Nestlés fragwürdige Geschäfte mit Food und Pharma

Gesundheit geht durch den Magen. Auf der Suche nach Alternativen zum traditionellen Nahrungsmittelgeschäft ist Nestlé auf ernährungsbasierte Therapien gestossen. Das Gebiet ist neu, birgt aber auch erhebliche Risiken.

Neue Ideen bei Nestlé: Entwickelt wurde beispielsweise eine App, die feststellen kann, ob eine Person beim Essen die physiologisch notwendigen Nährstoffe aufnimmt.

Ausgangslage
Es gibt Nahrungsmittel und Arzneimittel, und dazwischen gibt es noch die ernährungsbasierten Krankheitstherapien – ein noch wenig erforschtes Gebiet, dem sich Nestlé Health Science NHSc verschrieben hat. Der Grosskonzern hat diesen separaten Geschäftsbereich 2011 gleichzeitig mit dem Nestlé Institute of Health Sciences gegründet, um ein neues Tätigkeitsfeld zu erschliessen, von dem man sich schnelleres Wachstum und höhere Margen verspricht als im traditionellen Food-Geschäft. Der Gesamtkonzern steht nach eigenem Bekunden im Zeichen von «Nutrition, Health & Wellness», und die Erwähnung der «Gesundheit» ist ein Indiz für eine neue strategische Facette.
Nestle zwischen Food und Pharma

Petra Kaster www.w-t-w.org/en/petra-kaster www.petrakaster.de

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Krebserkrankung ein Armutsrisiko

Onkologen und Reha-Mediziner beobachten ein neues Problem bei Krebspatienten: Dank besserer Therapien überleben immer mehr Menschen ihre Erkrankung. Für die Betroffenen ist das aber häufig auch mit negativen Folgen während und nach der Therapie verbunden: Sie erleiden beispiellose finanzielle Abstürze, so beobachten die Mediziner, die zum Teil als belastender als die Krankheit selbst erlebt werden. REPORT MAINZ liegt ein bislang unveröffentlichte Langzeitstudie der German Hodkin Study Group vor: Danach leiden 35 Prozent der Patienten unter finanziellen Problemen. Das ist ein riesiges Problem, was bisher weder im Gesundheitssystem, in der Politik noch in der der Öffentlichkeit die nötige Aufmerksamkeit gefunden hat.

Krankenkassen treiben Krebskranke in die Armut
Der Leiter des Sozialdienstes am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg, Jürgen Walther, hat den Umgang von Krankenkassen mit erwerbstätigen Krebspatienten scharf kritisiert. Betroffene würden teils wenige Monate nach der Diagnosestellung in die Erwerbsminderungsrente gedrängt, sagte er am Donnerstag in Heidelberg. Ihr Armutsrisiko steige dadurch erheblich.

Jährlich gingen rund 20 000 Krebspatienten in Erwerbsminderungsrente. Dies passiere teilweise, ohne dass die Menschen das wollten, sagte Walther, der auch stellvertretender Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Soziale Arbeit in der Onkologie der Deutschen Krebsgesellschaft ist. Die Kassen forderten die Betroffenen auf, einen Reha-Antrag zu stellen. Die wenigsten wüssten, dass dieser Antrag jederzeit in einen Rentenantrag umgewandelt werden könne, wenn der Patient voraussichtlich länger als ein halbes Jahr erwerbsgemindert sei. Dies sei jedoch bei der Mehrheit der Tumorpatienten der Fall.

Für die Betroffenen sei es ein Desaster, wenn eine Kasse so vorgehe, warnte Walther. Zur Belastung durch die schwere Krankheit kämen dann noch enorme finanzielle Sorgen hinzu. Zudem werde der Rückweg in die Erwerbstätigkeit erschwert. Generell sei Krebs ein Armutsrisiko. Während die Einnahmen der Patienten schrittweise sinken würden, stiegen die Ausgaben teils erheblich – unter anderem durch Anfahrtskosten zu Behandlungen, Zuzahlungen zu Medikamenten, Pflegekosten und Betreuungskosten für Kinder.

