Zinskurve was ist das ?

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Die Zinskurve bildet die unterschiedlichen risikolosen Zinssätze über die (Lauf)Zeit ab. Sie enthält interessante Informationen über die Erwartungsbildung, die geldpolitische Strategie und den generellen Zustand einer Volkswirtschaft.

Meine Damen und Herren, was ist eine Zinskurve? Ich zeige Ihnen am besten das Bild einer Zinskurve oder Zinsstrukturkurve. Hier unten die Haltedauer eines Wertpapiers oder die Laufzeit einer Anleihe. Sie geht von einzelnen Tagen über Monate oder Jahre bis hin zu Jahrzehnten. Hier sehen sie den Zins bzw. die Ertragsrate für den Anleger. Das ist die Ertragsrate p.a. für die unterschiedlichen Laufzeiten. Dies nennt man Zinsstrukturkurve. Wie sieht die Zinsstrukturkurve üblicherweise aus? Wie wir hier gesehen haben, steigt sie normalerweise positiv an und verflacht sich gegen hinten. Wir haben verschiedene Theorien, welche diese Form der Kurve erklären können. Ein Ansatz ist die sogenannte Erwartungstheorie. Diese geht davon aus, dass in der Zinsstrukturkurve bestimmte Erwartungen über die künftige Entwicklung der Zinsen abgebildet werden. Andere Ansätze basieren auf Liquiditäts- oder Risikoprämien. Beispielsweise werden Sie, je länger Sie ihr Geld auszuleihen bereit sind, einen zunehmend höheren Zins verlangen – mit anderen Worten eine Risikoprämie. Das ist eine der Erklärungsmöglichkeiten dafür, dass die langfristigen üblicherweise über den kurzfristigen Zinsen liegen. Je nach Marktsituation kann sich dies aber relativ rasch ändern, weil die Erwartungsbildung sehr erratisch sein kann.

Die Form der Zinskurve kann sich aber auch aus anderen Gründen rasch ändern, z.B. wenn die Zentralbank entsprechend interveniert. Diese Zusammenhänge werden wir uns in einem späteren Video noch einmal ansehen. Für heute nur soviel: Die Zinskurve ist nicht selten ein Steuerungsinstrument der Zentralbanken und sie gibt sogar Hinweise auf künftige Konjunkturentwicklungen. Wir werden auf all diese Elemente zurückkommen.
Hier noch einmal: die normale Zinsstrukturkurve steigt positiv von unten links nach oben rechts. Wenn sich Erwartungen über künftige Zinsentwicklungen ändern oder die Zentralbankpolitik eine abrupte Änderung erfährt, kann sich die Kurve verflachen oder im Extremfall gar invers werden. Invers heisst dann, dass wenn Sie ihr Geld kurzfristig ausleihen, Sie einen höheren Zins bekommen als wenn Sie langfristige Ausleihungen tätigen. Wir werden einige dieser Zinsstrukturkurven nachher noch im Detail diskutieren.

Hier die Abbildung unterschiedlicher Zinsstrukturkurven zu unterschiedlichen Terminen in Deutschland. Eine davon, die Rote, vom 31. Januar 1973, eine andere, positive geneigte, aktueller, auf tieferem Niveau vom Dezember 2013. Oder eine völlig flache Kurve, die Gelbe, vom Februar 1990, oder eine der beschriebenen Extremphasen, eine inverse Zinsstruktur vom Dezember 1991. Im Prinzip gibt es natürlich jeden Tag eine neue Zinsstrukturkurve, da die Zinsen über alle Laufzeiten ja jeden Tag neu erfasst werden. Die Kurven ändern aber nicht sehr erratisch von einem Tag zum anderen.

Lassen Sie mich zusammenfassen: Die Zinskurve bildet die unterschiedlichen risikolosen Zinsen über die Laufzeit ab. Von einem Tag bis hin zu 30, 40, 50 Jahren. Sie enthält interessante Informationen über die Erwartungsbildung in einem Land, die verfolgte geldpolitische Strategie und generell den Zustand der Volkswirtschaft. In nachfolgenden Videos werden wir die entsprechenden Signale mit Ihnen diskutieren. Sie müssen einfach wieder kommen.
Bear Bull Paper Money
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