chiku“ heißt frei übersetzt: „leiden“.

Ning Wang berichtet: Schulische Leistungen gelten als Voraussetzung für den sozialen Aufstieg

Bildung gilt Eltern in asiatischen Ländern und besonders in China als Voraussetzung und Garant für sozialen Aufstieg und eine solide Karriere ihrer Kinder. „Chiku“ – frei übersetzt „leiden“ – gehört dazu. Nur durch harte Arbeit kann man alles erreichen.

Das ist die chinesische Variante des amerikanischen Traums „vom Tellerwäscher zum Millionär“. Allerdings geht es nicht nach der Vorstellung des Selfmade-Millionärs. Die Mühen, die es zu bewältigen gilt, beziehen sich auf die schulischen und akademischen Leistungen. Nur dann hat man Aussicht auf einen guten Job und ein gutes Einkommen.

Lange galt das Bildungssystem als starr, mit zu viel Frontalunterricht, bei dem die Lehrer ihren Stoff runterreißen und kaum auf das Lerntempo der Schüler eingehen können. Freizeit kennen die Kinder kaum. Spiel und Spaß kommen nach westlicher Sichtweise viel zu kurz.

Auch wenn im Kindergarten behutsam umgesteuert wird, hat sich insgesamt wenig geändert. So zeigt eine aktuelle OECD-Studie (OECD Education Study), dass Chinas Schüler in Sachen Mathematik, Naturwissenschaften und Lesen weltweit am besten abgeschnitten haben. Mit Peking und Shanghai sowie den Provinzen Zhejiang und Jiangsu hat China in der aktuellen Pisa-Studie überall die Spitzenplätze weltweit belegt.
Einen Großteil der Hausaufgaben macht Mathematik aus

Das aktuelle Curriculum des Bildungsministeriums für die Primarstufe sieht für die erste Klasse pro Woche vier Stunden Mathematikunterricht vor. Das klingt erst mal nicht viel. Aber nicht nur die Herangehensweise ist unterschiedlich, auch die Komplexität und die Zeit, die für Matheaufgaben aufgewendet wird, unterscheiden sich vom Westen.

Während Chinas Grundschulkinder im Schnitt etwa drei Stunden Hausaufgaben machen – dreimal mehr als ihre französischen Altersgenossen –, verbringen sie den Hauptanteil der Zeit damit, Matheaufgaben zu rechnen.

Es gibt auch Kritik an der Pisa-Studie. Bemängelt wird, dass die Ergebnisse nicht für das ganze Land repräsentativ sind. Sicherlich findet man das Niveau der Pekinger Schulen nicht überall im Land. Doch Andreas Schleicher, der deutsche Kopf hinter dem standardisierten Pisa-Test, ist der Überzeugung, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die anderen Städte und Provinzen aufholen.
7,5 Millionen Uni-Absolventen

Was heute Shanghai ist, sind morgen Shenzhen oder Nanjing. Pekings Regierung investiert stark in Bildung. So ist die Zahl der Universitäten im Land von 2008 bis 2018 um 400 auf 2663 gestiegen.

Im vergangenen Jahr absolvierten 7,5 Millionen Studenten die Universität. Vor zehn Jahren waren es noch fünf Millionen. Die chinesische Regierung gab im vergangenen Jahr 3,7 Billionen Yuan (umgerechnet 520 Milliarden Dollar) für Bildung aus. Insgesamt werden, schon sieben Jahre in Folge, vier Prozent des BIP in Bildung investiert.

Gerade bei den Kleinsten wurde in den vergangenen Jahren das Budget angehoben. 2018 stiegen, laut der jüngsten Zahlen Pekings, die Ausgaben für Kindergärten pro Kind um über zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Volkssport Bildung

„Lasst uns mal biyibi“, ruft die Kindergärtnerin. Milde übersetzt heißt das „vergleichen“, aber eigentlich ist es eine Wettbewerbssituation, in der sich chinesische Kinder immer wieder vorfinden. Von klein auf heißt es dann: Schau dir die anderen Kinder an, die sitzen schön und artig. Später dann: Sie können schon so gut Gedichte aufsagen, so gut rechnen, so gut dies und das. Es ist eine Gesellschaft, in der die Jüngsten darauf getrimmt werden, dass sie besser sein müssen als der

Ging es lange vor allem darum, einen guten Platz in den Schulen und dann in den Universitäten des Landes zu ergattern, um hoffentlich einen guten Job zu bekommen, vergleichen sich die in den 1990er Jahren geborenen und die Millennials meist nur noch des Vergleichs wegen. Sie haben es ihr Leben lang nicht anders gelernt. Das betrifft dann nicht mehr nur die Disziplinen Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften. Es ist ein Volkssport geworden….Tagesspiegel

Kalabrien: Bevölkerung solidarisiert sich mit der Staatsanwaltschaft und der Polizei

Die Maxi-Operation der Staatsanwaltschaft Catanzaro gegen die `ndrangheta-Clans von Vibo Valentia in Kalabrien mit dem schönen Namen „Rinascita-Scott“ („Neubeginn“), bei der 3000 Carabinieri zum Einsatz kamen, hat in Italien verschiedene Reaktionen hervorgerufen.

