Hinweisgeberschutz in Deutschland

Aspekte, Fakten und Bedeutung Transparency International Deutschland e.V.
für die Korruptionsbekämpfung.

Vortragsreihe
Hinweisgeberschutz in Deutschland. Aspekte, Fakten und Bedeutung für die Korruptionsbekämpfung. Transparency Deutschland setzt sich seit über zehn Jahren für den Schutz von Hinweisgebern ein. Mit der Verabschiedung einer EU-Richtlinie zum Hinweisgeberschutz im Herbst 2019 wurde auf EU-Ebene ein großer Schritt getan. Zur nun anstehenden Umsetzung der Richtlinie möchten wir mit vier Vorträgen im März und April die interessierte Öffentlichkeit, aber auch Stakeholder aus Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Journalismus über die Vielseitigkeit des Themas aufklären….Einladung: Transparency Deutschland

Whistleblower @Andy Marlette

Whistleblower @Andy Marlette

Finanzkriminalität: „Versagen in allen Bereichen“

….“Die Berichte des Bundesrechnungshofes sind deshalb so bemerkenswert, weil sie das Versagen der verantwortlichen staatlichen Organe in allen Bereichen des Geldwäschegesetzes seit dessen Inkrafttreten im Jahr 1993 bestätigen“,
sagt Andreas Frank.

Der Experte für die Bekämpfung der Geldwäsche und Terrorfinanzierung hat als Sachverständiger für den Bundestag in vielen Gutachten immer wieder auf die bestehenden Defizite hingewiesen. Bei der Europäischen Kommission hat Frank seit 2004 insgesamt fünf Beschwerden gegen die Bundesrepublik Deutschland wegen Nichtumsetzung der Europäischen Anti-Geldwäscherichtlinie eingereicht. Zwei Mal kam es zu einem Vertragsverletzungsverfahren, in deren Verlauf die Bundesregierung Versäumnisse, gerade bei der Beaufsichtigung des Nichtfinanzsektors, einräumen musste. Doch verbessert wurde, wie die Berichte des Bundesrechnungshofs nun belegen, wenig. Das zeigte auch der Fall Wirecard: Das Hin und Her zwischen der Regierung Niederbayern und der Finanzaufsicht Bafin, wer für die geldwäscherechtliche Beaufsichtigung der inzwischen insolventen Betrugsfirma zuständig war, machte die Defizite bei der Kontrolle deutlich. „Die Bundesregierungen der letzten 27 Jahre haben Geldwäsche und damit die Organisierte Kriminalität und die Finanzierung des Terrors toleriert“, sagt Frank…

Finanzkriminalität:“Versagen in allen Bereichen“
Von *Markus Zydra, Frankfurt

Wenn es so einfach wäre. Aber das gewaschene Geld hängt nicht einfach an der Leine, es fließt in Immobilien, Autos, Schmuck und vieles mehr.EURO Geldscheine, Banknoten an Wäscheleine, Symbolbild Geldwäsche, Schwarzgeld iblimw01810838

(Foto: imago images)

Die internationale Überprüfung Deutschlands zur Güte der Geldwäschebekämpfung wurde verschoben. Experten rechnen schon jetzt mit dem Schlimmsten.

Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) ruft immer wieder auf zum energischen Kampf gegen die Finanzkriminalität. „Geldwäsche und Steuerbetrug sind illegal. Wir schaden uns allen und werden uns niemals damit abfinden“, sagt der Kanzlerkandidat und unterstreicht, dass dafür die deutschen Behörden stark und die Gesetze scharf genug sein müssten. Sind sie das? Im März sollte dazu eigentlich eine Überprüfung beginnen, ausgeführt vom Team des obersten internationalen Anti-Geldwäsche-Gremiums Financial Action Task Force (FATF ). Doch wegen der Pandemie hat das Gremium seine Vorort-Besuche in Deutschland um unbestimmte Zeit verschoben.

