Wieder Galgenfrist für Athen?

Währungskommissar Pierre Moscovici sieht das Reform- und Kreditprogramm als zu 99 Prozent fertig. Die griechische Regierung hat von seinen Gläubigern – Eurostaaten, EU-Institutionen, Internationaler Währungsfonds (IWF), Europäische Zentralbank (EZB) – eine neue Frist zur Fixierung aller Reform- und Sparmaßnahmen bekommen, um Freigabe der ersten Kredittranchen aus dem dritten Eurohilfsprogramm zu erreichen.

Thomas Mayer berichtet: Die Finanzminister der Eurostaaten werden sich am 9. Mai in Brüssel treffen, hat Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem in der Nacht auf Freitag bekannt gegeben. Wie berichtet, haben die Regierungschefs den Wunsch des griechischen Premiers Alexis Tsipras nach „einer politischen Lösung“ abgeblockt. Es muss also einen Kompromissvorschlag auf Expertenebene geben.

Einigung bald möglich
„Es sind das sehr komplizierte technische Dinge, die zu klären sind“, sagte eine mit den Verhandlungen vertraute Person dem STANDARD. Das brauche seine Zeit. Auf der anderen Seite gebe es aber „keinen vernünftigen Grund, den Abschluss bis in den Sommer hinein zu verzögern“ – und eine neue Debatte über den Verbleib des Landes in der Währungsunion auszulösen. Wie berichtet, dürfte der griechischen Regierung ohne frisches Geld der Partner bis Juli das Geld ausgehen.

Nach Auffassung von Währungskommissar Pierre Moscovici besteht kein Anlass zur Sorge: Das gesamte Reform- und Kreditpaket sei „zu 99 Prozent fertig“. Was seit Sommer 2015 vereinbart worden sei, müsse jetzt umgesetzt werden. Moscovici ist optimistisch, dass es „bald“ zu einer Einigung kommt, sodass die Eurogruppe nur noch einen politischen Beschluss zum Expertenvorschlag fassen muss. Pokern bis zur letzten Minute
Bis dahin werden die Regierung in Athen und die Gläubigervertreter hart weiterpokern…
Neue Galgenfrist fuer Athen

Douglas Pike

Douglas Pike

Ein rumänische Experiment

Technokraten statt Politiker. Beim International Monetary Fonds (IMF) beobachte
Anca Dragu die Wirtschaftspolitik Rumäniens. Jetzt trägt sie als Finanzministerin Verantwortung dafür.

Marco Kauffmann Bossart berichtet: Anca Dragu verwaltet ein schwieriges Erbe im Finanzministerium. 2015 genehmigte die Regierung des Linkspopulisten Victor Ponta Lohnerhöhungen im öffentlichen Dienst von bis zu 25%. Gleichzeitig beschloss ihr Vorgänger, den allgemeinen Mehrwertsteuersatz 2016 von 24% auf 20% zu senken; für Lebensmittel wurde der Tarif gar auf 9% reduziert. Für 2017 versprach Ponta abermals Steuererleichterungen. Viele Ökonomen erkannten darin fiskalpolitischen Leichtsinn, der Rumäniens Staatshaushalt in Schieflage bringt. Eine Gratwanderung….
Das rumaenische Experiment
Romania Bucharest

Finanzwissen? Interessiert mich das?

Viele Bundesbürger sehen in Sachen „Finanzbildung“ laut einer AVL-Umfrage noch erhebliche Defizite bei sich. Urteilen und entscheiden müssen sich nicht zuletzt bei der Altersvorsorge trotzdem, und das machen sie laut den Ergebnissen einer Umfrage der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft gar nicht schlecht. Sehr kritisch sehen sie laut Deutschem Institut für Altersvorsorge die vorgeschlagene „Deutschland-Rente“, und nach den Erkenntnissen der Bundesbank scheinen sie – eher erzwungenermaßen als freiwillig – ihre Risikoaversion etwas abzulegen. Die Angst vor dem „alt sein“ ebenfalls, wie die UBS herausgefunden hat.

44 Prozent der im Rahmen der repräsentativen Umfrage Anfang Februar kontaktierten 1.088 Bundesbürger über 14 Jahre ließen wissen, dass sie generell kein Interesse an Finanzwissen haben. 55 Prozent zeigten sich – insbesondere auch mit Blick auf die Altersvorsorge-Thematik – durchaus interessiert.
AVL Finanzwissen
UBS_InvestorWatch

www.schnellzeichner-egon.jimdo.com

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Amazon mit Rekordgewinn

Amazon war bei Anlegern lange berüchtigt dafür, bestenfalls ein kleines Plus zu machen. Jetzt gab es über eine halbe Milliarde Dollar Gewinn – ein Rekord für das Unternehmen.

