Regeln für die Geldanlage

Von Stiftungen lernen – streuen, sparen, denken. Drei einfache Regeln für die Geldanlage.
Geld bleibt billig, die niedrigen Zinsen treiben viele Sparer in Aktien. Doch Anleger sollten dabei drei einfache Regeln beachten. Arne Gottschalck berichtet:

Streuen, Kosten sparen – und nicht immer der Herde folgen.

Breit streuen: Streuung ist eine eherne Regel der Geldanlage. Der größtmögliche Korb ist ein ETF auf den Index MSCI World, in dem rund 1600 Aktien aus mehr als 20 Ländern versammelt sind. Gestreut werden kann aber auch mit Hilfe von Fondsmanagern. Mischfonds beispielsweise streuen über Aktien und Anleihen. Damit sind Anleger in den vergangenen 5 Jahren gut gefahren.

Kosten niedrig halten: Punkt zwei zeigt sich bei jeder Form der Geldanlage – es geht um die Kosten. So niedrig wie möglich sollen sie sein – denn niedrige jährliche Kosten entwickeln sich über einen längeren Zeitraum zu einem großen Renditevorteil.

Nicht immer tun, was alle tun: Die Mehrheit hat immer Recht, heißt es. Wenn die Mehrheit der Anleger Aktien kauft, steigen naturgemäß die Kurse. Weil das Angebot höher als die Nachfrage ist. Und verkauft die Mehrheit, geben die Papiere nach. Also der Mehrheit folgen? Nicht unbedingt. „The trend is your friend“, lautet zwar eine Börsenregel, und viele Profi-Anleger setzen auf so genannte Trendfolge-Modelle. Doch beginnt dieser Trend zu kippen, drücken solche Anleger auch als erste auf den Verkaufsknopf – der Privatanleger hat das Nachsehen. Das Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000 hat gezeigt, dass Aktien-Euphorie sehr rasch in eine Verkaufspanik umschlagen kann. Daher ist es äußerst sinnvoll, bei der Aktienanlage auch dem eigenen Urteilsvermögen zu vertrauen. Trend hin oder her.

Was also bleibt dem Anleger? An die drei Regeln denken – und weiter auf die Zentralbanken und deren Zinsentscheidungen achten.

Sieben Tod-Sünden der Geldanlage

Tod-Sünden der Geldanlage

Die 7 Todsünden der Geldanlage – als Cartoon

Eine der reichsten Frauen der Welt

Yang HuiyanYan Hhuiyan

Die 34-Jährige ist Hauptaktionärin des Immobilienriesen Country Garden Holdings. Die Anteile vermachte ihr 2007 ihr Vater. Die Chinesin ist mit 6,2 Milliarden Euro eine der reichsten Frauen der Welt. Sie gilt als gute Geschäftsfrau und ihr Ehemann soll Sohn eines hohen KP-Funktionärs sein, schreiben chinesische Zeitungen.

Wie viele Superreiche in China ist Yang äußerst öffentlichkeitsscheu.  Yang begann seine Karriere als einfacher Maurer. In den neunziger Jahren gründete er seine Immobilienfirma und kaufte billiges Brachland in Südchina auf. Forbes

Die Entscheidung, frühzeitig ins Immobiliengeschäft einzusteigen, erwies sich als goldrichtig. Weil immer mehr Chinesen in die Städte drängen, steigen die Immobilienpreise auf immer neue Rekordhöhen. Eine Wohnung in Schanghai kostet heute so viel wie in München – und das bei sehr viel niedrigeren Gehältern. scmp
Fivestar living standard

Großbritanninen verklagt Mastercard auf 16,5 Milliarden Euro Schadenersatz

Der US-Kreditkartenkonzern Mastercard soll von seinen Kunden zu hohe Gebühren für Bank- oder Kreditkarten verlangt haben.

Mastercard ist in Großbritannien wegen des Vorwurfs überhöhter Gebühren auf Schadenersatz in Höhe von 14 Milliarden Pfund (rund 16,5 Milliarden Euro) verklagt worden. Mastercard wird Gerichtsunterlagen zufolge vorgeworfen, von 1992 bis 2008 mit überhöhten Gebühren und versteckten Kosten für den Einsatz von Bank- oder Kreditkarten Verbrauchern indirekt geschadet zu haben. Sollte der Klage stattgegeben werden, könnten rund 46 Millionen britische Verbraucher Ansprüche auf Entschädigung haben.

