China der verkannte Wachstums-Riese?

Nach Börsenkorrektur und Abwertung in China.  Die Ereignisse in China haben viele Investoren in Panik versetzt. Doch so, wie früher nicht alles gut war, ist nun nicht alles schlecht – China befindet sich vielmehr im Wandel.

Werner Grundlehner berichtet: Yuan-Abwertung und sinkende Aktienpreise haben die Investoren in jüngster Zeit verunsichert. Die Abwertung des Yuan und die Schwäche der Aktienbörse in China in den vergangenen Wochen haben die Märkte aufgeschreckt. Die Meinung im Westen war schnell gemacht: Das Riesenreich rutscht in eine Wachstumsschwäche und reagiert verzweifelt und unkoordiniert. Doch mittlerweile zeichnet sich unter Analytikern und Strategen eine Neubeurteilung der Lage ab.
Kreditklemme verhindert

Weil die Kommunikation der chinesischen Behörden weniger koordiniert war als bisher, hat dies bei Beobachtern zu Verunsicherung und Fehlinterpretationen geführt – auch weil die Märkte keine Überraschungen lieben. Bezüglich Bewältigung der Krise am Aktienmarkt hätten die chinesischen Behörden einen guten Job gemacht, denn sie hätten die Blase entschärft, erklärt Mansfield Mok, Manager des New Capital China Equity Fund. Auf dem Gipfel des Aktienbooms haben ausstehende Fremdfinanzierungen im Aktienmarkt 2200 Mrd. Yuan betragen, dieser Wert hat sich auf unter 1000 Mrd. Yuan reduziert. Damit seien auch die Ängste vor einer Kreditklemme verschwunden.

Die Bedeutung des Aktienmarktes in China darf nicht überschätzt werden: Zwar sind 85% der Aktien im Besitz von Privatinvestoren, am Vermögen der Haushalte machen Dividendenpapiere aber nur 10% aus – im Westen sind es rund 30% bis 40%.

Die chinesische Regierung hat gemäss Mok in der jüngsten Krise das Verhalten der USA im Jahr 1987 kopiert. China erhöhte die Liquidität im System durch mehrere Massnahmen, gleichzeitig wurde die Nachfrage nach Aktien stimuliert und das Angebot eingeschränkt, beispielsweise durch die Aussetzung von Börsengängen und das Verbot des Verkaufs eigener Aktien für staatliche Gesellschaften. Zudem wurde die Liquidität erhöht, indem grosse staatliche Fonds neue Anteile auflegten.

China habe zudem noch geldpolitischen Handlungsspielraum und könnte die Zinsen senken, fügt Iain Lindsay, zuständig für das Fixed-Income-Geschäft bei Goldman Sachs Asset Management, an. Ein derartiges Vorgehen mögen die Märkte nicht unbedingt, das habe man jüngst nach der Abwertung der Währung gesehen. Der Markt habe aber mehr in das Signal hineininterpretiert, als dass sich wirklich verändert hätte.

Es gibt laut Mok keinen Grund, die chinesische Währung weiter abzuwerten. Der chinesische Leistungsbilanzüberschuss ist von 10% des BIP im Jahr 2007 auf rund 2% gefallen. Der Yuan sei nun angemessen bewertet. Zudem begrüsste der IMF das Vorgehen Chinas, weil nun den Marktkräften mehr Einfluss auf die Wechselkursentwicklung gewährt wird. Auch mit Blick auf eine Aufnahme des Yuan in den Korb mit Sonderziehungsrechten sieht der IMF das Vorgehen als begrüssenswert.
Einfache, aber falsche Sicht