Das Unternehmen Amazon profitiert von seinem erfolgreichen Geschäft mit Cloud-Diensten – und hat nun einen Rekordgewinn verkündet: Der Online-Händler verdiente demnach im ersten Quartal dieses Jahres 513 Millionen Dollar, das sind umgerechnet etwa 452 Millionen Euro. Der Gewinn war damit nahezu doppelt so hoch wie von Analysten erwartet. Im Vorjahresquartal hatte Amazon Chart zeigen noch 57 Millionen Dollar verloren.

Der Umsatz stieg den Angaben zufolge im Jahresvergleich um 28 Prozent auf 29,1 Milliarden Dollar. Allein die Cloud-Sparte AWS fuhr bei einem Umsatz von gut 2,5 Milliarden Dollar einen operativen Gewinn von 604 Millionen Dollar ein – im Vorjahreszeitraum waren es noch 195 Millionen Dollar gewesen.

Amazon bietet Unternehmen Rechenleistung aus dem Netz, viele Start-ups und auch etablierte Firmen greifen auf Cloud-Dienste von AWS zurück. Der Umsatz der Sparte stieg im Jahresvergleich um 64 Prozent.

Amazon-Chef Jeff Bezos investierte in den vergangenen Jahren viel in die Entwicklung des Geschäfts und in neue Produkte, so dass bestenfalls schmale Gewinne übrig blieben.

Amazon setzt aktuell auch massiv auf das Geräte-Geschäft mit neuen Tablet-Computern, E-Book-Lesegeräten und vernetzten Lautsprechern. Konkrete Zahlen zum Geräteabsatz nennt Amazon traditionell nicht. Bezos erklärte lediglich, die Verkäufe der Tablets hätten sich im Jahresvergleich mehr als verdoppelt…
Amazon verkuendet Rekordgewinn
Amazon

Frau wird Chefin bei Deutschlands größten Hafenkonzern

HHLA: Frau führt Deutschlands größten Hafenkonzern. Daimler und Deutsche Post: Angela Titzrath hat schon für Großkonzerne gearbeitet. Kommendes Jahr startet sie bei der HHLA, Deutschlands größtem Hafenbetreiber – als Chefin.

Deutschlands größter Hafenkonzern, die Hamburger Hafen- und Logistik-AG ( HHLA ) wird künftig von einer Frau geleitet. Angela Titzrath werde Anfang 2017 die Nachfolge von Klaus-Dieter Peters antreten, der im Dezember angekündigt hatte, seinen Vertrag nicht zu verlängern, teilte die HHLA mit.

Die heute 49 Jahre alte Titzrath war von 2012 an knapp zwei Jahre lang Personalvorstand der Deutschen Post , ehe sie Mitte 2014 überraschend „aus persönlichen Gründen“ zurücktrat. Vorher hatte die Wirtschaftswissenschaftlerin gut 20 Jahre lang für den Autohersteller Daimler gearbeitet, zuletzt als Managerin in der Bus-Sparte. Erfahrung in der Schifffahrtsbranche oder im Hafensektor kann sie nicht vorweisen.

Titzrath bekommt, wie heute in vielen Unternehmen üblich, zunächst einen Vertrag für drei Jahre. Sie übernimmt die Führung in einer schwierigen Phase. Der Containerumschlag des Hafenkonzerns ging 2015 um zwölf Prozent zurück. Gründe dafür waren die Krise in Russland und der Konjunkturabschwung in China …
Frau fuehrt Deutschlands groeßten Hafenkonzern
HHLA

Staatsverschuldung und kein Ende

Implizite Staatsverschuldung. Das versteckte Schuldendilemma
Michael Ferber berichtet: Ungedeckte Versprechen drohen die hohen Schuldenberge vieler Industriestaaten in Zukunft noch zu vergrössern. Was sind die Folgen für Kapitalanlagen?

Viele Industriestaaten versinken in Schulden. Laut der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) ist die Staatsverschuldung in fortgeschrittenen Volkswirtschaften im Zeitraum 2007 bis Ende 2015 von 75% auf rund 120% gestiegen. Erschreckend ist dabei, dass diese Zahlen sozusagen nur die halbe Wahrheit abbilden. Sie zeigen nur die sogenannte explizite bzw. offiziell ausgewiesene Staatsverschuldung. Die impliziten Schulden der Staaten berücksichtigen sie hingegen nicht. Diese umfassen unter anderem die künftigen Kosten der sozialen Sicherungssysteme sowie Pensionsansprüche von Bürgern – also zugesagte, aber nicht finanzierte Versprechen staatlicher Leistungen. Diese ungedeckten Versprechen drohen wegen der demografischen Alterung der Bevölkerung in vielen Ländern noch zu steigen. Schliesslich führt die steigende Lebenserwartung bei gleichzeitiger Reformunfähigkeit der Politik dazu, dass die sozialen Sicherungssysteme zusätzlich belastet werden.