Scholz könnte dadurch in diesem Bundestagswahljahr einer Blamage entgehen, denn auch die FATF-Experten dürften die beiden aktuellen Berichte des Bundesrechnungshofs zur Qualität der deutschen Geldwäschebekämpfung gelesen haben. Die Rechnungsprüfer untersuchten zunächst die Arbeit der Zoll-Behörde Financial Intelligence Unit (FIU). Dort laufen alle Geldwäscheverdachtsmeldungen zur Prüfung ein. Der Bundesrechnungshof stellte unverblümt fest: „Die FIU kann die in sie gesetzten Erwartungen nur unzureichend erfüllen.“ Der Behörde fehle der vollständige elektronische Zugriff auf die relevanten Polizei- und Steuerdaten der Behörden. „Daher kann die FIU Verdachtsmeldungen und sonstige Informationen qualitativ nicht zuverlässig bewerten.“ Der Bundesrechnungshof untermauert damit die seit Jahren anhaltend scharfe Kritik an der FIU. Inzwischen ermittelt dort sogar die Staatsanwaltschaft Osnabrück wegen Strafvereitelung im Amt.

Manchmal gelingt ein Schlag gegen organisierte Kriminalität, aber viel zu selten. Jörg Raupach (Mitte), Leitender Oberstaatsanwalt in Berlin, und seine Kollegen äußern sich im Sommer 2018 bei einer Pressekonferenz zur Beschlagnahmung von 77 Immobilien.Pressekonferenz in Berlin zu Ermittlungen gegen kriminelle Clans

(Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa)

Die Gefahr von Geldwäsche wird oft unterschätzt. Doch die illegalen Geldströme sind eine ernsthafte Bedrohung für die globale Sicherheit, stellte die Münchner Sicherheitskonferenz 2019 fest. Das gilt nicht nur wegen der Terrorismusfinanzierung. Der Internationale Währungsfonds schätzt das jährliche Geldwäschevolumen weltweit auf vier Billionen Dollar. Nur ein Prozent dieses Betrags können die Behörden sicherstellen. Die illegalen Einkünfte aus dem internationalen Drogen-, Waffen- und Menschenhandel werden in die legale Wirtschaft geschleust. Die kriminellen Banden unterwandern mit dem Geld aus dunklen Quellen die Gesellschaft, denn sie erwerben Firmen, Häuser und damit auch politischen Einfluss. Italienische Staatsanwälte warnen seit Jahren, dass die Mafia ihre Vermögen in Deutschland wäscht.

In Deutschland taxiert man das Schwarzgeld auf jährlich 100 Milliarden Euro, rund 30 Milliarden davon fließen laut Schätzung in den Immobilienmarkt. Die Nachfrage der Kriminellen erhöht die Häuserpreise weiter. Die Berliner Ermittlungsbehörden beschlagnahmten 2018 insgesamt 77 Immobilien einer arabischen Großfamilie, mit dem Verdacht, die Immobilien seien mit Geld aus Straftaten bezahlt worden. Zwei der Häuser gehören nun dem Land Berlin. Doch solche Beschlagnahmungen sind aufgrund der juristischen Hürden immer noch die Ausnahme.

