Wie Billionen in die Geldwäsche fließen

Illegalen Geschäfte mit Drogen, Waffen, Geld und Menschen.

Finanzkriminalität rückt ins Zentrum, insbesondere die Geldwäsche. Sie ist ein Must-have für kriminelle Organisationen, denn erst dadurch können die illegal erwirtschafteten Einnahmen regulär genutzt und investiert werden. Dafür werden die Gelder in den legalen Wirtschaftskreislauf eingeschleust. Welche volkswirtschaftlichen Auswirkungen das hat, steht im Mittelpunkt dieser ersten Folge.

Gesprächspartner ist Konrad Duffy von Finanzwende, dieser überparteiliche Verein sieht sich als Gegengewicht zur Finanzlobby, kämpft für faire und nachhaltige Finanzmärkte. Neben ihm werden weitere Experten zu Wort kommen.


Wie Billionen in die Geldwäsche fliessen / Podcast

Cartoon: Geldwäsche (medium) by Kostas Koufogiorgos tagged schweiz,deutschland,bank,geldwäsche,waschanlage,steuer,fahndung,hinterziehung
Cartoon/ Kostas Koufogiorgos

Wirtschaftskriminalität jedes dritte Unternehmen betroffen!

Weltweit ist fast jedes zweite Unternehmen von Wirtschaftskriminalität betroffen.

Betrug, Korruption, Preisabsprachen, Steuerhinterziehung oder Schwarzarbeit: Von Wirtschaftskriminalität ist 2023 ein Drittel der Unternehmen in Deutschland konfrontiert gewesen. manager-magazin

Entwicklungen, Täterprofile und Präventivmaßnahmen

Neben einem Vertrauens- verlust und Reputationsschäden führt Wirtschaftskriminalität zu finanziellen Einbußen und erheblichem Mehraufwand für Ermittlungen, Folge- und Präventionsmaßnahmen. Zur Reduktion von wirtschaftskriminellen Handlungen bedarf es verschiedener Ansätze:

Es sollten vor allem präventive Vorkehrungen getroffen werden, beispielsweise durch die Etablierung eines Wertemanagementsystems. Das Thema Wirtschaftsethik sollte Gegenstand von Führungskräfteausbildungen sein, um die Basis für integres Wirtschaften zu legen.

Außerdem sollten interne Anlaufstellen im Betrieb eingerichtet werden da diese es den Mitarbeitenden ermöglichen auf wirtschaftskriminelles Verhalten zu reagieren, beispielsweise indem sie illegale Aktivitäten durch Whistleblowing-Programme melden können. Ergänzend dazu können Unternehmen auf Nudges wie Reminder zurückgreifen, um es den Mitarbeitenden so leicht wie möglich zu machen, sich integer zu verhalten. Neben verhaltensbezogenen Ansätzen muss auch die Sicherheit durch technische Maßnahmen gewährleistet werden, um sich vor externen Gefahren abzusichern.

Da Unternehmen einem ständigen Wandel mit neuen Sicherheitslücken ausgesetzt sind, gilt es die technologischen wie auch verhaltensbezogenen Maßnahmen regelmäßig auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen und die Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität als kontinuierlichen Prozess zu verstehen.

IW-Report_2024-Wirtschaftskriminalität

Frankfurt bekommt die EU-Anti-Geldwäschebehörde

Die Bankenmetropole Frankfurt am Main wird Sitz der neuen EU-Anti-Geldwäschebehörde Amla.

Die 27 EU-Mitgliedsstaaten haben sich für einen Standort ihrer neuen Anti-Geldwäsche Behörde entschieden. In Frankfurt am Main soll diese künftig ihren Sitz haben.

Einige Kommentare aus der Presse:

„Schön wär´s. Ich fürchte nur, da wird wieder der Bock zum Gärtner gemacht.

