Folgen der Bestechung im Sport

Der Schweizer Bundesrat will Privatbestechung von Amtes wegen verfolgen.

Erl Cartoon

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Thomas Schifferle berichtet: Ein Gesetz zum Nutzen der Fifa Analyse

Der neue Schweizer Gesetzesentwurf hilft der Fifa: Der Weltfussballverband will sich erneuern – will transparenter und glaubwürdiger werden.

Der Basler Strafrechtsprofessor Mark Pieth sagte gegenüber dem TA einmal: «Über der Fifa ist nur der liebe Gott.» Es war sein Bild, um die Selbstherrlichkeit des Weltfussballverbandes zu erklären – dessen Abgehobenheit auch und gerade in rechtlichen Fragen. Der Korruptionsexperte störte sich grundsätzlich daran, dass sich die 60 internationalen Sportverbände mit Sitz in der Schweiz «bislang nicht ums Recht gekümmert haben». Er redete sogar von «einem Sumpf».
Der neue Gesetzesentwurf des Bundesrates muss nach dem Geschmack von Leuten sein, die mit der Fifa dunkle Machenschaften verbinden und besonders die Rechtmässigkeit der Vergabe der Fussball-WM 2018 an Russland und jener 2022 an Katar anzweifeln. Das Gesetz sieht nun vor, dass Bestechung künftig nicht mehr erst nach einer Anzeige verfolgt wird, sondern von Amtes wegen. Die Fifa mag sich zu einem früheren Zeitpunkt daran gestört haben, ihr Generalsekretär Jérôme Valcke redete pikiert von einer «Lex Fifa». Dabei hat sie mit dem neuen Gesetz kaum etwas zu verlieren, sondern nur zu gewinnen.

Was der Bundesrat will, hilft der Fifa bei ihrem Bestreben, sich zu erneuern, sich transparenter und glaubwürdiger zu geben. Keiner profitiert mehr davon als Sepp Blatter, ihr oft kritisierter Präsident und Reformeiferer. Er müsste dem Bundesrat gar dankbar sein. Der liefert ihm das beste Argument, um aller Welt zu verkünden, dass die Fifa nicht mehr ausserhalb des Rechts steht.

Das ist die eine, die psychologische Seite. Die andere ist die Realität, die für zwielichtige Absichten entscheidender ist. Um dafür ein Beispiel zu geben: Der Thailänder Worawi Makudi soll seine Stimme für 10 Millionen Dollar an Katar verkauft haben. Wie aber will die Schweiz beweisen, was sich zwischen Doha und Bangkok abgespielt hat, welche Gegengeschäfte damit verbunden sind, um diese Zahlung zu verschleiern?

«Keine Wunderdinge»

Auch Ernst Gnägi vom Bundesamt für Justiz sagt, dass man vom neuen Gesetz «keine Wunderdinge» erwarten dürfe. Zuerst müsse der «Anknüpfungspunkt an die Schweiz» gegeben sein, um handeln zu können. Das ist der Fall, wenn, um beim Beispiel zu bleiben, die Wahl in Zürich stattfindet und Makudi sich dort für Katar ausspricht. Dann kann die Schweiz tätig werden – sofern sie denn einen Beweis für ein strafrelevantes Vergehen des Mitgliedes der Fifa-Exekutive besitzt. Gnägi bringt es illusionslos auf den Punkt: «Korruption ist ein Delikt unter Tätern und das Entdeckungsrisiko nicht hoch.»
Das wohl beste Instrument, um die Bestechung bei milliardenschweren Entscheiden wirksam zu bekämpfen, hat sich die Fifa darum schon selbst an die Hand gegeben. Ab der WM 2026 wird nicht mehr die 25-köpfige Exekutive darüber entscheiden, wo sie stattfinden wird, sondern der Kongress mit seinen 209 Verbänden. Es war Blatters Idee gewesen, nach dem Motto, je grösser der Kreis, desto komplizierter die Manipulation.
Mittel gegen die Korruption

FIFA Ethik Kommission

Ein Gedanke zu „Folgen der Bestechung im Sport

  1. Viel Heuchelei – Gewerbeverband und Economie-Suisse wollen wohl die Antragsdelikte generell am liebsten abschaffen und beide sind einmal mehr die Vorreiter eines verkrusteten, intransparenten und tendenziell illegalen Geschäftsgebarens. Privatbestechung soll wie Bestechung von Staatsangestellten von Amtes wegen verfolgt werden.

    Anstatt immer neue, fragwürdige Tatbestände und Offizialdelikte zu kreieren, welche die Ressourcen der Strafverfolgungsbehörden immer mehr verzetteln, sollten Bundesrat und übrige Behörden besser mal dafür sorgen, dass die bestehenden Gesetze durchgesetzt werden.
    Aber die Schweizer Behörden schauen ja lieber weg.

    Gruezi
    Heidi

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