Die westlichen Finanzmärkte hätten einen sehr vereinfachten Blick auf China und könnten die Entwicklungen in ihrer Tiefe nicht erfassen, fügt Iain Lindsay an. Aus wenigen Daten wie dem Wechselkurs, dem Kupferpreis und der Stromproduktion werde ein vereinfachtes Bild der Entwicklung abgeleitet. Damit erfasst man aber nur einen Teil des Landes – das alte China der Fabriken mit rauchenden Kaminen. Doch das Reich der Mitte befindet sich in einer Transformation, der Dienstleistungssektor ist mittlerweile grösser als der Industriesektor, denn dort wurden viele Produktionsbetriebe in günstigere Nachbarländer verlagert. Diese Entwicklung zu besser entlöhnten Jobs ist erwünscht. Denn mittlerweile gibt es wegen der Ein-Kind-Politik mehr Stellen als Werktätige. Die Fortschritte lassen sich laut Joep Huntjens, Head of Asian Fixed Income bei NN Investment Partners, am Markit Services PMI ablesen, der im Juli seinen höchsten Stand seit elf Monaten erreicht hatte. Der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes, das 41% zur Wirtschaftsleistung beiträgt, ist hingegen konstant gefallen.
Günstiger in Hongkong

Dieser Prozess bremst zwangsläufig das Wachstum. Auf kurze Sicht betrachtet sind schmerzhafte Anpassungen bei Strukturreformen unvermeidlich. Iain Lindsay weist aber darauf hin, dass ein Wachstum von 6% im laufenden Jahr die gleiche Wirkung auf die globale Wirtschaft habe wie eine Expansion von 12% vor einigen Jahren.

Die chinesische Valoren sind in Hongkong günstiger bewertet als an der Festland-Börse. China sei weiterhin ein mehr oder weniger geschlossener Kapitalmarkt, trotz den jüngsten Börsenkooperationen. Bei Hongkong und China handle es sich um zwei verschiedene Geldpools. Das Festland wird von Kleinanlegern dominiert, wohingegen in Hongkong mehr institutionelle Anleger aktiv sind. Die Konvergenz dieser beiden Märkte wird Zeit brauchen; derzeit sei noch keine effiziente Art der Arbitrage möglich.

Am Aktienmarkt würde der Offshore-Markt in Hongkong (H-Aktien) profitieren und der hoch bewertete A-Share-Markt werde etwas konsolidieren, sagt Mok. Er mag Gesellschaften, deren Produkte in China noch eine tiefe Marktdurchdringung aufweisen, dazu gehörten Firmen aus den Sektoren Pharma, Logistik und Versicherungen. Bankaktien sind laut Mok nur auf den ersten Blick günstig, denn die Regierung wolle den Anteil von Bankkrediten von 80% am Kreditvolumen zugunsten von festverzinslichen Papieren deutlich reduzieren. Die staatlichen Unternehmen seien dagegen aus historischen Gründen nicht attraktiv. Wegen der laufenden Restrukturierungen werde jedoch eine Neubewertung einsetzen, das mache die Aktien für Anleger wieder attraktiver.
China

Ermittler verlangen detaillierte Angaben von Schweizer Geldinstituten

Banken SchweizSteuerstreit mit Deutschland. Heikle deutsche Fragen an die Schweizer Banken. Die Briefe von deutschen Staatsanwälten zeigen, dass sie von Schweizer Banken deutlich mehr Daten verlangen, als bisher kolportiert worden war.

Zoé Baches berichtet:  Bis jetzt war öffentlich nicht bekannt, was genau die deutschen Staatsanwälte von schätzungsweise 30 bis 50 Schweizer Banken fordern, die wegen der grenzüberschreitenden Betreuung von deutschen Kunden ins Visier der dortigen Steuerbehörden geraten sind. Ein Fragebogen, der von der Steuerfahndungsstelle Köln im letzten Dezember als Massenversand an die hiesigen Banken verschickt worden war, und ein zweiter Brief vom Sommer 2015 geben Einblick. Identifizierung möglich……
Heikle deutsche Fragen an die Schweizer Banken
SwitzerlandLand im Herzen Europas, das Waffen-und Drogendealern, Diktatoren,Steuerhinterziehern, Terroristen, etc. einen sicheren Hafen für ihre Beute bietet.
Und was machen die Politiker dagegen ?
Natürlich ein schweizer Konto eröffnen…By Riemann