Die Berliner Stiftung Marktwirtschaft erstellt regelmässig Rankings für die Länder der EU, in denen neben den expliziten Schulden der 28 EU-Staaten auch absehbare künftige Defizite der öffentlichen Haushalte – eben die impliziten Schulden – berücksichtigt werden (vgl. Grafik). Bei dem im November vergangenen Jahres publizierten EU-Nachhaltigkeitsranking stellte die Stiftung Marktwirtschaft fest, dass sich die explizite Staatsverschuldung in vielen EU-Ländern jüngst stabilisiert habe. Ausserdem sei die Gesamtschuldenlast aus expliziten und impliziten Schulden im Vergleich mit dem Vorjahr im EU-Durchschnitt gesunken. Allerdings sei die Fiskalpolitik weiterhin in keinem EU-Staat tatsächlich nachhaltig. Es bestünden mehr oder weniger grosse «Nachhaltigkeitslücken», die sich aus der Summe der expliziten und der impliziten Verschuldung errechnen. Für die Gesamt-EU lag diese «Nachhaltigkeitslücke» 2015 bei 266% des Bruttoinlandprodukts (BIP) der 28 Länder. Das Problem hat also ein gewaltiges Ausmass.
Das versteckte Schuldendilemma

Waldemar Mandzel www.w-t-w.org/en/waldemar-mandzel/

Waldemar Mandzel www.w-t-w.org/en/waldemar-mandzel/

Kann ein Kühlschrank flüstern?

Chancen der Digitalisierung. Das Flüstern der Dinge. Die digitale Welt verspricht ein gewaltiges Geschäft. Auguren nennen zweistellige Billionenbeträge, wenn sie das Potenzial des Internets der Dinge abschätzen.

Thomas Ribi berichtet:  Die Prozessoren lernen, die Dinge werden intelligent. Wir delegieren nicht nur Arbeit an Computer, sondern immer mehr auch Entscheidungen. Das verändert unser Selbstverständnis….

Der Kühlschrank löst beim Grossverteiler eine Bestellung aus, sobald Butter, Joghurt und Salat zur Neige gehen. Er wird sich merken, dass wir im Sommer gern Kirschen essen und im Winter weniger Bier trinken. Er wird Veränderungen in unserem Essverhalten registrieren und auf sie reagieren. Vielleicht macht er uns darauf aufmerksam, wenn unser Lieblingskäse im Angebot ist. Aber er wird auch vernetzt sein mit der mobilen App um unser Handgelenk und den Einkauf von Süssigkeiten drosseln, sobald diese meldet, unser letztes Training liege schon über zwei Wochen zurück.

Wir werden nicht mehr nur mit unseren Computern und mobilen Geräten über das Internet kommunizieren. Die Geräte selber werden miteinander kommunizieren und selbständig unseren Alltag regeln. Die Vorboten dieser digitalen Zukunft sind bereits da. Selbstfahrende Autos sind in geschützten Umgebungen seit einiger Zeit erfolgreich unterwegs – deutlich sicherer, als wenn Menschen sie steuern…
Das Fluestern der Dinge

Felix Mussil 1987

Felix Mussil 1987

Geldverdienen mit sauberer Luft?

Diese genialen Quadrat-Bäume sollen Smog wegfilternCityTree

Dreckige Luft ist ein globales Problem, Smog kostet Milliarden. Mit klugen Ideen für saubere Luft lässt sich viel Geld verdienen. Das geniale Konzept einer deutschen Firma steht vor dem Durchbruch.

Die Erfinder nennen die quadratischen Gebilde CityTrees, Stadtbäume. Denn die High-Tech-Elemente erfüllen genau den Zweck von Bäumen. Sie binden Schadstoffe – und reduzieren die Luftverschmutzung.

Die gut vier Meter hohen CityTrees sind mit einem speziellen Moos verkleidet, das dreckige Luft extrem gut absorbiert – einer der künstlichen Bäume leistet angeblich so viel wie 275 echte Bäume. Die Erfinder der eckigen Moos-Bäume stammen aus Deutschland, die Firma hat ihren Sitz in Dresden.

Ihre erste große Asien Premiere aber haben die CityTrees nun Tausende Kilometer weiter östlich, in Hongkong. Die ehemalige britische Kronkolonie ist vom Smog ebenso geplagt wie ganz China. Dort sollen nun Quadrat-Bäume aufgestellt werden…
Quadratisch, praktisch, gute Luft
Moos

Milliarde Euro für die Quantentechnologie

EU will eine Milliarde Euro für Quantentechnologie ausgeben. Die Revolution wird im Nebensatz angekündigt: Eine Milliarde Euro solle in den nächsten Jahren in ein Mega-Forschungsprojekt zur Quantentechnologie gesteckt werden, verkündet die EU-Kommission.