Die Behörden müssen Maklern und Autohändlern genauer auf die Finger schauen

Die Immobilienbranche, Casinos, Juweliere, Auto- und Edelmetallhändler sowie Rechtsanwälte und Notare gehören zu den sogenannten Verpflichteten im Nichtfinanzsektor. Diese Berufsgruppen müssen, wie die Banken auch, bei der FIU Meldung erstatten, wenn ihnen bei einem Geschäft etwas verdächtig vorkommt. Während Banken häufig melden, kommt aus dem Nichtfinanzsektor kaum etwas. Die Aufsichtsbehörden müssten den meldepflichtigen Maklern und Autohändlern deshalb viel genauer auf die Finger schauen. Doch der Bundesrechnungshof konstatiert in seinem zweiten Bericht, dass es viel zu wenig Personal gebe. Die Aufsicht im Nichtfinanzsektor entspreche „nicht den gesetzlichen Anforderungen“. Im Jahr 2019 hätten die bei den Aufsichtsbehörden der Länder beschäftigten 216 Mitarbeiter exakt 3071 Kontrollen vor Ort bei den Betrieben durchgeführt. Bei einer Gesamtzahl der möglichen Verpflichteten von mehr als 1,1 Millionen „müsste ein Verpflichteter durchschnittlich nur höchstens alle 200 Jahre mit einer Vor-Ort-Prüfung rechnen“.

Die Polizei führt nach einer Razzia gegen kriminelle Mitglieder arabischer Clans in Berlin einen Mann ab.Razzia gegen kriminelle Clans in Berlin

(Foto: Paul Zinken/dpa)

„Die Berichte des Bundesrechnungshofes sind deshalb so bemerkenswert, weil sie das Versagen der verantwortlichen staatlichen Organe in allen Bereichen des Geldwäschegesetzes seit dessen Inkrafttreten im Jahr 1993 bestätigen“, sagt Andreas Frank. Der Experte für die Bekämpfung der Geldwäsche und Terrorfinanzierung hat als Sachverständiger für den Bundestag in vielen Gutachten immer wieder auf die bestehenden Defizite hingewiesen. Bei der Europäischen Kommission hat Frank seit 2004 insgesamt fünf Beschwerden gegen die Bundesrepublik Deutschland wegen Nichtumsetzung der Europäischen Anti-Geldwäscherichtlinie eingereicht. Zwei Mal kam es zu einem Vertragsverletzungsverfahren, in deren Verlauf die Bundesregierung Versäumnisse, gerade bei der Beaufsichtigung des Nichtfinanzsektors, einräumen musste. Doch verbessert wurde, wie die Berichte des Bundesrechnungshofs nun belegen, wenig. Das zeigte auch der Fall Wirecard: Das Hin und Her zwischen der Regierung Niederbayern und der Finanzaufsicht Bafin, wer für die geldwäscherechtliche Beaufsichtigung der inzwischen insolventen Betrugsfirma zuständig war, machte die Defizite bei der Kontrolle deutlich. „Die Bundesregierungen der letzten 27 Jahre haben Geldwäsche und damit die Organisierte Kriminalität und die Finanzierung des Terrors toleriert“, sagt Frank.

Der Bundesrechnungshof empfiehlt der Bundesregierung nun die Einführung einer gesetzlichen Bargeldhöchstgrenze im Handel, um Geldwäscheaktivitäten zu verringern. In vielen europäischen Nachbarländern ist das bereits Usus. Doch Bundesfinanzminister Scholz hält davon nichts. Deshalb dürfen in Deutschland bis zum heutigen Tag Immobilien im Wert von Hunderttausenden oder Millionen Euro mit einem Koffer voller Bargeld bezahlt werden.SZ-20210215

*Markus Zydra
schreibt als Finanzkorrespondent in Frankfurt und berichtet schwerpunktmäßig über die Europäische Zentralbank. Er hat vorher als Wirtschaftsredakteur bei der Financial Times Deutschland und der FAZ gearbeitet. In den 1990er Jahren war er Skandinavien-Korrespondent für die Süddeutsche Zeitung in Stockholm.

Um „brutalstmögliche Aufklärung“ bemüht

 

Versklavt, Verkauft, Vergessen!

Iraks geheimer Frauenhandel, Versklavt, verkauft, vergessen.

Unter dem Vorwand, die Scharia zu befolgen, werden die Mädchen gegen eine Gebühr getraut. Meist nichts anderes als Frauenhandel und Kinderprostitution. In einigen Fällen vermitteln und organisieren die Geistlichen sogar die Zimmer für Stunden oder Tage.