Waldemar Mandzel www.w-t-w.org/en/waldemar-mandzel/

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Mehr zum Thema: Finanzen/Versicherungen zahlen nicht

Kritik am „Helikopter-Geld“

Letztes Mittel der Geldpolitik? Unter Finanzexperten ist eine Debatte um „Helikopter-Geld“ entbrannt. Die Idee: Um die Wirtschaft anzukurbeln, verschenken die Zentralbanken Geld direkt an die Bürger. In Deutschland stößt das Konzept auf harte Kritik.

Thomas Baumgartner berichtet:  Die Idee stammt immerhin von einem Wirtschaftsnobelpreis-Träger: Der US-Ökonom Milton Friedman hatte 1969 in seinem berühmten Traktat „Die optimale Geldmenge“ die Parabel ersonnen, 1000-Dollar-Scheine (die im echten Leben höchst selten sind) aus dem Hubschrauber abzuwerfen, um die Inflation nach oben zu treiben.

Vom Theorie-Witz ins echte Leben beförderte das Konzept der frühere Chef der US-Notenbank Fed, Ben Bernanke. Sein „Helikopter“ war allerdings das Finanzamt, das die Bürger mit Steuererstattungen per Scheck beglückte; die Lücke im Staatshaushalt stopfte die Fed, indem sie Staatsanleihen aufkaufte.

„Helikoptergeld“ gilt seither als mögliches letztes Mittel einer ultralockeren Geldpolitik, die das „Quantitative Easing“ noch weiter ausdehnt. Der Kerngedanke: Geld über den Ankauf von Wertpapieren in den Markt zu pumpen, bringt nichts, wenn angeschlagene Banken das Geld nicht als Kredite weitergeben (können). Beschenkt die Zentralbankgeld dagegen die Bürger direkt, wird die Engstelle Bankensystem umgangen.

Stellen Sie sich vor, Sie wachen morgens auf und haben 5000 Euro mehr auf dem Konto. Einfach so. Kein Lottogewinn, keine Gehaltserhöhung waren dafür nötig.

Befürworter des Konzepts sehen den Vorteil, dass das Geld über Konsumausgaben direkt in den Wirtschaftskreislauf gelangen würde.
Kritik am Helikopter-Geld
Helikopter-Geld

Der Schweizer Frankenschock

Wirtschaftswachstum: Der Frankenschock könnte 10 Milliarden kosten
Der Frankenschock sollte laut den Bundesökonomen bis 2017 weitgehend verdaut sein. Die neusten Prognosen lassen mutmassen, dass die Sache 1 bis 2 Prozentpunkte an Wirtschaftwachstum kosten könnte…

20 000 Arbeitslose mehr?
Im Fokus des Interesses stehen auch die Arbeitsplätze. Im Februar 2016 waren in der Schweiz saisonbereinigt etwa 13 000 Arbeitslose mehr registriert als im Dezember 2014; im Euro-Raum hat die Arbeitslosigkeit abgenommen. Gestützt auf den Trend und auf die Schweizer Vorhersagen für 2016 und 2017 mag eine grobe Schätzung von kürzerfristig etwa 20 000 zusätzlichen Arbeitslosen als Folge des Franken-Schocks einigermassen plausibel erscheinen. Auch hier ist bedeutend, ob und allenfalls wie schnell sich die Lage ab 2017 wieder «normalisiert». Das ist völlig offen…
Der Frankenschock koennte 10 Milliarden kosten
Swiss Liquidity

Billiger Stahl aus China

Brüssel will mehr Zähne zeigen. Nach einigem Zögern hat die EU-Kommission auf die Klagen der Stahlindustrie über die massiv gestiegenen Stahleinfuhren aus China reagiert. Sie setzt auf ein schärferes Vorgehen gegen Dumping.