Frauen und Kinder leiden unter Korruption / Crime Enabling

Unesco: IS plündert in „industriellem Ausmaß“

Der IS sprengt historische Stätten, wie hier einen Tempel in der Oasenstadt Palmyra in die LuftMit Schmuggel und Schwarzhandel finanziert
sich der IS. Die Unesco schätzt, dass es in Syrien bereits Tausende illegale Raubgrabungen gibt. Die Zerstörung der Oasenstadt Palmyra ist nur ein Beispiel. Die Kulturorganisation appelliert nun an den Westen.

Die Plünderungen archäologischer Stätten in Syrien durch die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) haben nach Angaben der Unesco „industrielle Ausmaße“ angenommen. Satellitenbilder belegten „Tausende illegale Raubgrabungen“, sagte die Chefin der UN-Kulturorganisation, Irina Bokova. Sie rief eindringlich dazu auf, dem Schmuggel und Schwarzhandel mit geraubten Kunstschätzen und Kulturgütern, die der Finanzierung der Miliz dienten, einzudämmen.

Kunstschätze werden von der Dschihadistenmiliz zum Teil außer Landes geschafft, zum Teil aber auch vor Ort zerstört. Mafiöse Strukturen organisieren den Verkauf der Objekte im Ausland. Besonders gefragt auf den Kunstmärkten sind Objekte der klassischen Antike wie Grabskulpturen.

Vor zwei Wochen war bekanntgeworden, dass der IS den weltberühmten Baal-Tempel der antiken syrischen Oasenstadt Palmyra gesprengt hatte. Der IS vertritt eine radikal-sunnitische Islamauslegung. Die Verehrung von Monumenten wie Schreinen ist nach der Auffassung der Extremisten Aberglaube. In den von ihnen kontrollierten Gebieten im Irak und Syrien zerstörten sie bereits zahlreiche christliche und auch muslimische Kultstätten.

Vor Beginn des Bürgerkriegs 2011 besuchten jährlich mehr als 150.000 Touristen die Ruinen von Palmyra. Dort besichtigten sie die lange Säulenstraße, die Portale, die Tempel und die weitläufige Nekropole mit ihren mehr als 500 Grabmälern. Die Extremisten plünderten dort mehrere der reich verzierten Mausoleen.
Museumsbesuch
Illicit Trafficking of Cultural Property
ISIS destroying Iraq’s cultural heritage: UNESCO chief

Warum der Mythos des Schweizer Franken wankt

Es gibt verschiedene Gründe. Vor allem das Schweizer Geschäftsmodell des ermöglichens von Verbrechen hat dem Ruf der Schweiz nachhaltig geschadet.

DWO FI Euro SFREuro-Aufholjagd: Stets galt die goldene Regel: Wächst die Angst an den Börsen, fliehen die Anleger in den Franken. Doch trotz China-Crash verliert die Schweizer Währung an Wert – und der Euro holt rasant auf.

Für die rund 300.000 Deutschen, die in der Schweiz leben, war der 15. Januar 2015 wie ein Lotto-Gewinn. Auf einen Schlag war das Geld, das sie in der Eidgenossenschaft verdienen, in der alten Heimat 15 Prozent mehr wert. Denn an diesem Tag gab die Schweizerische Nationalbank (SNB) die inoffizielle Kopplung des Franken an den Euro auf. Den augenblicklich losbrechenden Run auf die begehrte Fluchtwährung konnten die Devisenmärkte damals kaum bewältigen. Der Franken wertete rasant auf.