DAS Bundesland der Banken, das erfolgreiche Steuerfahnder mobbt und für paranoid erklärt… OK, nun europ. Behörde… aber effektiver könnte die Geldwäscheverfolgung wohl nicht verhindert werden.
https://www.fr.de/politik/streit-steuerfahndern-beigelegt-10957996.html

Deutschland, das Land mit Geldwäsche und Politikern mit Gedächtnislücken diesbezüglich.“

 

Warum wird die Behörde zur Bekämpfung der Geldwäsche und der Terrorismusfinanzierung „AMLA“ gegründet?

Die AMLA ist ein Kernelement des Geldwäschepakets, das die EU-Kommission im Juli 2021 zur Stärkung der EU-Vorschriften zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung vorgelegt hat.

Welche Aufgaben wird die AMLA haben?

Die Behörde wird im Finanzsektor besonders risikoreiche grenzüberschreitend tätige Institute direkt beaufsichtigen und auch bei anderen Instituten und im Nicht-Finanzsektor ergänzende Aufsichtsbefugnisse erhalten. Zudem soll die Behörde mit ihren voraussichtlich 400 bis 500 Beschäftigten die Zusammenarbeit zwischen den nationalen Stellen koordinieren und optimieren.

Wer hat das Bewerbungsverfahren für die neue EU-Behörde konzipiert und wie wurde es umgesetzt?

Der Gerichtshof der Europäischen Union hatte am 14. Juli 2022 mit Urteilen zu der Europäischen Arzneimittel-Agentur und der Europäischen Arbeitsbehörde beschlossen, dass die Standortentscheidungen für europaweit agierende Agenturen bei der Europäischen Union als Gesetzgeber liegen.

Das neue Verfahren zur Standortentscheidung wurde angesichts der genannten Rechtsprechung erstmals für die Sitzentscheidung der AMLA angewandt.

Am 28. September 2023 veröffentlichte die Europäische Kommission die Aufforderung zur Einreichung von Bewerbungen, nachdem sich Rat und Parlament auf gemeinsame Standortkriterien geeinigt hatten.

Bis zum 10. November 2023 reichten folgende Mitgliedstaaten Bewerbungen ein: Belgien (Brüssel), Deutschland (Frankfurt), Irland (Dublin), Spanien (Madrid), Frankreich (Paris), Italien (Rom), Lettland (Riga), Litauen (Vilnius) und Österreich (Wien). Nach Prüfung der Eignung der Bewerbungen durch die EU-Kommission stellten die Mitgliedstaaten ihre Bewerbungen in einer gemeinsamen Anhörung von Rat und Parlament am 30. Januar 2024 noch einmal vor und beantworteten ergänzende Fragen. Die deutsche Bewerbung wurde dabei von Bundesfinanzminister Lindner, Hessens Finanzminister Prof. Dr. Lorz und Frankfurts Oberbürgermeister Josef präsentiert.

Wie wurde die Entscheidung heute getroffen?

Die Entscheidung über den Sitz der AMLA wurde heute im Rahmen einer interinstitutionellen Sitzung von Vertretern des Europäischen Rates und des Europäischen Parlaments getroffen. Sie muss nun bei der förmlichen Verabschiedung des Verordnungstextes noch einmal bestätigt werden. 

Frankfurt to host the EU’s new anti-money laundering authority (AMLA)

 

So gefährlich ist Geldwäsche für die Demokratie

Für die beiden Finanzexperten Dagmar und Andreas Frank aus Pforzheim ist eines ganz klar: Die größte Gefährdung für die Demokratie in unserem Land geht ihrer Meinung nach von Geldwäsche aus. Mit diesem Mittel gefährden autokratische Regime, die organisierte Kriminalität und internationale Banden nicht nur den Rechtsstaat, sondern „zerstören auch die Freiheit“. Die Herkunft des Geldes bleibt dabei meist im Verborgenen – und wird weitestgehend verschleiert.

Wir reden oft über hybriden Krieg. Das heißt, über illegale Gelder werden Aktionen gegen die Demokratie gestartet. Und die sind sehr erfolgreich.