Größte Schadenersatzklage in der Geschichte Großbritanniens
Mastercard wies die Vorwürfe zurück und kündigte in britischen Medien an, sich entschieden dagegen zur Wehr setzen zu wollen. Man werde die 600-seitige Klageschrift zunächst in Ruhe im Detail prüfen. Laut der Kanzlei Quinn Emanuel handelt es sich um die größte Schadenersatzklage in der Geschichte Großbritanniens. Es soll eines der ersten britischen Verfahren im Stile von Sammelklagen werden, wie sie in den USA üblich sind. Zunächst hatte die Kanzlei, die ihre Klage auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs gegen Mastercard von 2014 stützt, sogar 19 Milliarden Pfund gefordert…Süddeutsche
Mastercard

Die US-Wirtschaft auf moderatem Wachstumskurs

Dieses Wachstum dürfte sich auch in den meisten Bezirken fortsetzen, erklärte die Fed am Mittwoch in ihrem Konjunkturbericht – im Fachjargon als „Beige Book“ bekannt. Die Verbraucherausgaben hätten sich in den meisten Bezirken kaum verändert. Die Nachfrage nach Krediten habe überall mit moderater Geschwindigkeit zugenommen. Die Preise seien insgesamt leicht gestiegen. In den meisten Bezirken habe die Produktionstätigkeit geringfügig angezogen. Viele Bezirke hätten von Schwierigkeiten berichtet, hoch qualifizierte Fachkräfte zu finden. Der Druck für Lohnerhöhungen sei in den meisten Bezirken jedoch recht mäßig. Daran dürfte sich auch in den kommenden Monaten nichts ändern.

Die US-Dienstleister hatten im August ihr Wachstumstempo überraschend verringert. Zudem hat der Jobaufbau in den USA an Tempo verloren. Die Fed, die am 21. September erneut über den Leitzins entscheidet, peilt Vollbeschäftigung an und verfolgt für ihre Geldpolitik den Arbeitsmarkt sehr genau. Sie hat den Schlüsselsatz zur Versorgung der Banken mit Geld im Dezember 2015 erstmals seit fast zehn Jahren angezogen und hält ihn seither in einer Spanne zwischen 0,25 und 0,5 Prozent. Fed-Chefin Janet Yellen ließ auf dem viel beachteten Notenbanken-Treffen in Jackson Hole jüngst offen, wann genau die US-Zentralbank den nächsten Zinsschritt wagen will.

Viele Experten gehen davon aus, dass sie frühestens zum Jahresende die Geldpolitik strafft, wenn die im November anstehende US-Präsidentenwahl gelaufen ist. Die Geldpolitik sorgte zuletzt in der heißen Phase des Wahlkampfs für Zündstoff: Der republikanische Kandidat Donald Trump war der Fed vor, die Zinsen künstlich niedrig zu halten, um einen Einbruch der US-Wirtschaft zu verhindern. Seine demokratische Widersacherin Hillary Clinton kritisiert Trump für dessen Bemerkungen. (Reuters)

@PatChappatte

@PatChappatte

Chappatte Cartoon

Pensionsvermögen rückläufig

Die niedrigen Zinsen und Marktschwankungen haben 2015 die Vermögen der 300 grössten Vorsorgeeinrichtungen reduziert.

An der Spitze der weltweit größten Pensionseinrichtungen liegt auch 2015 der japanische Pensionsfonds mit Assets von mehr als 1,16 Billionen US-Dollar. Auf Platz zwei mit rund 300 Milliarden US-Dollar Abstand und Assets in Höhe von 866 Milliarden US-Dollar der norwegische Pensionsfonds, der zumindest bislang aus den Öleinnahmen des skandinavischen Staats gespeist wurde. Den dritten Platz belegt der „Federal Retirement Thrift“ aus den USA mit gehörigem Respektabstand.

Das Vermögen der weltweit 300 grössten Vorsorgeeinrichtungen ist 2015 erstmals seit der Finanzkrise wieder zurückgegangen. Das Volumen sank im vergangenen Jahr um 3,4% auf 14 800 Mrd. $, wie eine Untersuchung der Unternehmensberatung Willis Towers Watson in Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Fachmagazin «Pensions & Investments» zeigt.

