Der Schock nach der Kündigung

Hilfe bei Entlassungen. Meist kommt der Schock nach der Kündigung. Bei Entlassungen greifen Unternehmen vermehrt auf externe psychosoziale Hilfe zurück. Der Verlust der Stelle kann bei Betroffenen extreme Reaktionen auslösen.

Hilfe bei Entlassungen
Bei Entlassungen greifen Unternehmen vermehrt auf externe psychosoziale Hilfe zurück. Der Verlust der Stelle kann bei Betroffenen extreme Reaktionen auslösen. Suizide sind verbreiteter, als oft angenommen wird. Jedes Jahr nehmen sich in der Schweiz dreimal mehr Personen das Leben, als bei Verkehrsunfällen zu Tode kommen. Weltweit sterben fast eine Million Menschen jährlich durch Suizid. Um herauszufinden, wie viele Fälle davon mit Arbeitslosigkeit zusammenhängen, haben Forscher von der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich Daten von 63 Ländern der Jahre 2000 bis 2011 untersucht. Das Ergebnis: Rund ein Fünftel der Selbstmorde stehen direkt oder indirekt in Verbindung mit Arbeitslosigkeit. Wie die Studienautoren festhalten, scheint sich dabei bereits die Verunsicherung über die wirtschaftliche Situation negativ auszuwirken. So lief der Anstieg der Suizidrate dem der Arbeitslosenquote etwa um sechs Monate voraus. Auch andere Studien zeigen eine Korrelation zwischen der Entwicklung der Arbeitslosen- und der jeweiligen Suizidquote. So ist etwa zu Beginn der Wirtschaftskrise die Zahl der Suizide in Südeuropa gestiegen.

Dieser Zusammenhang sagt zwar nichts über die kaum fassbaren, vielschichtigen und komplexen Gründe oder den Auslöser für einen Suizid im Einzelfall aus. Klar ist jedoch, dass Arbeitslosigkeit zu psychischen Belastungen führt. Berufliche Misserfolge oder der Verlust der Arbeitsstelle würden von Betroffenen häufig als Schicksalsschlag wahrgenommen und könnten eine psychische Krise auslösen. Laut Studien treffe dies bei Männern häufiger zu als bei Frauen, weil Erstere ihr Selbstwertgefühl stärker über die berufliche Stellung definierten. Studie_Suizid

Bei Managern ist dies in der Regel besonders ausgeprägt, weil ihr Leben stark auf Leistung und beruflichen Erfolg ausgerichtet ist. Psychologen verweisen etwa auf Erfahrungen mit Machtkämpfen und psychischer Isolation anstatt Unterstützung und Vertrauen. Zudem geht es um Themen wie das eigene Bild in der Öffentlichkeit und die Angst vor dem Scheitern (auch an den eigenen hohen Leistungsansprüchen). Nicht zuletzt ist der Übergang vom vollen Terminkalender hin zu viel freier Zeit sehr abrupt. Es entsteht eine emotionale Leere, die es erst wieder zu füllen gilt, mit neuen Perspektiven und allenfalls auch mit neuen Werten. Der Umgang mit dieser Situation fällt zudem schwerer, wenn die Person – vielleicht weil wegen der Karriere Familie und Freunde in den Hintergrund gerückt waren – wenige Vertrauenspersonen hat.

Wie der Einzelne den Verlust des Arbeitsplatzes aufnimmt, lässt sich aber kaum voraussehen. Die Reaktionen von Mitarbeitern aller Hierarchiestufen reichen von stoischer Ruhe, Unverständnis, Wut bis hin zu Nervenzusammenbrüchen und in Extremfällen Drohungen gegen den Vorgesetzten oder Aggressionen gegen sich selbst. Oft stehen die Personen im ersten Moment unter Schock, verlieren quasi den Boden unter den Füssen. Die jeweiligen Lebensumstände können zwar eine Rolle spielen, doch letztlich reagiert jeder auf seine eigene Art und Weise auf eine Entlassung. Gespräche mit Personen, die ihre Arbeitsstelle verloren haben, legen zudem nahe, dass das Erlebnis einschneidend ist, aber dennoch sehr unterschiedlich wahrgenommen, erlebt und bewertet wird. So kann unter Umständen jemand, der durch den Verlust des Arbeitsplatzes in Existenznöte gerät, dies immer noch gelassener nehmen als jemand ohne Geldsorgen, der dadurch aber nicht nur seine Stelle, sondern auch viel Lebensinhalt verliert.

Hilfe bei der Verarbeitung
Am Anfang stünden vor allem die gefühlsmässige Verarbeitung des Positionsverlustes und die Stärkung der psychologischen Stabilität im Vordergrund.  Später folge die Hilfe bei der Stellensuche. Zunächst müsse die Situation analysiert und die Vorgeschichte bewältigt werden. Dazu zählten auch selbstkritische Überlegungen. Zudem sei häufig die Einsicht notwendig, dass es nicht an den beruflichen Qualitäten gefehlt habe, sondern einfach die Situation nicht mehr gepasst habe. Der Prozess der psychischen Verarbeitung verläuft individuell. Kündigung als Chance begreifen.

Arbeitslosigkeit ist fast immer eine persönliche Katastrophe. Statt in einer Schockstarre zu verharren, ist es jedoch wichtig, möglichst rasch aktiv zu werden. Einfach mal im Betrieb vorbeischauen. Auf der Suche nach einer neuen Stelle zahlt es sich aus, ungewöhnliche Wege zu gehen.

Christiane Pfohlmann www.w-t-w.org/en/cartoon/christiane-pfohlmann www.pfohlmann.de

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