Acht Monate später ist es wie mit so vielen Volltreffern in der Lotterie: Ein Großteil des Wohlstands ist verronnen. Seit Wochen baut der Schweizerfranken seine damaligen Wertgewinne zum Euro still und leise wieder ab…

Nächste Wahlen sind der Euro-Test
Angesichts der Tatsache, dass die Eidgenossenschaft nur kna

pp an einer Rezession vorbeigeschrammt ist, sei ein schwächerer Wechselkurs bei 1,20 Franken angemessener als das jetzige Niveau. Kurzfristig hält er ein Vorrücken des Euro auf diesen Stand allerdings für wenig wahrscheinlich. „Schließlich sind die alten Probleme der Euro-Zone, vor allem schwaches Wachstum und Mangel an politischer Stabilität, nach wie vor vorhanden“, sagt Wiesner.

So dürften die bevorstehenden Urnengänge in den Südländern der Währungsunion zum Prüfstein werden, wie beständig die Wertgewinne des Euro zum Franken wirklich sind: Am 20. September wird in Griechenland ein neues Parlament gewählt, Premier Alexis Tsipras hat seinem Volk schon Neuverhandlungen über das Hilfsprogramm in Aussicht gestellt.

Spätestens Mitte Dezember sind auch die Spanier aufgerufen, eine neue Volksvertretung zu bestimmen. So erfolgreich die Sanierungspolitik der Regierung in Madrid zu sein scheint – ein populistischer Rückschlag gegen den Euro ist keineswegs ausgeschlossen. Und dann ist da noch die Präsidentenwahl in Frankreich 2017.
Ploetzlich wankt der Mythos des Schweizer Franken

Kostas Koufogiorgos
Kostas Koufogiorgos

Hierzu auch: Frauen und Kinder leiden unter Korruption

Finanzminister-Treffen in Luxemburg

Es ist ein mühsamer Weg zur europäischen Bankenunion. Paris führt neuerdings die Diskussion über die Zukunft Europas an. Das macht die Suche nach einer Einigung noch schwieriger.

Cerstin Gammelin berichtet: Die Euro-Zone krisenfest und handlungsfähig zu machen, ist das große Versprechen der europäischen Politikelite an die 330 Millionen Bürger, die in Euro-Ländern wohnen und in den vergangenen sieben Jahren mit ihren Steuergeldern helfen mussten, das Auseinanderbrechen der Währungsunion zu verhindern. An diesem Samstag beginnen in Luxemburg die europäischen Finanzminister mit den offiziellen Beratungen eines Plans zur „Stärkung der Wirtschafts- und Währungsunion Europas“, den EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker Ende Juni vorgelegt hat. Ziel ist es, über die engere Zusammenarbeit vor allem der Euro-Länder die Steuerzahler zu schonen, Krisen zu verhindern und Wachstum zu fördern.
In Zeiten wie diesen, in denen Europa große Schwierigkeiten hat, sich als Gemeinschaft zu verstehen, darf es als Erfolg gelten, dass die Minister überhaupt einen Plan beraten wollen, der die weitere Vertiefung der Zusammenarbeit und womöglich die Abgabe nationaler Kompetenzen an gemeinschaftliche europäische Institutionen vorsieht. Das heißt aber auch, dass sich die Finanzminister am Samstag in Luxemburg an einen Tisch setzen, ohne an konkreten Beschlüsse zu arbeiten.
Finanzminister-Treffen in Luxemburg
EU-Finanzministertreffen in Luxemburg

Harm Bengen www.w-t-w.org/en/harm-bengen/

Börsengang für Wiederaufbau nach Tsunami zerstörten Infrastruktur?

Japan PostEine halbherzige Privatisierung. Japans Post drängt an die Börse. Im kommenden November sollen für 11 Mrd. Fr. Aktien der japanischen Post vornehmlich an inländische Anlager verkauft werden. Die Regierung wird die Kontrolle nicht aus der Hand geben.