Die Razzia war, so vermutet der verantwortliche Staatsanwalt Nicola Gratteri, aus dem Kreis der ermittelnden Behörden an die Mafia verraten worden, so dass er die Operation um 24 Stunden vorziehen musste. Von den 416 Personen, gegen die ermittelt wurde, darunter Politiker, Rechtsanwälte, Geschäftsleute, Staatsbeamte, Freimaurer und Polizisten, konnten immerhin noch 334 bei der Razzia in verschiedenen Regionen, aber auch in Deutschland, der Schweiz und Bulgarien festgenommen werden. Eine Meisterleistung, die wohl großen Respekt verdient!

Doch die größeren und großen (Corriere, Repubblica, La Stampa) Presseorgane widmeten dem Erfolg der italienischen Justiz, wenn überhaupt, nur eine lapidare Meldung und widmeten sich lieber wichtigeren (???) Themen wie z.B. dem emeritierten Papst Josef Ratzinger (Libero) oder dem Verschwinden der offiziellen Weihnachtseinladungen für die Belegschaften in der Wirtschaft (Il giornale). Eine genaue Analyse des Vorgehens der verschiedenen Presseorgane findet sich hier: Strill.it

Ausnahmen von der traurigen Regel sind wie immer il fatto quotidiano, antimafiaduemila und dieses Mal auch andere, regionale Presseorgane.

Zitiert werden soll auch der Riformista, der es offenbar besser weiß: „Gratteri verhaftet halb Kalabrien. Gerechtigkeit? – Nö, bloß Show“ titelt er. Den identischen Text hatte Enza Bruno Bossio, Abgeordnete des PD (Sozialdemokraten), schon vorher in den sozialen Medien gepostet. Für sie sind politische Intrigen gegen ihre Partei der wahre Grund für die gigantische Razzia. Übrigens: Ihr Ehemann ging den Fahndern bei der Razzia ebenfalls ins Netz: Er soll für 50 000 Euro ein Gerichtsurteil „in Ordnung gebracht“ haben.

Im PD geht man jetzt zu ihr und ihren Thesen auf Distanz, auch der Außenminister Di Maio verteidigt in einem Interview Gratteris Leistung, und was passiert in Vibo Valentia?

Libera, die größte italienische Antimafia-Organisation, hat zu einer Demonstration aufgerufen, und Tausende kamen, um sich mit ihrem Applaus bei der Staatsanwaltschaft und den Carabinieri für ihren Einsatz gegen die Mafia zu bedanken.

Logo von Libera – #auchichbinStaat

Hunderte mutmaßliche Mafiosi verhaftet

Morde, Erpressungen, Wucher und Geldwäsche. 334 Festnahmen bei Anti-Mafia-Razzia in Italien. Die ‚Ndrangheta verdiendte nach Recherchen des italienischen Eurispes-Instituts mit dem Drogenschmuggel 300 bis 350 Millionen Euro – pro Woche.

Bei der größten Anti-Mafia-Operation seit den 1980er-Jahren sind am Donnerstag in Italien 334 Personen festgenommen worden. Prominente Anhänger der kalabrischen ‘Ndrangheta, Unternehmer und Politiker mussten entweder in U-Haft oder in den Hausarrest, teilte die italienische Polizei am Donnerstag mit. Den Verdächtigten werden unter anderem Morde, Erpressungen, Wucher und Geldwäsche vorgeworfen.

Die kalabrischen Justizbehörden ermittelten gegen insgesamt 416 Personen. Über 260 Verdächtige wurde Untersuchungshaft verhängt, 70 bekamen Hausarrest, vier weitere dürfen nicht mehr an ihren Wohnort zurückkehren. Zu Festnahmen kam es auch in Deutschland, der Schweiz und Bulgarien. Unter den Festgenommenen waren kalabrische Politiker, darunter ein Ex-Senator und der Bürgermeister einer Gemeinde in Kalabrien, teilten die Ermittler mit.

Die Ermittlungen zeigen enge Verstrickungen der ́Ndrangheta mit der Mafia in der süditalienischen Region Kalabrien und der Politik auf. 2.500 Carabinieri waren bei der Razzia im Einsatz. Insgesamt 15 Millionen Euro wurden beschlagnahmt. Die Aktion konzentrierte sich auf die kalabrische Provinz Vibo Valentina, erstreckte sich aber bis nach Norditalien.

