Klosterbruder trifft Wirtschaft

Wirtschaft im Gespräch: Anselm Bilgri
Was Firmenführer vom Klosterbruder lernen können
Anselm Bilgri war während 30 Jahren Benediktinermönch. Vor zwölf Jahren verliess er den Orden im Streit. Heute vermittelt er modernen Managern die mittelalterliche Benediktsregel.

Gerhard Bläske berichtet: Anselm Bilgri versteht es, die Zuhörer in seinen Bann zu ziehen, wenn er vor mittelständischen Managern oder am Kundenabend einer genossenschaftlichen Bank über die 1500 Jahre alte Benediktsregel referiert. Er weiss, wovon er spricht. Bilgri war 30 Jahre lang Benediktinermönch. Während 18 Jahren leitete er als Cellerar und Prior die Wirtschaftsbetriebe des Klosters Andechs, in der Nähe von München, verliess Institution und Orden 2004 allerdings im Streit und betätigte sich fortan als Unternehmensberater und Buchautor. Gern würzt er seine Vorträge mit Anekdoten und gestaltet sie kurzweilig. Er sei Entertainer, meint er, dabei geht es um ernste Themen, wie wertorientierte Unternehmensführung und darum, wie aktuell die in 73 Kapitel unterteilte Regel heute noch ist. Worte wie Demut, Gehorsam oder Dienen klingen verstaubt; Bilgri «übersetzt» sie. Es gehe darum, als Chef am Boden zu bleiben, zuzuhören, den Rat auch jüngerer Mitarbeiter einzuholen, Dinge zu delegieren und anderen den Erfolg zu gönnen.

Karges Rüstzeug
Das klingt einfach. Und Bilgri weiss, wie schwierig es ist, die Regel in der Praxis anzuwenden. Er habe Jahre gebraucht, bis ihm selbst das gelungen sei. 1986 wurde der damals 32-jährige Kaplan zum «CFO des Klosters Andechs» gewählt. Einziges Rüstzeug des Gastwirtssohns aus dem Münchner Vorort Unterhaching waren ein Studium der Philosophie und Theologie an den Universitäten München, Rom und Passau sowie, nach der Priesterweihe durch den späteren Papst Benedikt, die Tätigkeit als Jugendseelsorger. Das war nichts, was Firmenchefs üblicherweise mitbringen…
Was Firmenfuehrer vom Klosterbruder lernen koennen
Benedikt von Nurcia

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