Wenn Geistliche zu Zuhälter werden

Die Reporterin Nawal Al-Maghafi ist im Irak unterwegs und deckt auf, wie Frauen getäuscht und ausgebeutet werden. In den Wirren des Krieges brachen viele die Schule ab und können heute nicht richtig lesen und schreiben. Sie sind ein gefundenes Fressen für Männer, die solche kurzlebigen „Ehen“ suchen: Die Verträge, die die Geistlichen ausstellen, haben ein Ablaufdatum, doch ohne lesen zu können, fällt das den Frauen nicht auf.

Obwohl die Praxis im Irak verboten ist, erklären sich schiitische Geistliche bereit, auf Anfrage solche Sex-Vereinbarungen zu treffen. Einige geben sogar Tipps für den Missbrauch von Kindern. Eine grausame Realität, in der Geistliche zu Zuhältern werden.

 

 

 

 

 

Dooa Eladl
www.w-t-w.org/en/doaa-eladl/

 

 

Mieten landen in der Karibik

 

Die Rendite-Krieger

Von maroden Wohnungen in einer saarländischen Stadt führen die Spuren des Eigentümers bis in die schottischen Highlands: Dort residiert der Gordon-Clan, dem ein riesiges Portfolio von Immoblien in Europa gehört. Die gemeinsame Recherche des Saarländischen Rundfunks und von CORRECTIV deckt ein komplexes und intransparentes Firmen-Netzwerk auf. Über Bravehearts Kampfgefährten und Gottes Profit-Missionare.

 

Geldwäsche-Paradies Deutschland – Warum versagt der Staat?

Wirtschaftskriminalität:
Geldwäsche-Paradies Deutschland – Warum versagt der Staat?
Schwarzgeld aus Organisierter Kriminalität oder Steuerhinterziehung muss weißgewaschen werden. Das geht gut in Deutschland. Der Staat versucht seit Jahren, effizienter dagegen zu kämpfen. / Von Beate Krol

Der Gestank von Korruption und Geldwäsche

wird noch lange Zeit über den Banken schweben.
Reutersberichtet: Die Banken-Titel, auch CS und UBS, geraten weltweit unter Druck, nachdem Dokumente über angebliche Geldwäscherei veröffentlicht wurden.

«Wenn es um Geldwäscherei geht, wird in der Schweiz stets nur das absolute Minimum umgesetzt, das man aufgrund von Druck aus dem Ausland zwingend machen muss», sagte der frühere Leiter der Schweizer Meldestelle für Geldwäscherei(MROS) in einem Interview in den Tamedia-Zeitungen von Montag. Für einen Autokraten, der die Rechtshilfe unterbinden könne, sei die Schweiz eines der sichersten Länder für sein Geld. Denn ohne Rechtshilfe eines Staates könne die Schweiz keine Gelder einziehen.

Ein Regime kontrolliere auch das Justizsystem. Es werde nicht mögliche Beweise für Korruption in die Schweiz schicken, wenn eigene Leute in den Fall verwickelt seien. «Aber ohne Beweise können die Schweizer Staatsanwälte die Geldwäscherei nicht verfolgen. Der Fall wird eingestellt.» Bei Verurteilungen wegen Geldwäscherei handle es sich vor allem um Kleinstfälle. «Die grossen Geldwäscher bleiben häufig unangetastet», sagte Thelesklaf.

Der Bund und die drei Kantone Zürich, Genf und Tessin hätten 2015 zusammen 190 Millionen Franken beschlagnahmt. Im selben Jahr meldeten die Banken aber 25-mal mehr verdächtige Vermögen, nämlich 4,8 Milliarden Franken, so Thelesklaf. Seit 2016 meldeten sie sogar zwölf bis 17 Milliarden Franken pro Jahr. „Die Schweizer Behörden können also nur einen winzigen Bruchteil der gemeldeten Gelder einziehen.“

Beweislastumkehr gefordertThelesklaf fordert daher eine Beweislastumkehr. «Wenn der Sohn eines Ministers aus einem korrupten Land 50 Millionen in die Schweiz bringt, und das auch noch versteckt hinter Offshore-Firmen, dann müssen wir sagen können: Bitte beweis uns, dass du dieses Geld legal erworben hast.»