Finanzexperte Andreas Frank
Geldwäsche in Baden-Württemberg – und die Politik sieht zu

Bemerkenswert ist dabei, in welch geringem Umfang sich Behörden und Politik offenbar mit der Geldwäschebekämpfung beschäftigen. Dazu ergab jüngst auch eine Anfrage der SPD-Landtagsfraktion in Baden-Württemberg, die dem SWR vorliegt: Baden-Württemberg ist ein Zentrum der italienischen organisierten Kriminalität in Deutschland.

Die Mafia kauft Unternehmen, auch in Baden-Württemberg. Damit ist der Wettbewerb gestört. Ein gesetzestreuer Unternehmer, Mittelständler, kann nicht gegen ein mafiafinanziertes Unternehmen ankämpfen.

Finanzexperte Andreas Frank
Zu wenige Ermittler im Kampf gegen Geldwäsche, Mafia und organisierte Kriminalität

Von den bundesweit 770 Personen, die mafiösen Organisationen zugerechnet werden, lebt rund ein Fünftel im Land. Demgegenüber stehen nur zwei spezialisierte Ermittler im Landeskriminalamt (LKA). Warum das so ist, wie weit das Problem der Geldwäsche in Baden-Württemberg, Deutschland und international reicht und wie man es bekämpfen könnte, darüber sprechen wir in SWR1 Leute mit Dagmar und Andreas Frank.

Dagmar Frank ist Finanzexpertin und Gründerin von „W-T-W Women and Finance“ , einer Plattform speziell für Frauen im Finanzbereich. Sie beschäftigt sich intensiv mit den Themen Geldwäsche und Korruption. Andreas Frank ist Ex-Investment-Banker und inzwischen Experte für den Kampf gegen Geldwäsche. Er hat bereits den Bundestag, den Europarat und das Europäische Parlament beraten und zwei Vertragsverletzungsverfahren wegen mangelhafter Umsetzung der EU-Geldwäscherichtlinie initiiert.

So gefährlich ist Geldwäsche für die Demokratie

Leute, SWR1 Baden-Württemberg: 15.9.2023
Audio

 

 

Verbotenes Geld – wann darf der Staat Kriminellen in die Tasche greifen?

Folge der Spur des Geldes.

Egal ob Organisierte Kriminalität, Clankriminalität oder feindliche Geheimdienste, in Deutschland werden gigantische Vermögen versteckt. Wer die Täter sucht, wird beim Geld fündig.

Aber die Gesetzeslage und die Fähigkeiten des Staates reichen nicht aus, diese Vermögen zu beschlagnahmen und den Tätern damit gewissermaßen die Geschäftsgrundlage zu entziehen.

Braucht es stärkere Instrumente? Verkraftet der Rechtsstaat einen robusten Durchgriff? Wie sehr schadet kriminelles Geld Wirtschaft und Gesellschaft?

Sendung vom 23.11.2023  SWR2 Forum
Verbotenes Geld – wann darf der Staat Kriminellen in die Tasche greifen?

Verbotenes Geld

Schmutziges Kriegsgeld

Wie Russland die Sanktionen umgeht.

‚Viele Länder reagieren auf Russlands Invasion in die Ukraine mit Sanktionen gegen Putin und seine Helfer. Doch Russland schützt sich mit Goldreserven – ohne Rücksicht auf deren Herkunft. Russland bemüht sich schon lange um Verbündete im Nahen Osten und in Afrika. Mithilfe von Hackerangriffen, Handelsverträgen und Söldnertruppen unterstützt Putins Netzwerk vor allem Diktatoren, wie das Beispiel Syriens zeigt, und lässt sich mit Gold bezahlen. Putins Schirmherrschaft über Syrien ist ein Modell, das er erfolgreich auf andere repressive Regime wie den Sudan und Libyen übertragen hat. Freunde werden mit allen, auch illegalen Mitteln gefördert und Handlanger in Gold bezahlt. Das wertvolle Edelmetall ist leicht zu transportieren, kann nicht zurückverfolgt werden und ist somit ein praktisches Hilfsmittel für Geldwäsche. Das Zentrum des weltweiten Goldhandels liegt in den Vereinigten Arabischen Emiraten. In den Edelmetall-Raffinerien von Abu Dhabi und Dubai wird legal eingeführtes ebenso wie geschmuggeltes Gold verarbeitet. Oft stammt es aus illegalen Minen in Afrika, in denen nur das Recht des Stärkeren gilt und Kinderarbeit an der Tagesordnung ist.

