Er ist einer der schärfsten Kritiker der Krisenpolitik der EZB – und trat aus Protest sogar als Chefvolkswirt der Notenbank zurück: Jürgen Stark. In einem Interview rechnet er mit seinem ehemaligen Arbeitgeber ab – und prophezeit den nächsten Ausbruch der Euro-Krise…Euro-Krise wird sich im Spätherbst zuspitzen
Dickes Ende
Der ehemalige Chefvolkswirt rechnet mit einem heißen Herbst für die Euroretter. „Die Krise wird sich im Spätherbst zuspitzen“, sagte er. Knackpunkt werde dann die Lage in Frankreich sein. Das zweitgrößte Euro-Land werde sich am Finanzmarkt nur noch zu hohen Zinsen Geld leihen können. Die Folge: Der Druck auf die EZB, französische Staatsanleihen zu kaufen und so die Zinsen zu senken, werde enorm sein. „Es geht faktisch um die direkte Forderung an die EZB, Staatsfinanzierung über die Notenpresse zu betreiben“, sagte Stark in dem Interview. „Wir sind mit hoher Geschwindigkeit auf dem Weg zur Haftungs- und Transferunion.“
Stark sieht all dies als historische Wende. Die Zeit unabhängiger Zentralbanken gehe zu Ende. „Die EZB wird zunehmend die Rolle des Staatsfinanziers übernehmen“, sagte er dem Blatt. Rote Linien gebe es nicht mehr.
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