Und wenn er den Beweis nicht erbringen könne, «müssen wir das Geld einziehen und ein Geldwäschereiverfahren führen können – auch ohne vorherige Verurteilung wegen einer kriminellen Vortat.» Grossbritannien und Deutschland etwa setzten dieses Instrument bereits ein, sagte Thelesklaf.

Die Kurse fallenDie Medienberichte haben die Deutsche Bank und andere grosse Institute in Europa und den USA unter Druck gesetzt. Die Aktien der Geldhäuser verloren am Montag an den Börsen von Hongkong bis New York deutlich an Wert. Auch die Aktien von UBS und CS gerieten ins Taumeln.

Anleger fürchten sich vor weiteren Geldbussen und einem Imageverlust für die ohnehin durch die Corona-Krise stark gebeutelten Banken. Die Deutsche Bank wies den Vorwurf zurück, Vorstandschef Christian Sewing habe eine Verantwortung für die Vorgänge. Ein Recherche-Netzwerk unter Führung des Online-Magazins «BuzzFeed» berichtete unter Berufung auf umfangreiche Datensätze aus dem US-Finanzministerium, Banken aus aller Welt hätten jahrelang trotz strenger Vorschriften Risikokunden aus dem kriminellen Milieu akzeptiert und für sie Überweisungen in Milliardenhöhe ausgeführt.

Die Aktien der Deutschen Bank waren mit einem Minus von gut acht Prozent größter Verlierer im Leitindex Dax. Die Titel von HSBC und Standard Chartered rutschten in London und Hongkong auf den tiefsten Stand seit zwei Jahrzehnten. An der Wall Street verloren JPMorgan und Bank of New York Mellon im vorbörslichen Handel jeweils rund drei Prozent. Die Institute gehören zu den Banken, deren Namen häufig in den «FinCEN-Files» genannten Dokumenten auftaucht, die «BuzzFeed» nach eigenen Angaben zugespielt wurden.

«Der Gestank von Korruption und Geldwäsche wird noch lange Zeit über den grössten Banken schweben», sagte Chefanalyst Neil Wilson vom Brokerhaus markets.com. Noch sei unklar, inwieweit die Vorwürfe neu seien und ob sie durch bereits erfolgte Strafen der Aufsichtsbehörden abgedeckt seien.

Diese Berichte könnten zu einer Flut von Rechtsansprüchen gegen Banken führen, sagte der für Wirtschaftskriminalität zuständige Anwalt Sam Tate von der Kanzlei RPC. Auch das Vertrauen zu den Aufsichtsbehörden sei untergraben worden. Aktienspezialist Robert Halver von der Baader Bank sagte, wichtig sei nun rasche Aufklärung. «Skandale bei Banken sind immer negativ, gerade für deutsche Banken, die generell im Wettbewerb nicht gerade gut dastehen.»

Falsch sagt die Deutsche BankDie Deutsche Bank wies den Vorwurf zurück, Sewing sei für die späte Aufdeckung der in den Berichten genannten Geschäfte verantwortlich. «Diese Andeutung ist konstruiert und falsch», sagte Banksprecher Jörg Eigendorf zu Reuters TV. «Sewing war weder an der Prüfung damals indirekt oder direkt beteiligt.» In seiner Zeit in der Konzernrevision, für die er vor seiner Berufung zum Vorstandschef im April 2018 jahrelang verantwortlich war, habe er die Abteilung neu aufgestellt und auch mit dem Aufbau dieser begonnen. Zudem habe die Bank viel Geld in den Ausbau interner Kontrollen zur Vermeidung von Geldwäsche investiert.