Deutsche Pensionseinrichtungen verlieren im Ranking an Bedeutung. Die größte deutsche Pensionseinrichtung, die Bayerische Versorgungskammer, belegt mit 71,71 Millionen US-Dollar weltweit Platz 37. Waren 2013 elf und 2014 noch zehn deutsche Einrichtungen in dem Ranking vertreten, sind es im vergangenen Jahr lediglich neun gewesen. Nicht mehr unter den Top 300-Adressen sind mittlerweile die Nordrheinische Ärzteversorgung, die Ärzteversorgung sowie interessanterweise die Deutsche Bank respektive deren Altersvorsorgeeinrichtung.Fexibilitaet

Stabile Mittelschicht in Deutschland?

IW-Direktor Michael Hüther bei der Vorstellung des Reports „Gerechtigkeit und Verteilung in Deutschland“ in Berlin. Den Deutschen geht es viel besser, als sie sich fühlen.
Die Schere zwischen Arm und Reich geht in Deutschland zunehmend auseinander? Alles falsch. Behauptet zumindest eine gewichtige Studie. Und so wie in den USA ist es bei uns auch nicht. Oder doch? Pressemitteilung
Ungleichheit VermögenMaß der Ungleichheit, Löhne und Vermögensverhältnisse, Einkommensunterschiede, Rentenfaktor, Schrumpfende Mittelschicht, Zustände wie in den USA werden beleuchtet. Welt / Sozialstudie

www.stuttmann-karikaturen.de

www.stuttmann-karikaturen.de

Lagarde warnt vor langer Wachstumsschwäche der Weltwirtschaft

Lagarde versuchtdie G-20 China aufzurütteln.. Die Weltwirtschaft droht in einem Sumpf stecken zu bleiben, warnt der IWF. Was seiner Ansicht nach besonders gefährlich ist.

In eindringlichen Worten hat der Internationale Währungsfonds IWF vor den Folgen einer anhaltenden Wachstumsschwäche der Weltwirtschaft gewarnt. «Das politische Pendel droht gegen wirtschaftliche Offenheit auszuschlagen, und ohne energisches Handeln der Politik könnte die Welt für lange Zeit unter enttäuschendem Wachstum leiden», redete IWF-Chefin Christine Lagarde gestern den globalen Entscheidungsträgern ins Gewissen. Ihre primären Adressaten sind die Staats- und Regierungschefs der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G-20), die sich am 4. und 5. September in der chinesischen Küstenstadt Hangzhou zum jährlichen Gipfel treffen.

Im Fokus des IWF stehen dabei weniger die entgangenen Wohlstandsgewinne aufgrund der zögerlichen wirtschaftlichen Erholung rund um den Globus. Vielmehr bereitet ihm Sorgen, dass das lahmende Wirtschaftswachstum bei einem erheblichen Teil der Bevölkerung – insbesondere bei den Beziehern geringer Einkommen – überhaupt nicht angekommen ist. «Das weckt Ängste gegenüber der Globalisierung und verschlechtert das politische Klima für Reformen», schreibt der IWF in einem Vorbereitungspapier für den G-20-Gipfel. Gelinge es den einflussreichsten Politikern nicht, sich vehementer gegen die protektionistische Welle zu stemmen und mit Sofortmassnahmen den Welthandel und die Investitionen zu beleben, könnte die Weltwirtschaft abgewürgt werden.

Stotterndes Wachstum allenthalben
Schon im Laufe dieses Jahres hat der Fonds seine globale Wachstumsprognose für 2016 stetig bis auf 3,1 Prozent nach unten revidiert. Nach jetzigem Stand der Dinge droht im Oktober eine weitere Rücknahme der Vorhersage – und damit wäre die Weltwirtschaft auf dem Weg zum geringsten Wachstum seit 2009, als sie von der Finanzkrise überrollt wurde. Wohin man auch schaut, bleibt die wirtschaftliche Dynamik hinter den Erwartungen zurück. Das gilt für die USA ebenso wie für Europa und erst recht für Japan, wo eine neuerliche Rezession droht. Noch grösser sind die Probleme in der aufstrebenden Welt: In Brasilien und Russland schrumpft die Wirtschaftsleistung mittlerweile seit zwei Jahren, und zu ihnen gesellt sich nun auch Nigeria, die grösste Wirtschaft Afrikas. Auslöser für ihre Probleme ist der langsamere konjunkturelle Pulsschlag in China und die damit verbundene Preiserosion bei Rohstoffen und Energieträgern.