René Höltschi berichtet: Die Stahlbranche beklagt sich, dass die Verfahren in der EU länger dauerten und viel tiefere Strafzölle ergäben als zum Beispiel in den USA. Wochen- und monatelang haben die Branche und einige Mitgliedstaaten Brüssel gedrängt , zur Bekämpfung der Stahlkrise aktiv zu werden. Am Mittwoch hat die EU-Kommission nun mit einer Art Aktionsplan reagiert . Sie will insbesondere bei der Abwehr unfairer Handelspraktiken die Zähne zeigen. Daneben verweist sie auf bestehende europäische Fördertöpfe von der Forschungsförderung bis zum Juncker-Plan, die von der Stahlindustrie genutzt werden könnten. Branchenvertreter wie Eurofer und die deutsche Wirtschaftsvereinigung Stahl begrüssten den Plan, erneuerten aber zugleich die Forderung, die EU müsse ihre Industrie im Bereich Emissionshandel entlasten…
Brüssel will mehr Zähne zeigen
Stahl

Einer soll Chinas Crash-Börsen zähmen

Liu Shiyu

Mehrfach stürzten die Börsen ab, jetzt hat das Land einen neuen Chefaufseher. Liu Shiyu soll Chinas Aktienmärkte bändigen. Er ist beliebt – aber kommt er auch gegen die Pläne der Regierung an?

Johnny Erling berichtet: Von Handelsstopps und direkten Eingriffen in den Börsenhandel hält Liu Shiyu, der neue Chef der China Securities Regulatory Commission, nicht viel. Seine Berufung soll die Wende an den gebeutelten Märkten bringen

Gleich zu Beginn brachte der neue Chef der chinesischen Börsenaufsicht Liu Shiyu die Journalisten zum Lachen. In der Pressekonferenz, es war die erste, seit er im Februar überraschend zum Kontrolleur über Aktienmärkte ernannt wurde, sagte der 54-jährige Bankenexperte: „Ich bin noch keinen ‚vollen Monat‘ im Amt.“ Und wählte dafür den doppeldeutigen Begriff „manyue“. Traditionell bezeichnet manyue die Feier zum Ende des ersten Lebensmonats nach der Geburt. Das Baby darf sich von nun an freistrampeln…
Dieser Mann soll Chinas Crash-Boersen zaehmen
Boerse in China

Beinahe der grösste Bankraub der Geschichte

Hacker in Bangladesh. Die Suche nach den Schuldigen hat begonnen

Es hätte der grösste Bankraub der Geschichte werden können. Doch die Hacker in Bangladesh wurden durch einen Zufall ertappt. Nun besteht die Notenbank auf einer schnellen Klärung und will ihr Geld zurück. Doch so einfach wird das nicht.

Volker Pabst berichtet: In Bangladesh herrscht des öfteren ein mittleres Chaos. Diese Unsicherheiten machten sich Hacker zu Nutze. Nachdem sie zum Opfer eines Betrugsfalls mit rekordhoher Deliktsumme geworden ist, sucht die Bangladesh Bank nach Schuldigen. Wie im Verlauf der Woche bekanntgeworden war, hatten Hacker sich die Autorisierungscodes beschafft, um mehrere Dutzend Überweisungen im Gesamtumfang von fast 1 Mrd. $ vom Konto der bangalischen Zentralbank beim Federal Reserve in New York in Auftrag zu geben. Zahlungen von mehr als 100 Mio. $ an Empfänger in Sri Lanka und den Philippinen waren auch ausgelöst worden. Akribisch geplanter Betrug….
Hacker in Bangladesh

 "Klar, ich erinnere dich. Ich bin schrecklich mit Gesichtern, aber ich habe nie einen Benutzernamen , PIN oder Passwort vergessen."Klar, erinnere ich mich an dich. Ich bin schrecklich mit Gesichtern, aber ich habe nie einen Benutzernamen , PIN oder Passwort vergessen.“

Die EZB sendet aggressives Signal

Die Märkte reagieren «falsch»Wirkung verfehlt
EZB-Chef Mario Draghi hat nicht geblufft, sondern geliefert. Die EZB nimmt aber erhebliche Risiken für die Wachstums- und Inflations-Stimulierung in Kauf. Die Märkte reagieren verunsichert.