Die Mitarbeiterzahl sei seit 2013 um 1000 auf 1500 erhöht worden. «Wir nehmen den Kampf gegen Geldwäsche und natürlich auch gegen Kapitalflucht sehr, sehr ernst.» Die gemachten Vorwürfe seien nicht neu und der Bank und den Aufsehern bekannt. Das Institut hat bereits mehrere hundert Millionen Dollar an Strafen für Verfehlungen im Kampf gegen Geldwäsche gezahlt.

Auch die Commerzbank wies die Berichte zurück. Laut «BuzzFeed News Deutschland» seien in den Dokumenten insgesamt rund zwei Milliarden Euro verdächtiger Zahlungen der Commerzbank zu finden. Die genannten Themen seien bekannt und beruhten auf Verdachtsmeldungen, die die Commerzbank überwiegend im Zeitraum 2010 bis 2016 an die Aufsichtsbehörden getätigt habe, erklärte das Frankfurter Institut. Seit 2015 sei das globale Compliance Management personell verstärkt worden und die Bank habe mehr als 800 Millionen Euro investiert.

Die in der britischen Finanzmetropole London ansässige Bank HSBC teilte mit, die Vorgänge seien bekannt und das Institut konzentriere sich seit Jahren auf den Kampf gegen Finanzbetrug. Die ebenfalls in London beheimatete Standard Chartered teilte mit, umfangreiche Maßnahmen ergriffen zu haben. Die deutsche Finanzaufsicht BaFin und die Europäische Zentralbank (EZB) wollten sich nicht äussern.

Harm Bengen
www.w-t-w.org/en/harm-bengen
www.harmbengen.de

Whistleblower-Schutz!

EU-Whistleblowing-Richtlinie: Für den Schutz von freier Meinungsäußerung und Pressefreiheit

Cum-Ex, Wirecard, Panamapapers, Rechtsextreme bei der Bundeswehr, Kieler Rockeraffäre, missbräuchliche Personenabfragen von hessischen Polizeicomputern: erst dank medialer Berichterstattung wurden in diesen Whistleblowing-Fällen Täter*innen zur Rechenschaft gezogen und politische Konsequenzen folgten. Zuvor hatten organisationsinterne Hinweise keine Auswirkungen. Als journalistische Quellen besitzen Whistleblower*innen eine wesentliche Bedeutung für die Kontrollfunktion der Medien in demokratischen Gesellschaften.

Whistleblower @Andy MarletteEU-Whistleblowing-Richtlinie:

Für den Schutz von freier Meinungsäußerung und Pressefreiheit

Immer mehr europäische Journalist*innen und Whistleblower werden zum Schweigen gebracht – durch SLAPPs (engl. strategic lawsuit against public participation – strategische Klagen gegen öffentliche Beteiligung). Gemeinsam mit 98 anderen Unterzeichnenden fordern wir von der EU einen besseren Schutz vor solchen Klagen. Euractiv

RICHTLINIE_ Verstöße gegen das Unionsrecht melden/PDF

Wir fordern: Ausweitung des Anwendungsbereichs

Das federführende Justizministerium (BMJV) hatte im April 2020 im Rahmen der Ressortabstimmung ein „Eckpunkte“-Papier ans Wirtschaftsministerium (BMWi) weitergeleitet (Whistleblower-Netzwerk berichtete). Dort wurden grundsätzliche Überlegungen des BMJV kommentarlos gestrichen oder in ihr Gegenteil verkehrt. Anders als das BMJV plädiert das BMWi für eine „Eins-zu-eins-Umsetzung“ und damit eine Beschränkung des Whistleblowingschutzes auf Meldungen von Verstößen gegen bestimmtes Unionsrecht. Ohne juristische Kenntnisse könnten Whistleblower*innen dann allerdings schwer beurteilen, ob ein Hinweis unter die in der Richtlinie genannten EU-Rechtsbereiche oder unter nationales Recht fällt. Das Risiko einer Fehleinschätzung und rechtlicher Folgen würde potenzielle Hinweisgeber*innen verunsichern und abschrecken. Rechtsstreitigkeiten wären vorprogrammiert und eine zusätzliche Belastung für die unternehmensinternen Rechtsabteilungen sowie die Justiz…