EIN FILM VON Jonathan James

Gold zur Terrorfinanzierung  /AI

Das große Geld der kleinen Leute: Wie und wo lege ich mein Geld richtig an?

Investieren, finanzieren, anlegen: Vermögensberaterin Simone Bußmann berät (nicht nur Frauen) bei Finanzfragen rund um Börse, Vermögensaufbau und gibt Tipps für den Notgroschen.
SWR1Leute/Simone-Bussmann

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Simone Bußmann ist Bankerin aus Leidenschaft. Sie ist Vermögensberaterin. Die Themen Aktien, Börse und Finanzen beschäftigen sie schon lange. Da war die Ausbildung zur Bankkauffrau nur selbstverständlich.

»Für mich sind der Umgang mit Menschen und Empathie für ihre individuelle Situation der Antrieb meiner Arbeit.«

Integrierte Sicherheit für Deutschland – Anti Geldwäsche

Leider reicht es nicht aus, immer wieder zu fordern, dass die Geldwäsche bekämpft werden sollte – es muss auch getan werden.

Die Geldwäsche wird seit Jahrzehnten nicht bekämpft. Geldwäsche finanziert das organisierte Verbrechen und den Terrorismus. Sie verursacht erhebliche wirtschaftliche Schäden und gefährdet den fairen wirtschaftlichen Wettbewerb.
Geldwäsche gefährdet Demokratie und Rechtsstaatlichkeit


Integrierte Sicherheit für Deutschland
Wehrhaft. Resilient. Nachhaltig. Zum Thema Geldwäschebekämpfung

Die Transparenz bei Vermögensverhältnissen werden wir verbessern, um Geldwäsche effektiver zu bekämpfen, Sanktionsregime besser umzusetzen und Grunderwerb zu sicherheitsgefährdenden Zwecken rechtzeitig erkennen zu können. Dies trägt auch zu einem besseren sicherheitspolitischen Verständnis von finanzieller und ökonomischer Einflussnahme bei. Zudem wird eine Optimierung der Strukturen bei der Geldwäschebekämpfung und ihrer Ressourcen angestrebt (Seite 55).

Die Bundesregierung setzt sich auf nationaler, internationaler und auf EU-Ebene weiterhin dafür ein, bereits bestehende Maßnahmen zur Bekämpfung von Finanzkriminalität und Geldwäsche zu schärfen und gegebenenfalls ergänzende zu schaffen, um Finanzflüsse im Bereich der organisierten Kriminalität noch besser zu identifizieren und Lücken bei der Auffindbarkeit von kriminell erlangten Geldern und Vermögen weiter zu schließen. Dies tun wir insbesondere auch im Rahmen der Financial Action Task Force (FATF). So tragen wir dazu bei, dass Kriminelle ihre illegal erworbenen Vermögenswerte nicht nutzen können und ihnen diese entzogen werden (Seite 56-57).

Auf nationaler Ebene wird die Bundesregierung das strategische Vorgehen gegen Finanzkriminalität und Geldwäsche organisatorisch und personell stärken. Um Geldwäsche effektiv zu bekämpfen, werden auch die Zuständigkeiten überprüft und die Empfehlungen aus der FATF-Deutschlandprüfung wo nötig zügig in deutsches Recht umgesetzt
(Seite 57).
Nationale Sicherheitsstrategie -EU-14.6.2023.1

 

Geldwäsche! Wo den?
Die Politik sieht nichts, hört nichts und sagt nichts!