Die rundum fragile Verfassung der globalen Wirtschaft steht in krassem Kontrast zu den Bemühungen der Notenbanken, mit einer historisch beispiellosen Geldschwemme und rekordtiefen Zinssätzen das Wachstum und die Teuerung anzuheizen. Immerhin ist es den Währungshütern gelungen, Schlimmeres zu verhindern, insbesondere die Ausbreitung einer sich selbst verstärkenden deflationären Abwärtsspirale. Doch der dafür zu zahlende Preis ist hoch: Die Notenbanker geraten zusehends in wirtschafts- und finanzpolitische Kontroversen, weil sich die gefährlichen Nebenwirkungen ihrer ultra-lockeren Geldpolitik je länger, je stärker bemerkbar machen.

Natürlich würden die Währungshüter niemals einräumen, dass sie mit ihren Negativzinsen und milliardenschweren Aufkäufen von Wertpapieren über kurz oder lang an Grenzen stossen. Beunruhigen wird sie gleichwohl, wie die Märkte ihren Geldspritzen zunehmend misstrauisch begegnen und deshalb das Verhältnis von Einsatz und Wirkung monetärer Instrumente zunehmend aus dem Lot gerät. Das erklärt die immer hörbareren und häufigeren Appelle von Notenbankern in den USA und Europa an die Politik, ihren Teil zur wirtschaftlichen Stimulierung beizutragen und dabei Hand zu bieten zu einem koordinierten Effort mit den geldpolitischen Massnahmen.

Fataler Abwärtstrend bei Investitionen
Da setzt auch die gestrige Intervention des IWF ein. Die Washingtoner Institution sieht in den rückläufigen Investitionen einen wesentlichen Grund für die hartnäckige Wachstumsschwäche in den Industriestaaten. Lässt sich dieser Trend nicht bald zum Besseren wenden, droht aus Sicht des Fonds ein negativer Rückkopplungseffekt, indem die Investitionen angesichts eingetrübter Wachstumsaussichten und einem schrumpfenden Welthandel noch weiter gekürzt werden, was das Wachstum und den Handel zusätzlich bremst.

Vor diesem Hintergrund scheint sich unter Experten und offiziellen Entscheidungsträgern zunehmend ein Konsens herauszubilden, wonach der Akzent wirtschaftlicher Stimulierungsmassnahmen von der Geldpolitik hin zur Fiskalpolitik zu verlagern ist. In einzelnen Ländern wie Kanada und Japan ist diese Botschaft bereits angekommen: Dort sind die Regierungen bestrebt, mittels Ausgabenprogrammen und steuerlicher Anreize die private Nachfrage zu beleben. Andernorts sind die Regierungen handlungsunfähig oder -unwillig. Ersteres gilt für die USA, wo der parteipolitische Graben im Kongress in fiskalpolitischen Fragen unüberbrückbar ist. Letzteres trifft für Deutschland zu: Die von Finanzminister Wolfgang Schäuble angestrebte «schwarze Null» für den diesjährigen Staatshaushalt hat oberste Priorität, auch nachdem im ersten Halbjahr ein Überschuss von 18 Milliarden Euro resultierte.

Ob der aufrüttelnde Appell des Währungsfonds da und dort ein Umdenken bewirkt? Obwohl sich auch der G-20-Gastgeber China für vermehrte fiskalische Impulse im Verein mit strukturellen Reformen starkmachen dürfte, sind die Erwartungen bescheiden. Die unmittelbar nach der Finanzkrise von 2008/9 noch vorherrschende Einsicht unter den wichtigsten Politikern des Planeten, dass es einer abgestimmten und konzertierten Rettungsaktion bedarf, ist nicht ansatzweise zu erkennen. Genau das wäre aber nötig, um die Weltwirtschaft aus ihrer schwächsten Wachstumsphase seit nahezu 30 Jahren herauszuführen.