Patrick Welter berichtet: Japan steht vor dem grössten Börsengang seit den späten achtziger Jahren. Die staatliche Japan Post Holding mit ihren 200 000 Mitarbeitern und 24 000 Verkaufsstellen wird am 4. November ihren Einstand geben. Das teilte die Tokioter Börse am Donnerstag mit. Angeboten werden etwa 10% der Aktien an der Postbank und der Versicherungstochter der Post. Die Regierung plant, in einer ersten Privatisierungsrunde 1,39 Bio. Yen (11 Mrd. Fr.) hereinzuholen.

Ungünstiges Timing
Der Börsengang findet dreigeteilt statt. Japan Post Holding und die beiden Tochtergesellschaften Japan Post Bank und Japan Post Insurance werden separat gelistet. Auf längere Sicht – Näheres dazu ist nicht bekannt – will die Regierung bis zu zwei Drittel der Holding sowie die Bank und die Versicherung je hälftig an der Börse placieren. Die Ausgabepreise stehen noch nicht fest. Als Indikation nennt die Post 1350 Yen je Aktie der Holding, 1400 Yen für die Bank und 2150 Yen für die Versicherung. Damit hätte die Holding einen Viertel des Börsenwerts von Toyota.

Die Ankündigung des Börsengangs kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Bis zum Sommer entwickelte sich die Börse gut, getrieben durch den expansiven Kurs der Bank of Japan. Mit der Griechenland-Krise und den chinesischen Turbulenzen aber hat sich das Umfeld stark eingetrübt. Seit dem Hoch im Juni hat der Nikkei-225-Index 13% verloren; diese Woche erlebte er eine Achterbahnfahrt. Am Donnerstag fiel er um 2,5% auf 18299,6 Punkte.

Rund 80% der Titel sollen in Japan angeboten werden, weitgehend an Privatanleger. Das deutet auf ein relativ geringes Interesse institutioneller Anleger hin. Als problematisch gilt, dass Japan Post stark reguliert ist und in einem stark verpolitisierten Umfeld arbeitet. Noch sucht die Regierung nach einem Nachfolger für den 79 Jahre alten Vorsitzenden Taizo Nishimuro, den früheren Toshiba-Chef, der 2013 kurzfristig berufen wurde und nach der ersten Privatisierungsrunde gehen will.

Eine alte Vorgeschichte
Die Regierung will insgesamt 4 Bio. Yen aus den Einnahmen dank dem Börsengang für den Wiederaufbau der 2011 durch den Tsunami zerstörten Infrastruktur im Nordosten des Landes einsetzen. Wichtiger aber ist aus politischer Sicht, dass der Börsengang ein Symbol für die von Ministerpräsident Shinzo Abe angestrebte Öffnung geworden ist. Eingeleitet hatte die Privatisierung gegen heftigen Widerstand vor zehn Jahren Ministerpräsident Junichiro Koizumi, aber das Projekt blieb stecken. Für den Börsengang sind elf Finanzhäuser eingespannt. Nomura Securities, Goldman Sachs, Mitsubishi UFJ Morgan Stanley und JP Morgan dienen als globale Koordinatoren. Der bisher grösste Börsengang Japans war 1987 derjenige von Nippon Telegraph and Telephone (NTT), was 2 Bio. Yen einbrachte.
Japan Economy

 

Zentralbanken arbeiten an globalem Verhaltenskodex

Manipulationen am Devisenmarkt. Der Skandal um die Manipulation von Referenzwerten am Devisenmarkt hat zu hohen Sanktionen gegen Banken geführt. Zentralbanker bemühen sich um einen Verhaltenskodex, der jedoch zahnlos sein könnte.

Nach Skandalen am Devisenmarkt, die zu hohen finanziellen Sanktionen gegen Banken geführt haben, arbeiten Zentralbank-Vertreter an einem umfassenden, globalen Verhaltenskodex für den Markt für Währungen. Ein solcher Kodex soll im Frühling 2017 eingeführt werden. Damit will der Ausschuss, der bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) angesiedelt ist, Vertrauen in die Märkte zurückgewinnen. Der Devisenmarkt ist mit einem täglichen Volumen von 5,1 Bio. $ (April 2015) der grösste und liquideste Finanzmarkt. Der Finanzplatz London hält dabei einen Anteil am Handel von gut 43%.