Was läuft schief beim Kampf gegen GELDWÄSCHE?

Grundsteuerreform – Die einfachen Bürger werden vorgeführt!

Die Reform der Grundsteuer überfordert Bürger und
verschont Oligarchen

„Die einfachen Bürger werden vorgeführt“, kritisiert der Anti-Geldwäsche-Experte
Andreas Frank, der die beiden EU-Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland angestoßen hatte. „Sie messen pflichtbewusst ihre Immobilien aus, um die exakte Quadratmeterzahl zu berechnen.“ Danach müssten sie Kurse belegen, um das Elster-Formular zur Grundsteuer überhaupt ausfüllen zu können und das auch noch bezahlen. „Und sie gehen das Risiko ein, bei ungenauen Angaben strafrechtlich belangt zu werden“, sagt Frank. „Eigentlich müssten die Finanzbehörden an die großen Fische ran. Unter Strafandrohung einfordern, dass die wahren Besitzer sich identifizieren und belegen, woher sie das Geld für die Immobilie haben und wo die Steuern entrichtet wurden“, sagt Frank. „Widersetzen sich die Angeschriebenen, sollte der Staat die Immobilie konfiszieren“, fordert er. „Aber das will unsere Bundesregierung nicht tun. Nur die Bürger müssen alles offenlegen.“….

Die Reform der Grundsteuer überfordert Bürger und verschont Oligarchen

Die Bundesregierung verpasst Kritikern zufolge die Chance, undurchsichtige
Eigentumsstrukturen zu beseitigen. Die erleichtern Geldwäsche internationaler
Verbrecher wie der Mafia.

Von Markus Zydra, Frankfurt

In Deutschland kümmere man sich beim Kampf gegen Finanzkriminalität stark
um die kleinen Fische, doch „die dicken Fische, die schwimmen uns davon“,
sagte Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) im Spätsommer. Damals
versprach er einen „neuen Ansatz“ im Kampf gegen Geldwäsche und
Terrorfinanzierung. Auch die „effektive Durchsetzung von Sanktionen
angesichts des UkraineKriegs“ funktioniere nicht, gestand Lindner ein, und
zwar wegen der hiesigen Behördenstruktur. Er wolle, „dass die ehrlichen
Steuerzahlerinnen und Steuerzahler nicht die Dummen sind, weil diejenigen, die
sich nicht an die Regeln halten, profitieren können und man ihnen nicht auf die
Spur kommt“.

Während Lindner seine Pläne präsentiert, kämpfen sich Millionen Bundesbürger
durch die Grundsteuerunterlagen. Die Grundsteuerreform wurde auf Forderung
des Bundesverfassungsgerichts angestoßen. Für die Neuberechnung müssen
jetzt fast 36 Millionen Grundstücke neu bewertet werden. Die elektronische
Übermittlung ist nicht nur für ältere Menschen kompliziert. Die Frist zur
Abgabe wurde deshalb bis Ende Januar 2023 verlängert.
Die Grundsteuerreform wäre nach Ansicht von Experten eine gute Chance
gewesen, um beispielsweise endlich zu erfahren, welche sanktionierten
russischen Oligarchen in Deutschland Immobilien besitzen. Auch andere
Personen vermeiden es, solche Besitzverhältnisse offenzulegen mithilfe
undurchsichtiger Eigentumsgeflechte. Das Netzwerk Steuergerechtigkeit schätzt
den Wert von Immobilien im Besitz von Briefkastenfirmen in Deutschland in
einer Studie auf 300 Milliarden Euro. Schon lange beklagen Städte und
Kommunen, dass sie nicht wissen, wem manche Grundstücke und Immobilien
in Bestlagen gehören.

