setzt man ihn unter Druck, versucht man ihn einzuschüchtern:
Claudio Fava, Journalist, Politiker und Präsident der Antimafia-Kommission der Region Sizilien hat per Post in seinem Amtssitz in Palermo einen Umschlag mit einem Projektil Kaliber 7,65 erhalten.
Womit hat er das Missfallen von Cosa Nostra und Konsorten erregt?
Einige wenige Medien nennen als plausible Gründe:
- Die von Fava geleitete Antimafia-Kommission beschäftigt sich mit dem „Contante-Fall“. Der ehemalige Präsident der sizilianischen Confindustria (Unternehmer-Vereinigung) Antonello Montante galt als wichtige Figur der Antimafia. Die Staatsanwaltschaft Caltanissetta nun wirft ihm die Gründung einer kriminellen Vereinigung und Unterstützung der Cosa Nostra vor. Von den Ermittlungen betroffen sind ebenfalls 23 hohe Funktionäre von Polizei, Carabinieri, Finanzpolizei und von Geheimdiensten. Montante steht seit Mai 2018 unter Hausarrest.
- Der Präsident der Antimafia-Kommission hat für das Jahresende die Veröffentlichung eines Ethik-Kodexes für Politiker und Beamte der Behörden angekündigt.
- Erst kürzlich (4. Oktober) billigte die Regionalregierung einen Gesetzesvorschlag Favas, der Politiker dazu verpflichtet anzugeben, wenn sie Mitglied einer Freimaurer-Loge sind…Antimafiaduemila.com
- Im Falle des Unternehmers und Verlegers Ciancio, gegen den die Staatsanwaltschaft Catania ein Verfahren wegen Begünstigung der Cosa Nostra eröffnet und außer einer Tageszeitung und zwei Fernsehsendern dessen gesamtes Vermögen beschlagnahmt hatte, hat Claudio Fava klare Worte gefunden. In einem ausführlichen Artikel benennt er die Personengruppen, die sich nach der Eröffnung des Verfahrens in Schweigen hüllen. Er listet auf, was „alle schon seit Jahren wussten“, und welche neuen Details die Ermittlungen ergeben haben. Inzwischen wurde das Verfahren eingestellt. Man darf sich fragen, ob die Vorwürfe tatsächlich haltlos sind, oder ob da nicht jemand eingegriffen hat, damit der ganze Unrat schön unterm Teppich bleibt…Antimafiaduemila.com
- Erst vor kurzem hat Fava anlässlich der Gedenkfeier zum Mafia-Mord an dem Journalisten Mauro Rostagno in Palermo eine Rede gehalten, in der er den Umgang mit mutigen Journalisten thematisierte.
Auch wenn von allen Seiten nun Solidaritätsbekundungen eingetroffen sind, und die (bloße) Nachricht in vielen Medien verbreitet wurde, so findet der Journalist Rino Giacalone (von der Internet-Plattform articolo 21), dass Claudio Fava einer der wenigen Journalisten und Politiker sei, die die Problematik ausführlich und mit klarer Sprache beschreiben. Ohne ihn zu nennen, wiederholt Giacalone die Mahnung Paolo Borsellinos, dass man über das Thema sprechen, viele Worte machen muss, jeden Tag und bei den verschiedensten Gelegenheiten.
Die Mafia mordet, aber Euer Schweigen auch! Unverständlich sprechen, das kann jeder, aber klar und deutlich reden nur ganz wenige.