Mexikos Frauen: Geld für ein blaues Haus

Emigration und ihre Folgen: Mexikos zurückgelassene FrauenMexikos zurückgelassene Frauen

Oaxacas : Tausende von Mexikanern verlassen jährlich ihre Heimat, um in den USA Geld zu verdienen. Ihre Frauen bleiben zurück. Sie erziehen die Kinder, bestellen die Felder und verwalten das Geld. Nicht immer führt dies zu ihrer Emanzipation.

Irma steht in ihrer kleinen Küche und bereitet Kaffee zu. Dann setzt sie sich hin und holt tief Luft. «Justino ist aus Geldnot auf die andere Seite gegangen», sagt sie leise und rührt mit dem Löffel nervös in ihrer Tasse. Die erste Zeit nach dem Weggang ihres Ehemannes in die USA habe sie sich hier in der kleinen Gemeinde Xagacía im mexikanischen Teilstaat Oaxaca einsam und alleingelassen gefühlt. «Es war schwer für mich», gesteht sie und blickt ins Leere. Sie hat Justino zuletzt vor sieben Jahren gesehen.
Hohe Auswanderungsrate..
Mexikos zurückgelassene Frauen
Blue House Mexico

Geldüberweisungen aus den USA als wichtige Devisenquelle

Laut dem amerikanischen Einwohneramt leben derzeit rund 12 Millionen mexikanische Migranten in den USA. Schätzungsweise 60 Prozent von ihnen sollen illegal Eingewanderte sein. Zudem halten sich weitere 23 Millionen Mexikaner aus zweiter und dritter Generation in den Vereinigten Staaten auf. Mexiko selber zählt gesamthaft 118 Millionen Einwohner. Statistiken zeigen, dass der Migrationsstrom aus Mexiko in den vergangenen zehn Jahren abgenommen hat, was auf die wirtschaftliche Krise in den USA zurückzuführen ist.

Laut der mexikanischen Nationalbank Banxico sind 2013 rund 20 Milliarden Dollar von in den USA lebenden mexikanischen Migranten in ihr Heimatland überwiesen worden, was rund 2 Prozent des mexikanischen Bruttoinlandprodukts ausmacht. Die Geldüberweisungen sind für die mexikanische Wirtschaft von Bedeutung, nach dem Erdölexport stellen sie die wichtigste Devisenquelle dar. Die Mehrheit der ausreisewilligen Mexikaner kommt aus unteren Gesellschaftsschichten und hat meist ein tiefes Bildungsniveau. In den USA arbeiten sie hauptsächlich auf dem Bau, in der Produktion oder als Reinigungspersonal.

Mexiko ist auch Transitland und Zielland für Migranten aus Zentral- und Südamerika. Nichtregierungsorganisationen schätzen, dass jährlich rund 400 000 Personen die mexikanisch-amerikanische Grenze überqueren. Der Weg in die USA stellt vor allem für Migranten ohne Papiere ein gefährliches Unterfangen dar. Laut Amnesty International sind in den letzten sieben Jahre über 100 000 Personen verschwunden. Sie werden von kriminellen Banden entführt und erpresst, fallen Menschenhändlern zum Opfer oder werden dazu gezwungen, für ein Drogenkartell zu arbeiten. Nach Angaben der Weltbank verläuft zwischen Mexiko und den USA der grösste Migrationsstrom der Welt.

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