Werner Grundlehner berichtet: Die Halbwertszeit der Wirkung der geldpolitischen Massnahmen reduziert sich. Am Donnerstag hat die Europäische Zentralbank (EZB) mit geldpolitisch aggressiven Signalen überrascht. Um eine Reaktion zu erhalten, war dies auch nötig, denn die Senkung des Einlagensatzes für Banken von –0,3% auf –0,4% war erwartet worden. Zusätzlich gab die EZB bekannt, den Leitzins von 0,05% auf 0% zu reduzieren. Das Wertschriften-Kaufprogramm wurde zudem von monatlich 60 Mrd. € auf 80 Mrd. € aufgestockt. Damit dafür das Material nicht ausgeht, wird das Universum der für den Kauf infrage kommenden Anleihen auf Unternehmensbonds aus dem Euro-Raum ausgeweitet….
Die EZB sendet aggressives Signal

Olaf Becker

Olaf Becker

Zaubert-Draghi-ein-neues-Kaninchen-aus-dem-Hut

Die reichsten Frauen der Welt

Forbes-Liste

Rang 1: Liliane Bettencourt
Bettencourt gehören 33 Prozent des französischen Kosmetikkonzerns L’Oréal. Ihr Vater hatte das Unternehmen 1907 gegründet. Die 93-Jährige leidet unter Demenz und steht unter der Vormundschaft ihres älteren Enkels Jean-Victor Meyers, während Tochter Francoise Bettencourt-Meyers ihr Vermögen verwaltet. Im Sommer 2010 geriet Bettencourt in die Schlagzeilen, als Vorwürfe in den Medien von illegalen Parteispenden an Präsident Nicolas Sarkozy und an Arbeitsminister Éric Woerth aufkamen. Dies führte zur Bettencourt-Affäre. Die Witwe zog sich 2012 aus dem Unternehmensvorstand zurück.

Rang 2: Alice Walton
Walton besitzt einen Teil des amerikanischen Einzelhandelskonzerns Wal-Mart, den ihr Vater 1962 gegründet hatte. Was die Führung des Konzerns betrifft, hält sich die 66-Jährige weitgehend heraus. Zu ihrer Lebensaufgabe hat sie das Sammeln und Fördern von Kunst gemacht. Außerdem züchtet sie Pferde.
Handelsblatt/Forbes Liste
Das sind die reichsten Frauen der Welt

Brüchige Finanzarchitektur

Quartalsbericht der BIZ. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich hat den Zustand des Finanzsystems untersucht. Die Diagnose deutet auf ein turbulentes Jahr hin.

Es sind Berichte, die man seit Jahren mit einem Schaudern in die Hand nimmt. Die Rede ist von den periodisch erscheinenden Lagebeurteilung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Untermauert mit Statistiken aus der Welt der Zentralbanken werden Ereignisse wie Börsenturbulenzen in einen grösseren Kontext eingeordnet. Dabei wird oft ein düsteres Bild gezeichnet. Der jüngste Quartalsbericht ist keine Ausnahme. Die BIZ-Ökonomen lehren einem erneut das Fürchten.

Die Sturmglocken läuten

Noch nicht vergessen ist der Einbruch der Börsen von Anfang Jahr, der seinen Ursprung in China hatte. Im Februar folgten weitere Turbulenzen. Damals gerieten zunehmen Bankaktien in den Fokus. Anleger sorgten sich wegen eingetrübter Aussichten um die Solidität der Geldhäuser. Claudio Borio sieht diese Marktentwicklungen als Teil eines grossen Ganzen. Der Leiter der Währungs- und Wirtschaftsabteilung der BIZ findet demnach nicht, dass die Kursstürze isolierte Blitzschläge aus heiterem Himmel seien. Vielmehr würden sie Vorboten eines aufziehenden Sturms darstellen. Der BIZ kann man derweil nicht vorwerfen, sie hätten nicht frühzeitig die Sturmglocken geläutet.
Bruechige Finanzarchitektur
BIS Quarterly Review March 2016
Alarm Clock