“Was die Zahl der Festnahmen betrifft, handelt es sich um die wichtigste Anti-Mafia-Operation seit jener, die die (von der Mafia im Jahr 1992, Anm.) ermordeten Staatsanwälte Giovanni Falcone und Paolo Borsellino geführt hatten”, berichtete der Oberstaatsanwalt von Catanzaro, Nicola Gratteri, am Donnerstag. Er gilt als einer der prominentesten ́Ndrangheta-Experten….334 Festnahmen bei Anti-Mafia-Razzia in Italien

Wie die ‘Ndrangheta zur größten Mafia der Welt wurde

Historische Operation gegen die Mafia: Hunderte Verdächtige werden festgesetzt. Doch wie wurde die kalabrische Mafia ‘Ndrangheta eigentlich so mächtig?Es sind Politiker, Unternehmer und sogar ein Polizist darunter: Der Polizei ist ein aufsehenerregender Schlag gegen die Mafia in Kalabrien gelungen. Doch die Festnahme von Hunderten Verdächtigen ist nicht nur für Italien eine große Nachricht: Die ‘Ndrangheta gilt heute als weltweit mächtigste Mafiaorganisation und kontrolliert von Dörfern in Süditalien aus große Teile des weltweiten Drogenhandels. In Deutschland ist sie spätestens seit den Mafiamorden von Duisburg bekannt, als sechs Menschen vor einer Pizzeria erschossen wurden…
Wie die ‘Ndrangheta zur größten Mafia der Welt wurde

In der Region Kampanien ist zudem die Camorra angesiedelt, eine seit dem 16. Jahrhundert existierende Mafiafamilie. Sie besteht aus weitgehend autonom agierenden Clans, die Drogen- und Waffenhandel, Produktpiraterie und Schutzgelderpressung betreiben, aber auch illegal Müll entsorgen und ganze Segmente der legalen Wirtschaft unterwandert haben…
Europaweite Aktion 2500 Polizisten im Einsatz
– Hunderte mutmaßliche Mafiosi verhaftet

Festnahmen bei internationaler Razzia gegen ‚Ndrangheta.
Paolo Calleri / www.paolo-calleri.de

 

Mord auf Malta – Der Fall Daphne Caruana Galizia

Im Oktober 2017 wurde Maltas bekannteste Journalistin Daphne Caruana Galizia ermordet. Die Filmemacher Tim Röhn und Gelareh Kiazand zeigen, wie sie zum Opfer einer mafiösen Elite wurde. Folgen? Fehlanzeige. Die Drahtzieher sind unbekannt, die Regierung versucht, das Gedenken an Galizia zu verhindern. Erst nach Festnahmen im November 2019 gibt es plötzlich Hoffnung auf Gerechtigkeit.

Vor zwei Jahren starb Daphne Caruana Galizia. Am 16. Oktober 2017 wurde die bekannteste Journalistin Maltas mit einer Autobombe getötet. Die Filmemacher Tim Röhn und Gelareh Kiazand zeigen in ihrer Dokumentation „Mord auf Malta“, dass es ein Verbrechen mit Ansage war. Über Jahre war Galizia bedroht und attackiert worden – ohne dass die Sicherheitsbehörden eingeschritten wären, um die Reporterin zu schützen.

Galizia wurde angegriffen, weil sie mit ihren Enthüllungen zu korrupten Praktiken in der Elite des kleinsten EU-Mitgliedslandes ein verbrecherisches System ins Wanken brachte. Sie gehörte zu den Enthüllerinnen der „Panama Papers“, deckte auf, dass Regierungsbeamte Offshore-Firmen besaßen.Weil sich Galizia durch den Hass nicht einschüchtern ließ, gab es nur ein Mittel, sie zu stoppen: ihre Ermordung. Ihre Söhne, Freunde und Politiker berichten von einer sich immer schneller drehenden Spirale der Eskalation.

Die Dokumentation gibt Einblicke in eine tief gespaltene Gesellschaft. Ein Mahnmal, mit dem Aktivisten Gerechtigkeit fordern, wird täglich im Regierungsauftrag zerstört. Es gibt scharfe Kritik aus dem Ausland und eine Resolution des Europarats, die Malta zum Handeln auffordert – aber all das perlt an Premierminister Joseph Muscat ab. Erst Ende November 2019 kommt Bewegung in den Fall. Ein Unternehmer wird unter Mordverdacht festgenommen – und nennt weitere Namen. Mit Keith Schembri tritt kurz darauf Muscats Stabschef zurück – einer der einflussreichsten Politiker des Landes. Gibt es am Ende doch noch Gerechtigkeit für Daphne Caruana Galizia?…ZDF/ Dokumentation

sebtantiburlo.com

Organisierte Kriminalität – Was geht das Frauen an?

