Don Luigi Ciotti für seinen Kampf gegen die Mafien in aller Welt ausgezeichnet

Don Luigi Ciotti, katholischer „Straßenpriester“, Gründer und Leiter der weltweit aktiven Dachorganisation „Libera“*, die sich der Erziehung zur Demokratie, zur Menschlichkeit und dem Kampf gegen die Mafien verschrieben hat, wird in Augsburg für sein Engagement und sein Handeln ausgezeichnet.

Dass er in Deutschland einen Preis erhält, dem Land, das bei der Aufzählung aller Länder, in denen sich Libera-Leute engagieren, nicht genannt werden kann, weil es hier keine Libera-Organisation gibt – das ist Anlass zu großer Freude!  (Allerdings gibt es in Berlin einen Partner-Verein „Mafia? Nein danke!“)  Dank an die Jury!

Augsburg, 20. Oktober, 19 Uhr: Im voll besetzten Goldenen Saal des Augsburger Rathauses beginnt der Festakt anlässlich der Verleihung des „Mietek-Pemper-Preises für Versöhnung und Völkerverständigung“ der Universität Augsburg an den italienischen Priester Don Luigi Ciotti.

Der ehemalige KZ-Häftling Mietek Pemper, nach dem der Preis benannt ist, hatte dem Unternehmer Oskar Schindler wichtige Informationen gegeben, mit deren Hilfe dieser seine berühmte Liste erstellen und damit etwa 1200 bei ihm angestellten Zwangsarbeitern das Leben retten konnte. Dass der Preis der Versöhnung und Völkerverständigung gewidmet ist, erscheint mir persönlich ehrenwert, aber nicht unbedingt logisch. Pempers Handeln ist doch eher von mutigem Einsatz, vom Kampf gegen eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, gegen menschenverachtende Gewalt gekennzeichnet.

Aktives Handeln, unkonventionelles Denken, die Bereitschaft, sich um des Zieles willen auch gegen massive Widerstände aus der Gesellschaft durchzusetzen, das, so der Vertreter der Jury Dr. Georg Haindl, seien die Kriterien für die Vergabe des Mietek-Pemper-Preises. Sie verbänden den Namensgeber mit dem diesjährigen Preisträger Don Luigi Ciotti.

Petra Reski, in Italien lebende Schriftstellerin, Journalistin und Mafia-Expertin, begann denn auch ihre Laudatio mit dem persönlichen Erlebnis, wie sie den Preisträger in Rom im Rahmen eines jährlich statt findenden Libera-Kongresses kennengelernt hat: Sie stellte uns Don Ciotti und seine Leute als die „Generalstäbe der Antimafia“ vor, die im normalen Leben Schüler, Studenten, Lehrer, Journalisten, Priester, einfache Bürger seien, die den ungleichen Kampf gegen die Mafien aufgenommen haben, d.h. Suche nach der Wahrheit, Erziehung zu demokratischen Werten, zu einer demokratischen Kultur. Sie kämpften mit Argumenten gegen die Autobomben, die Kalaschnikows, die Milliarden-Gelder und die Komplizen der Mafien in Politik, Öffentlichem Dienst, Wirtschaft und Banken. Kein Wunder also, dass Don Ciotti der bestbewachte Priester Italiens sei.

Don Luigi Ciotti betonte in seiner Dankesrede, dass der Preis (10 000 Euro) nicht an ihn als Einzelperson, sondern an die in seiner Organisation engagierten Mitglieder gehe. Er schilderte u.a. die Genese des italienischen Gesetzes zur Beschlagnahmung von Mafia-Besitz, bei der „Libera“ eine entscheidende Rolle gespielt hat. Mit einer Unterschriftensammlung habe „Libera“ erreicht, dass das seit 1982 bestehende Gesetz „Rognoni-La Torre“ 1996 dahingehend ergänzt wurde, dass der vom italienischen Staat eingezogene Besitz „sozialen Zwecken“ zugeführt werden muss. So sei es möglich geworden, auf ehemaligen Mafia-Grundstücken Libera-Kooperativen zu gründen, die den Menschen vor Ort legale Arbeitsplätze böten. So entstünden die „mafia-freien“ Bioprodukte wie Wein, Pasta und anderes mehr, die von den Coop-Supermärkten in Italien verkauft werden.

Don Ciotti griff auch die in der italienischen Gesellschaft vorhandene Debatte auf, die es ablehnt, berühmte Vertreter der Antimafia als „Helden“ zu bezeichnen und sie damit auf einen (vom Normalbürger nicht erreichbaren) Sockel zu stellen, weil sie eben vielmehr ein Beispiel dafür seien, dass jeder einzelne seinen Mut zusammenraffen und sich engagieren kann. Er schloss mit einem Appell an jeden einzelnen, nicht wegzusehen, sondern aktive Mitverantwortung zu übernehmen für alles, was sich vor unseren Augen abspielt.Funkhaus

 

Don Luigi Ciotti* für über 1600 Organisationen und Vereine

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.