Kai Kupferschmidt berichtet: Das Flaggschiff-Projekt soll Europas Beitrag zur „zweiten Quantenrevolution“ sein, die eines Tages etwa Quantencomputer hervorbringen könnte, heißt es aus der Kommission. Das Dokument war bereits am Dienstag veröffentlicht worden, aber erst ein Bericht des Fachblatts Nature hatte für Aufmerksamkeit gesorgt.

Wie genau das Projekt aussehen soll, ist noch unklar. Die Europäische Kommission bereite die Initiative zurzeit vor und plane einen Start 2018, sagt eine Sprecherin. Forscher aus der ganzen EU sollen daran zusammenarbeiten. Ein Teil des Geldes wird voraussichtlich von der EU-Kommission kommen, ein Teil von Mitgliedsländern und Industriepartnern.

Kritik am bestehenden „Human Brain Project“

Die leise Ankündigung steht in krassem Kontrast zu dem Wirbel, der um die beiden bereits laufenden Flaggschiff-Projekte gemacht wurde. 2014 waren aus Dutzenden Bewerbungen zwei Milliarden-Euro-Projekte ausgewählt worden: Eines erforscht das vor wenigen Jahren entdeckte Material Graphen, das aus einer einzigen Lage von Kohlenstoffatomen besteht und etwa als Energiespeicher oder im Flugzeugbau Anwendung finden könnte. Das andere, das Human Brain Project, war angetreten, das menschliche Gehirn im Computer zu simulieren und hatte unter anderem damit geworben bei der Entwicklung neuer Medikamente gegen Alzheimer und andere Leiden helfen zu können. Human Brain Project – Harte Landung auf dem Weg zur Weltspitze..
EU will eine Milliarde Euro fuer Quantentechnologie ausgeben
Nachwuchs-Physikerinnen sind Spitze

Schema einer linearen Ionenfalle. Eine Kette von Ionen wird von elektrischen Wechselfeldern und den Feldern der Endringe festgehalten, ähnlich wie in einer Paul-Falle. Die Ionen können einzeln mit Lasern manipuliert werden und wechselwirken untereinander aufgrund ihrer gegenseitigen elektrostatischen Abstoßung. In dieser Darstellung wurde eine echte Messung von gefangenen Kalziumionen – stark vergrößert – in das Schema der Falle kopiert. Quelle: F. Schmidt-Kaler und R. Blatt/Universität Innsbruck

Schema einer linearen Ionenfalle. Eine Kette von Ionen wird von elektrischen Wechselfeldern und den Feldern der Endringe festgehalten, ähnlich wie in einer Paul-Falle. Die Ionen können einzeln mit Lasern manipuliert werden und wechselwirken untereinander aufgrund ihrer gegenseitigen elektrostatischen Abstoßung. In dieser Darstellung wurde eine echte Messung von gefangenen Kalziumionen – stark vergrößert – in das Schema der Falle kopiert.
Quelle: F. Schmidt-Kaler und R. Blatt/Universität Innsbruck

Rentenkrise nicht nur in Deutschland

Renten-Krise: US-Pensionsfonds muss Auszahlungen kürzenPension

Ein großer amerikanischer Rentenfonds hat um die Erlaubnis gebeten, die Auszahlungen an seine Kunden zu kürzen. Zudem gab der Fonds bekannt, dass man unter den gegebenen Umständen im Jahr 2025 bankrott wäre. Hilfe vom staatlichen Sicherungssystem ist nicht zu erwarten: auch dieses gab inzwischen an, dem Bankrott entgegen zu gehen…
US-Pensionsfonds muss Auszahlungen kuerzen

Renten-Krise: Deutsche sollen länger arbeiten
Die CDU erwartet, dass das Renten-System nur finanzierbar bleibt, wie der Renten-Eintritt verschoben wird. Die Rente mit 70 könnte schon in wenigen Jahren zum Normalfall werden. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble spricht sich angesichts der Alterung der Gesellschaft für einen späteren Rentenbeginn in Deutschland aus. Er glaube, es mache relativ viel Sinn, die Lebensarbeitszeit und die Lebenserwartung in einen fast automatischen Zusammenhang auch in der Rentenformel zu bringen, so Schäuble. Die Altersgrenze sollte auch stärker flexibilisiert werden. Auch müsse das Erwerbspotenzial in Deutschland erhöht werden…..
Deutsche sollen laenger arbeiten

Harm Bengen www.w-t-w.org/en/harm-bengen www.harmbengen.de

Harm Bengen
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