Doaa Eladl
www.w-t-w.org/en/doaa-eladl
@doaaeladl

Umsatzsteuerkarussellbetrug-Follow-Up FinanzTreff

„Weil die EU-Finanzminister schlafen, plündern Kriminelle schon seit mehr als 20 Jahren ungestört die Allgemeinheit: Mehrwertsteuer-Betrug kostet den Staat jährlich Milliarden. Doch die Politik tut sich schwer, den fatalen Systemfehler zu beheben“.

Der Pforzheimer  FinanzTreff hatte bereits im September 2019 eine Veranstaltung organisiert mit Dipl. Finanzwirt R. Zühlke aus Harburg/Schwaben und Steuerberater 
S. Grothues aus Bonn. Beide beschäftigten sich seit über 20 Jahren mit der Problematik des Umsatzsteuerbetrugs in der EU. Zühlke hat einiges zu erzählen, das steht fest. Der Vater von vier Kindern – groß, kräftig, bärtig – ist eigentlich keiner, der sich herumschubsen lässt.

Der Beamte beklagte Mobbing
Fest steht auch: Er wollte nicht abserviert werden. Er beklagte regelrechtes „Mobbing“ – auch in einem Schreiben, das er im November 2015 an den damaligen Finanzminister Schäuble schickte. „Im Gottvertrauen, das es auch dieses Mal gut für mich ausgeht“, so wende er sich an ihn, schrieb der Prüfer an den Minister. Er übermittelte insgesamt drei Briefe, einer allein mit 19 Seiten und 42 Anlagen.

Das Finanz-Ministerium – von Schäuble, inzwischen geführt von Olaf Scholz (SPD) – tut heute so, als sei das alles haltlos und als habe es selbst die Schreiben womöglich gar nicht gegeben.

Dass es die Hinweise auf von Zühlke beklagte Missstände gab, lässt sich durch Unterlagen belegen, teils auch durch Papiere, die der stern ganz offiziell über das Informationsfreiheitsgesetz vom Finanzministerium bekommen hat.
War ein hoher Beamter des Finanzministeriums verwickelt?

So läuft der größte Steuerbetrug Europas,
berichtete das Handelsblatt
Kriminelle Banden prellen die deutschen Steuerzahler jedes Jahr um einen hohen Milliardenbetrag. Doch der Staat bekommt das Problem nicht in den Griff.

Rechnungshof sieht „Rückschritte bei der Betrugsbekämpfung

Bundeszentralamt für Steuern setzt Whistleblower vor die Tür !  
berichtet der Stern.

Markus Grolik
www.w-t-w.org/en/markus-grolik/

Wirecard war eine riesige Geldwaschmaschine!

Fund-Managerin:
«Wirecard war eine riesige Geldwaschmaschine – und da kommt vielleicht noch mehr heraus»

Die deutsche Finanzaufsicht hat sich mit Wirecard blamiert, das Unternehmen diente wohl der Geldwäsche. «Nun fragt sich, wo das schmutzige Geld künftig auftaucht», sagt Fahmi Quadir. Die junge Frau stellt sich der Arroganz der Wall Street, nachdem sie sich als Short-Sellerin im Zusammenhang mit Valeant einen Namen gemacht hat….NZZ.ch

Die Mafia und ihre Verbindungen

Kriminalität Sicherheitsbehörden stehen im Verdacht, gegen das organisierte Verbrechen zu lax vorzugehen / Ermittler abgezogen

 