Der Ausschussvorsitzende Guy Debelle von der australischen Zentralbank sagte vor Journalisten in London, dass der global gültige Verhaltenskodex bereits bestehende Richtlinien ersetzen solle. Für regionale Unterschiede werde es aber Abweichungen geben. Laut Debelle wird das «Rad nicht neu erfunden». Es soll vielmehr harmonisiert und Klarheit darüber geschaffen werden, was ein akzeptables Verhalten am Markt ist. Es gebe jedoch auch Lücken zu schliessen, sagte Debelle. Dabei geht es beispielsweise um die Handhabung von sogenannten Stop-Loss-Orders, automatischen Verkaufsaufträgen, oder um die unterschiedlichen Rollen der Banken als Marktmacher und als Dienstleister im Kundenauftrag. Zudem soll der Verhaltenskodex nicht nur für Banken und Devisenhändler, sondern auch für Kunden, Plattformbetreiber oder Zentralbanken gültig sein. Weil sich die Strukturen am Devisenmarkt schnell veränderten, müsse sich aber auch der Kodex an die Entwicklungen anpassen können, sagte Debelle.

Der wunde Punkt der Richtlinien ist jedoch, wie rechtlich verbindlich sie sein werden und welche Sanktionen es bei Verstössen geben wird. Die Zentralbanker betonten, sie seien keine Regulatoren, dies liege in den Händen der einzelnen Ländern. Grossbritannien ahndet bereits die Manipulation von Referenzwerten an Finanzmärkten mit dem Strafrecht.
Banking Union

Smarte Arbeitswelt der Zukunft

Work-Smart, BrainGym und
kreative Mitarbeiter. Für innovative Zukunft der Arbeit
Unternehmen sind motivierte, kreative Mitarbeiter zentral. Einige Firmen haben sich dazu verpflichtet, «intelligentes Arbeiten» zu fördern. Doch wie schafft man ein solches Umfeld?

Nicole Rütti berichtet: Edelmetalle sicher einkaufen und lagern.
Welcher Arbeitgeber wünscht sich nicht produktive, motivierte und flexible Mitarbeiter. Und genauso verbreitet ist das Bedürfnis nach flexiblen Arbeitszeiten, kreativem und stimulierendem Arbeitsumfeld auch bei den Angestellten. Doch die Realität sieht oftmals anders aus: In vielen Betrieben liegen Ressourcen brach, weil Talente und Fähigkeiten nicht optimal genutzt und gefördert werden. Entsprechend geraten solche Unternehmen gegenüber innovativen Firmen immer stärker ins Hintertreffen. Laut einer jüngsten Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) vermochten Industriebetriebe, die sich durch Kreativität, neue Geschäftsmodelle sowie technologische Innovation auszeichnen, ihre Produktivität in den 2000er Jahren im Durchschnitt um rund 3,5% jährlich zu steigern. Bei den übrigen Industriefirmen betrug der Produktivitätsfortschritt hingegen lediglich 0,5% pro Jahr.
Die smarte Arbeitswelt der Zukunft

'We can't make any plans.  By the time we grow up, there will be professions no one has ever dreamed of.'

‚We can’t make any plans. By the time we grow up, there will be professions no one has ever dreamed of.‘

KPMG Studie zur Frauenquote

Bis 30. September 2015 müssen börsennotierte und/oder mitbestimmungspflichtige Unternehmen intern individuelle Zielgrößen für den Frauenanteil in Aufsichtsrat, Vorstand und auf den Leitungsebenen eins und zwei beschließen. Für neu zu besetzende Aufsichtsratsposten gilt ab dem 1. Januar 2016 teilweise eine Frauenquote von 30 Prozent.