All diese Immobilienfirmen müssen jetzt im Rahmen der Grundsteuerreform
ebenfalls die Formulare der elektronischen Steuererklärung, kurz Elster,
bestücken. Während einfache Bürger am Ausfüllen der geforderten Angaben
verzweifeln, habe die Bundesregierung hier im Kampf gegen Finanzkriminalität
eine gute Gelegenheit verpasst, sagen Fachleute. „Oft verstecken internationale

Verbrecher und sanktionierte russische Oligarchen ihre Immobilienvermögen
hinter komplexen Firmenstrukturen“, beklagt der SPDBundestagsabgeordnete
Andreas Schwarz im Gespräch mit der SZ. Der Betriebswirt ist Mitglied in der
Parliamentary IntelligenceSecurity, einem vom USKongress organisierten
Forum, in dem internationale Fachleute und Politiker Maßnahmen zur
Bekämpfung von Terrorfinanzierung entwickeln. SPDPolitiker Schwarz meint:
„Wenn man jetzt schon diesen Aufwand mit der Grundsteuer betreibt, dann
hätten die Finanzbehörden, wie bei den Bürgern auch, bei den Unternehmen
nachfragen müssen, wer die wahren Eigentümer der Grundstücke sind. Das war
eine verpasste Chance.“ Das Bundesfinanzministerium teilte dazu mit, dass die
generelle Ermittlung eines wirtschaftlich Berechtigten zu einem
unverhältnismäßigen Überprüfungs und Verwaltungsaufwand führen würde.
Mafiöse Organisationen, Diktatoren, autokratische Geheimdienste, Oligarchen
und Kleptokraten waschen in Deutschland jährlich etwa 100 Milliarden Euro
aus ihren kriminellen Geschäften mit Menschen, Drogen, Waffen und
Umweltzerstörung. Der Betrag entspricht einem Viertel des Bundeshaushalts.
Die Verbrecher investieren ihr Vermögen hierzulande sehr oft auf dem 15
Billionen Euro schweren deutschen Immobilienmarkt.
„Teilweise unsoziale Bewertungsverfahren“

Auch Steuerexperten sprechen daher von einer verpassten Chance. „Der
Gesetzgeber hätte überlegen sollen, ob er im Rahmen der
Geldwäschebekämpfung die Grundsteuerreform nutzen kann“, sagt Johannes
Stößel, Steuerberater und Dozent an der Universität Bamberg. Beispielsweise
könne man durch eine reformierte Erhebung die wirtschaftlich berechtigten
Personen von Immobilien, die sich teilweise durch
Kapitalgesellschaftskonstruktionen versteckten, in Erfahrung bringen. „Anstatt
die gesetzgeberischen Ressourcen in unterschiedliche Ländermodelle und
teilweise unsoziale Bewertungsverfahren wie in Bayern zu investieren, wäre
dies ein sinnvoller Ansatzpunkt gewesen, die grundsätzlich notwendige
Grundsteuerreform zu nutzen.“

Deutschland hat dem dreckigen Geld jahrzehntelang die Tür aufgehalten. Die
EUKommission strengte bereits 2005 und 2009 wegen mangelhafter
Umsetzung des Geldwäschegesetzes ein Vertragsverletzungsverfahren gegen
Deutschland an. Doch viel besser wurde es nicht. Das globale Anti
Geldwäschegremium „Financial Action Task Force“ (FATF) beklagte 2022 in
seinem DeutschlandBericht, die zuständigen Behörden täten zu wenig, um
Finanztransaktionen großer Verbrechersyndikate zu ermitteln und gerichtlich zu
verfolgen. In seiner Zeit als Bundesfinanzminister verteidigte Olaf Scholz (SPD)
die Regelung, dass man in Deutschland eine Immobilie mit einem Koffer voll
Bargeld bezahlen darf. Dieses Geschäftsgebaren soll nun mit dem Sanktionsdurchsetzungsgesetz II verboten werden. Allerdings: Wenn
Immobiliengeschäfte künftig verbotenerweise in bar abgewickelt würden, bliebe
der Eigentumsübergang davon unberührt.
Sueddeutsche.de

Kostas Koufogiorgos on Twitter: "#Geldwäsche mit Immobilien #Betongeld https://t.co/rFCqWMpWFs" / TwitterKostas Koufogiorgos