Jetzt wurde darüber hinaus bekannt, dass die weltweit siebtgrößte Container-Reederei Hanjin aus Südkorea Insolvenz anmelden muss. Hanjin ist damit das erste prominente Opfer des Abschwungs im internationalen Seehandel. Der Finanzblog Finanzmarktwelt bezeichnet den Bankrott der Reederei als erstes sichtbares Zeichen einer neuen Weltwirtschaftskrise.G20 China

Negativzinsen auf private Ersparnisse?

Der Chef des Sparkassenverbandes schließt Strafzinsen für private Sparguthaben nicht mehr aus: Georg Fahrenschon sagt, man wolle jedoch „Menschen mit kleineren und mittleren Einkommen und Vermögen“ davor schützen. Kostenlose Girokonten werde es demnach schon bald nirgendwo mehr geben. Er erwartet, dass es in einigen Jahren praktisch nirgendwo mehr kostenlose Girokonten geben wird.

Gebühr statt Gutschrift?  Viele Sparer erwarten Negativzinsen für Privatanleger. Verlangen die Banken bald Negativzinsen auf private Ersparnisse? Vor allem ältere Anleger halten dies für möglich. Die deutschen Sparkassen gehen von einer flächendeckende Einführung von Gebühren für die Kontoführung aus.

Negativzins bedeutet, dass die Sparer für ihre Guthaben bei der Bank keine Zinsen bekommen, sondern zahlen müssen. Hintergrund ist, dass Banken und Sparkassen bei der Europäischen Zentralbank derzeit Strafzinsen für ihre Einlagen zahlen. Diese Negativzinsen werden von einigen Banken, auch von Sparkassen, an einzelne Kunden mit großen Guthaben weiterberechnet.

Deutsche Sparer erwarten Negativzinsen für private Geldanlagen
● Anleger sehen sich als Leidtragende des niedrigen Zinsniveaus
● Beinahe zwei Drittel der Anleger halten Strafzinsen für möglich
● Deutsche sehen die Auswirkungen des Brexit auf den Euro gelassen

Beinahe zwei von drei deutschen Sparern (63 Prozent) halten es für möglich, dass künftig für private Geldanlagen Negativzinsen gezahlt werden müssen. Neun Prozent sind sich sogar ganz sicher, dass dies kommen wird. Große Unterschiede bei der Einschätzung zu dieser Frage gibt es je nach Alter der Befragten: Insbesondere Anleger zwischen 50 und 59 Jahren sind dabei besonders pessimistisch. Hier gehen 66 Prozent von möglichen Strafzinsen aus, wohingegen unter den 30- bis 39-jährigen Sparern nur 59 Prozent damit rechnet. Insgesamt sehen sich Anleger über alle Anlageformen hinweg als Leidtragende des niedrigen Zinsniveaus. 45 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass sie eher Nachteile erleiden. Dies sind Ergebnisse aus dem aktuellen Anlegerbarometer von Union Investment, einer repräsentativen Befragung deutscher Finanzentscheider in privaten Haushalten. Anlegerbarometer

Markus Grolik www.w-t-w.org/en/markus-grolik/

Markus Grolik
www.w-t-w.org/en/markus-grolik/

Monsanto: Whistleblower Millionen Dollar Belohnung

Er machte die US-Behörden auf Buchhaltungstricks bei seinem Arbeitgeber aufmerksam. Nun bekommt ein Ex-Finanzmanager des Agrarchemiekonzerns Monsanto mehr als ein Viertel des Bußgelds als Belohnung.

Der frühere Monsanto-Manager habe die Behörden in den USA darauf hingewiesen, dass das umstrittene Biotechnologie-Unternehmen falsche Angaben zu den Kosten eines Rabattprogramms für das Unkrautvernichtungsmittel Roundup gemacht habe, teilte die US-Börsenaufsicht SEC mit. Wegen der Manipulation stimmten auch Monsantos Gewinnangaben für die Jahre 2009 bis 2011 nicht.

Die umgerechnet 20 Millionen Euro sind die zweitgrößte Belohnung die die SEC jemals einem Hinweisgeber ausgezahlt hat. Sie werden aus der 80-Millionen-Dollar Strafe finanziert, der Monsanto im Februar zugestimmt hatte. Der Name das Mannes wurde nicht bekanntgegeben.

Unter diesem Namen vertreibt Monsanto das Pflanzengift Glyphosat. So habe das Unternehmen zu hohe Gewinne ausgewiesen, die Geschäftsberichte Monsantos waren in diesen Jahren also nicht korrekt.