KPMG fragt nach: Fünf Fragen an Prof. Isabell M. Welpe
Unsere Studie Frauenquote in Aufsichtsrat und Vorstand zeigt, dass die Gremien den Mann im Rock suchen, wenn es um die Nachbesetzung der Stellen im Aufsichtsrat und Vorstand geht. Wie kann diese tradierte Sicht Ihrer Meinung nach aufgebrochen werden, um das Potenzial weiblicher Fähigkeiten und wahrer Vielfalt auszuschöpfen?

Wird eine Position besetzt, sucht man ja grundsätzlich nach Kandidaten, die über eine sehr gute Passung für die jeweilige Stelle verfügen. Für Führungspositionen werden nach wie vor agentische Eigenschaften wie Durchsetzungsstärke und strategisches Denken als passend angesehen. Diese Eigenschaften schreiben wir also sowohl Männern als auch Frauen – jedoch immer noch eher Männern – zu, wie auch ganz aktuelle Studien aus Deutschland zeigen. Die Eigenschaften Kommunikation und Empathie, die wir eher Frauen als Männern zuschreiben, spielen bei der Besetzung von Führungspositionen eine untergeordnetere Rolle im Anforderungsprofil.

Es ist natürlich richtig und verständlich, wenn Unternehmen nach adäquaten Besetzungen für Positionen suchen. Es ist aber grundsätzlich wenig hilfreich, von männlichen oder weiblichen Fähigkeiten zu sprechen. Entscheidend für den Erfolg ist die Fähigkeit von Unternehmen, Talent für die jeweilige Position in allen Formen und Farben zu erkennen und auch auszuschöpfen, also zum Beispiel auch den volltätowierten IT-Spezialisten einzustellen und sein/ihr Talent in der Wertschöpfung einzusetzen. Es geht schließlich um Wettbewerbsvorteile und Innovation, die in einer Wissensökonomie nunmal in den Köpfen stecken.

Eine Demokratisierung im Unternehmen wird vor allem von der Generation Y eingefordert. Einige Organisationen gehen dabei so weit, dass sich Mitarbeiter ihre Aufgaben und Chefs selbst auswählen können. Halten Sie dies für eine Chance oder für ein Risiko im Hinblick auf eine bessere Integration von Frauen in Führungspositionen?

Wissenschaftliche Studien zeigen einen Wertewandel was die Erwartungen an die Erwerbsarbeit angeht – übrigens auch bei den älteren Arbeitnehmern, nicht nur bei den jüngeren Mitarbeitern, der sogenannten Generation Y. Bei den jüngeren fällt es nur eventuell mehr auf, weil sie neu in die Unternehmen kommen. Digitalisierung, Informationstechnologie und soziale Medien fördern ganz grundsätzlich die großen Trends der Demokratisierung und Partizipation mit allen positiven und auch negativen Folgen. Der Wunsch nach Teilhabe an wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entscheidungen ist schon lange vorhanden, doch erst die Entwicklung der Informationstechnologien der letzten Jahrzehnte ermöglichen Teilhabe aus technischer und Kostensicht.

Ihre These lautet: „Don’t fix the women, fix the organization”. Wie können sich Ihrer Ansicht nach die Unternehmen aufstellen, um mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen?
positionspapier-frauenquote-sept2015

Harm Bengen  www.w-t-w.org/en/harm-bengen/

Harm Bengen
www.w-t-w.org/en/harm-bengen/

Ökowahn manchmal Ineffizient?

