Vergraulen Schweizer Firmen Frauen?

Teilzeitarbeit: Gut ausgebildete Mütter finden wegen veralteter Arbeitsmodelle nur schwer einen Job. Deren Ausbildung hat den Staat aber 5,75 Mrd. Fr. gekostet. Auch Männer leiden unter unflexiblen Arbeitgebern.

Ueli Kneubühler berichtet:  Die Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) hat nun in einer Studie unter dem Titel «Steinzeit Teilzeit – der ungenutzte Talentpool der Schweiz» erhoben, weshalb Frauen mit Hochschulbildung dem Arbeitsmarkt entzogen werden und ausgerechnet, was der Staat in deren Ausbildung investierte. Dazu befragte BCG 24 kotierte Unternehmen mit Schweizer Sitz sowie 135 Akademikerinnen und führte zahlreiche Einzelgespräche.

Eine erste Erkenntnis: Die Ausbildung der 50 000 Akademikerinnen, die heute gemäss Bundesamt für Statistik zu Hause bleiben, hat den Staat laut BCG-Studie 5,75 Mrd. Fr. gekostet. Diese Investitionen fliessen nicht in den Wirtschaftskreislauf zurück.

Baby-Knick
Auslöser, dass sich gut ausgebildete Frauen gegen einen Job entscheiden, ist meist die Geburt eines Kindes. Einher geht ein Knick in der Karriereplanung. Ist das erste Kind da, gehen Frauen oft den Weg in die Teilzeitbeschäftigung und bleiben vielmals ein Erwerbsleben lang darin hängen. «Das Gros der Frauen will nach der Schwangerschaft wieder arbeiten, allerdings in der Regel vorerst für ein bis zwei Jahre mit einem reduzierten Pensum», sagt Pia Tischhauser, Studienverfasserin und Mitglied des Global Executive Committee von BCG. Das liege zu Beginn näher bei 60% und nicht bei einem 80–100%-Pensum. «Bei diesem Pensum erhalten sie aber meist keinen Job, der ihrem Ausbildungsstandard entspricht», so Tischhauser.

Abschreckend für Frauen, die nach der Geburt aktiv in einen aussichtsreichen Job zurückkehren möchten, sei der mangelnde Enthusiasmus des Arbeitgebers beim Aufzeigen von Perspektiven während der Schwangerschaft, heisst es in der Studie. Auch die Vernachlässigung des Informationsflusses an die frischgebackenen Mütter während des Mutterschaftsurlaubs und ein schlecht orchestrierter Wiedereinstieg nach der Babypause werden genannt. Firmen würden sich zu wenig bemühen, für Frauen, die während einer Zeit nicht mehr Vollzeit arbeiten wollen, ein attraktives Umfeld zu bieten. Viele Frauen würden dies aber auch zu wenig einfordern.

Das Hauptproblem sieht Studienverfasserin Tischhauser in der «wohlgemeinten Rücksichtnahme». Diese äussert sich etwa darin, dass, wenn Frauen ihre Schwangerschaft bekanntgeben, sie nicht mehr gefragt seien und von Projekten ausgeschlossen würden. Dies alles unter dem Deckmantel, dass schwangere Frauen nicht zusätzlich belastet werden dürften. «Dies verhindert, dass Frauen nach dem Mutterschaftsurlaub wieder auf dem gleichen Niveau einsteigen können», sagt Tischhauser….
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