Den Namen des Whistleblowers nannte die US-Börsenaufsicht nicht. Sein Anwalt teilte mit, der Mann habe sich erst an die SEC gewandt, nachdem er intern erfolglos versucht habe, die Missstände abzustellen. „Ohne den Mut, die Unterstützung und die Informationen des Whistleblowers wäre es für die Gesetzeshüter extrem schwierig gewesen, den Betrug aufzudecken“, sagte Jane Norberg, die bei der SEC für Whistleblower zuständig ist.

Raymond Burki www.burkishop.ch/

Raymond Burki
www.burkishop.ch/

Kommentar: Bekommt Snowden dann keine Belohnung für das Aufdecken von Verbrechen der amerikanischen Regierung?

Deutschlands strukturelle Schwächen

Der robuste Aufschwung, in dem sich die deutsche Wirtschaft seit dem Jahr 2014 befindet, wird sich fortsetzen. Das ifo Institut rechnet mit einem Zuwachs des realen Bruttoinlandsprodukts von 1,8% im laufenden Jahr. Im Jahr 2017 beläuft sich der Anstieg voraussichtlich auf 1,6%. Damit wird sich die Produktionslücke weiter verringern und im nächsten Jahr wohl nahezu geschlossen sein. Deutschland wird wegen der gesunden Wirtschaft oft als Musterknabe in der EU gesehen. Doch Sonderfaktoren wie die extreme Geldpolitik decken Schwächen zu. In einem Bereich harzt es besonders.

Der ausserordentliche milliardenhohe Haushaltsüberschuss überdeckt die Versäumnisse der jüngeren Jahre. Deutschland scheint es glänzend zu gehen: Die Arbeitslosenquote ist auf dem tiefsten Stand seit der Wiedervereinigung, und die Wirtschaft wächst über Potenzial. Das Statistische Bundesamt gab zudem am Mittwoch bekannt, dass der Staat im ersten Halbjahr einen Haushaltsüberschuss von 18,5 Mrd. € erzielt habe. Damit dürften Bund, Länder, Gemeinden und die Sozialversicherungen 2016 das dritte Jahr in Folge mehr einnehmen, als sie ausgeben. Doch der Schein trügt. Kurzfristig sehen die Zahlen zwar gut aus, aber mittelfristig bröckelt das Fundament. In vielen Bereichen geht es mit der grössten Volkswirtschaft Europas strukturell bergab.

Marode Verkehrsinfrastruktur
Deutschland habe sich seit der Finanzkrise, aus der das Land rasant herausgekommen sei, zu sehr ausgeruht, sagt Marco Wagner, Ökonom bei der Commerzbank. Die Regierung habe Reformen zurückgedreht und sich auf den Lorbeeren der Vorgänger ausgeruht, weshalb sich die relative Stellung des Landes in vielen Bereichen fortwährend verschlimmere. Im «Doing Business Report» der Weltbank hat sich Deutschland von 2009 bis 2015 zusammen mit Luxemburg und Belgien am meisten verschlechtert und ist bei den Wirtschaftsreformen das Schlusslicht in der EU. In einer Rangliste der attraktivsten Firmenstandorte liegt Deutschland gerade noch im oberen Drittel. Die Standortqualität lässt aus Sicht der Geschäftsleute also nach. Hinzu kommen mittel- bis langfristige Probleme wie der demografische Wandel und die daraus resultierenden Folgen für die Rentenkassen.

Die Lohnstückkosten steigen ausserdem seit 2011 deutlich schneller als im Rest des Euro-Raums, worunter die preisliche Wettbewerbsfähigkeit deutscher Produkte leidet. Inzwischen hat das Land nach Berechnungen der Commerzbank fast einen Drittel des Wettbewerbsvorteils verloren, den es sich in den ersten zehn Jahren der Währungsunion durch die Reformen in der Ära von Kanzler Gerhard Schröder mühsam erarbeitet hatte. Entsprechend stagniert seit 2012 der Weltmarktanteil der deutschen Exporte.

Dass die deutsche Fassade trotz den strukturellen Verschlechterungen noch glänzt, ist auch der extrem expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) geschuldet.
Infrastruktur verschlechtert sich