OECD-Studien zeigt Ineffizienz des deutschen Ökowahns: Die Deutschen halten sich für grün, ökologisch und nachhaltig. Eine Studie bestätigt das – doch die größten Schwächen sind ausgerechnet da, wo sich die Deutschen am stärksten wähnen. ardmediathek.de

Deutschland gehört einer Studie zufolge zu den nachhaltigsten Industriestaaten der Welt, hat aber noch erheblich Luft nach oben. In einer internationalen Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung kam die Bundesrepublik auf Platz sechs von 34 OECD-Staaten. Während die Deutschen unter anderem mit sozialer und innerer Sicherheit punkten konnten, gab es an anderer Stelle Schwächen – etwa im Umweltschutz. Ganz vorn landete Schweden, ganz hinten Mexiko.

Ende des Monats sollen bei einem UN-Gipfel in New York die sogenannten Nachhaltigkeitsziele verabschiedet werden. Deshalb verglichen die Wissenschaftler für die Studie 34 Staaten anhand von 34 Kriterien miteinander. Dazu zählten Umweltschutz und Wachstumsaussichten, aber auch Kriminalität und Sozialsystem. Die fünf bestplatzierten Länder sind Schweden, Norwegen, Dänemark, Finnland und die Schweiz, am schlechtesten schnitten Griechenland, Chile, Ungarn, die Türkei und Mexiko ab.

„Unsere Untersuchung ist der erste Stresstest für die Industriestaaten zu den neuen Zielvorgaben. Danach können wir uns als die reichen Länder mit unserer wachsenden sozialen Ungleichheit und Ressourcenverschwendung nicht mehr länger als die Lehrmeister der Welt darstellen“, sagte Stiftungschef Aart De Geus. „Wir können in der Analyse erkennen, wo auch wir unsere Hausaufgaben machen müssen. Und zudem zeigt sie uns, wo die Industriestaaten bereits jetzt Gefahr laufen, die neuen Nachhaltigkeitsziele zu verfehlen.“

Mängel im Umweltschutz
Deutschland ist bei vielen Punkten vorn mit dabei, gerade im Umweltbereich gibt es aber erhebliche Mängel. So verursacht jeder Deutsche der Studie zufolge 614 Kilogramm Müll pro Jahr – der Schnitt liegt bei gerade 483 Kilo, und ein modernes Industrieland wie Japan produziert nur etwas mehr als die Hälfte des Pro-Kopf-Abfalls der Deutschen. Ganz hinten sind die Schweiz und die USA, an letzter Stelle die Windradnation Dänemark mit 751 Kilogramm Müll.

Auch die deutsche Landwirtschaft ist nach Ansicht der Gutachter nicht besonders ökologisch. Pro Hektar würden 94 Kilogramm zu viel Nitrate und Phosphate auf die Äcker gebracht, das könne die Böden schwer schädigen. Auch die Luft ist längst nicht so sauber, wie sie sein sollte: Bei der Feinstaubbelastung liegt Deutschland auf Platz 27 von 34. Laut Studie beutet die Bundesrepublik auch ihr Grundwasser zu sehr aus und vernachlässigt den Schutz bedrohter Arten. Ein Kritikpunkt außerhalb des Umweltschutzes: Deutschland müsste mehr Geld für seine Infrastruktur ausgeben.

Dass Deutschland trotzdem auf den sechsten Platz kommt, liegt an Wirtschaft und Sozialem: So sei das Wachstum hoch und nachhaltig (Platz 6), die Arbeitslosenquote (6) ebenso gering wie die Armutsquote (4) und die soziale Absicherung vorbildlich. Die Gefahr, Opfer eines Tötungsdelikts zu werden, sei sehr gering (0,7 je 100.000 Einwohner, Platz 6). Auch die hohe Zahl an Naturschutzgebieten gereicht den Deutschen in der Untersuchung zum Vorteil. Besonders gut ist die Ingenieursnation auch bei Forschung und Entwicklung.

Der frühere UN-Generalsekretär Kofi Annan mahnt im Vorwort des Gutachtens: „Diese Studie wird hoffentlich Reformdebatten über Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit in vielen Industriestaaten entfachen. Wir schulden dies unserem Planeten und seinen Menschen.“
Sustainable Development
Nachhaltigkeit