Die jährliche Geldwäsche wird weltweit auf bis zu $ 4,2 Billionen geschätzt, mit steigender Tendenz. (Munich Security Conference – Transnational Security Report June 2019.

Diese illegalen Gelder unterminieren die Demokratie und den Rechtsstaat wie der Europarat festgestellt hat (Resolution2279 (2019) vom 11.04.2019).

Was bedeutet Crime Enabling? Wie verschleiert man ein Verbrechen ? Was ist ein Heimlichkeitsdelikt oder eine Vertuschungsgemeinschaft?

 Was können Frauen-Netzwerke tun

  • Transnational Organized Crime- TOC, Mafia, Korruption und Geldwäsche thematisieren und darüber informieren
  • Argumentationshilfen anbieten
  • Whistleblower, Polizei, Journalisten und Geldwäscheexperten würdigen und für Preisverleihungen vorschlagen
  • Crime Enabler: Filz aus Kumpanei, Vertuschung und Verschleierung wahrnehmen
  • Wissenschaftlerinnen, welche zu diesen Themen forschen, suchen und mit ihnen Lösungsmöglichkeiten diskutieren
  • Arbeitsgruppen zu einzelnen Themen gründen, Experten/innen einladen
  • Solidarisierung und Vernetzung von Frauen; Kinder entsprechend erziehen, beaufsichtigen
  • Antimafia-Organisationen unterstützen, Studienreisen, keine Drogen und gefälschte Produkte kaufen
  • Fordere Informationsfreiheitsgesetze und Transparenz
  • Gegebenenfalls Strafanzeige stellen
  • Leserbriefe an Presse, Parlamentsabgeordnete schicken, Fragen stellen
  • Fernsehen/Radio/Video/Film informieren und zu Wahlen gehen.
  • Andere Interessierte finden: Autorinnen, Bloggerinnen, Social Media Groups, Regisseurinnen, Filme, Kunstschaffende
  • Was können wir noch machen?

Organisierte Kriminalität – was geht uns Frauen das an? / PDF
Präsentation von Dagmar Frank

Cartoon: Liza Donnelly @lizadonnelly
Frauen und Kinder leiden unter Korruption

Geschickt versteckte Gesetzesänderung bei CumEx

 Bundesregierung erschwert die Aufarbeitung des Cum-Ex-Skandals

Man will vertraulich beraten und Protokolle keinesfalls veröffentlichen: Dank einer Gesetzesänderung können Absprachen zwischen Finanzbehörden künftig noch besser verschleiert werden.

Spiegel Gastkommentar von Gerhard Schick:  Fast wäre es komplett unbemerkt geblieben. Im Rahmen eines Gesetzes, das sich überwiegend mit der steuerlichen Förderung der Elektromobilität befasst, befördert die Bundesregierung Hinterzimmerpolitik. Statt endlich Transparenz über den Einfluss von Lobbyisten auf Gesetze zu schaffen, verankert sie die Intransparenz.

Um was geht es konkret? Regelmäßig tauschen sich Vertreter von Bundes- und Landesfinanzbehörden über Entwicklungen im Finanzbereich aus. Sie stimmen dabei eine bundeseinheitliche Vorgehensweise ab, sei es bei Auslegungsfragen von Steuergesetzen oder Strategien gegen Steuertricks. Hier wird oft hart verhandelt, denn es geht in der Finanzpolitik gern einmal um große Summen.

Bisher sind die entsprechenden Protokolle oder andere Sitzungsunterlagen zwar in der Praxis nicht herausgegeben worden. Es bestand aber die Möglichkeit, dass Gerichte die Verwaltung zur Herausgabe zwingen, weil es keine gesetzliche Grundlage für die Geheimhaltung gab. In Zukunft schirmt nun eine Ausnahmeregelung diesen Bereich vor Anfragen nach dem Informationsfreiheitsgesetz komplett ab….Der Spiegel

Es ist ein zentrales Element der Demokratie, dass Akteure ihre Position offenlegen und verteidigen. Statt Mauscheleien zum Schaden der Steuerzahler den Weg zu ebnen, sollte im Gegenteil bei jedem Gesetz und jeder Verordnung deutlich gemacht werden, wenn Regelungen nicht im Ministerium entwickelt, sondern von externen Gutachtern oder Interessenverbänden vorgeschlagen wurden. Nur so können schädliche Lobbyeinflüsse gezielt aufgedeckt werden. FinanzTreff CumEx und CumCum

„Es handelt sich um den bisher größten Steuerraub in der Geschichte Europas“, sagt Christoph Spengel, Steuerprofessor an der Universität Mannheim. www.w-t-w.org/en/stephanie-franziska-scholz