Die ’Ndrangheta verdient mit Drogen- und Waffenhandel ihr Geld, erpresst Restaurantbesitzer und betreibt Geldwäsche. Die „Süddeutsche Zeitung“ hat kürzlich darüber berichtet, dass der anerkannte Mafia-Ermittler des Landeskriminalamts (LKA), Wolfgang Rahm, nach dem damaligen Ermittlungserfolg gegen Mario L. von seinen Aufgaben entbunden worden ist. Rahm soll davon ausgegangen sein, dass es im Raum Stuttgart jetzt zu einer Reihe von Folgeverfahren kommt. Doch statt des großen Schlags gegen die Mafia wurde mit Rahm ein italienisch sprechender Experte des LKA von seinen Aufgaben entbunden – so lautet die Erzählung. Doch was ist dran?

Das LKA gibt sich bedeckt.

„Aus Gründen des Datenschutzes können wir diese Frage nicht beantworten“, sagt ein Sprecher. Ansonsten flüchtet er sich in allgemeine Aussagen. So sei nur eine geringe Zahl der italienischen Staatsbürger in Baden-Württemberg „mutmaßlich der italienischen organisierten Kriminalität zugehörig“.

Zu den Mafia-Schwerpunkten im Südwesten zählen die Großräume Mannheim, Karlsruhe und Stuttgart sowie der Bodenseeraum. Tatverdächtige seien „vor allem der kalabrischen ’Ndrangheta und der sizilianischen Mafia zuzurechnen“, so der Sprecher weiter. Die Polizei in Baden-Württemberg hat laut LKA in den Jahren 2018 und 2019 sieben Ermittlungsverfahren in Zusammenhang mit der italienischen Mafia durchgeführt.

SPD-Innenexperte Sascha Binder fordert, den Kampf gegen die Mafia zu forcieren. „Die italienische Mafia fühlt sich in Deutschland weiterhin sehr wohl. 585 Personen stehen in Verdacht, Mitglied bei der Mafia zu sein. Und auch Baden-Württemberg ist seit Langem dafür bekannt, dass die Mafia hier vertreten ist“, so Binder. Es sei mehr Personal für Polizei und Justiz nötig – und die internationale Zusammenarbeit müsse intensiviert werden.

In Polizeikreisen ist der Fall Rahm bekannt. Ein Insider berichtet, dass die Frustration bei Ermittlern wie Rahm groß sei, da verurteilte Mafiosi aus Sicht der Polizei oft zu schnell wieder auf freien Fuß kämen. Rahm sei ein unbequemer Ermittler gewesen, der seinen Unmut über die im Vergleich zu anderen Staaten begrenzten rechtlichen Möglichkeiten der Polizei offensiv vertreten hatte. „Er war schwierig“, sagt der Insider.

Doch zurück zu Mario L., dem Promi-Wirt aus dem Stuttgarter Raum. Über ihn kursieren viele Geschichten. Zu Beginn der 90er Jahre betrieb er die Pizzeria „Da Mario“ im Stuttgarter Bezirk Weil im Dorf. Der spätere CDU-Ministerpräsident Günther Oettinger verbrachte in dem Lokal den einen oder anderen feuchtfröhlichen Abend. L. soll Anfang der 1990er Jahre auch ein Fest der CDU-Landtagsfraktion ausgerichtet haben – und spendete im Gegenzug der Partei Geld.

Mario L., der vom Südwesten aus als einer der führenden Köpfe der Ndrangheta in Deutschland die Geschäfte gesteuert haben soll, sitzt nun für lange Zeit hinter Gittern. Festgenommen wurde er an einem Morgen im Januar 2018, als Polizisten im Rahmen der Operation Stige an seiner Haustüre klingelten. Stige ist übrigens italienisch für Styx, einen Fluss der Unterwelt in der griechischen Mythologie.
© Mannheimer Morgen, Samstag, 17.10.2020

albaniade.wordpress.com

Baden-Württemberg: Eine Hochburg der italienischen Mafia!