Deutsche Städte in der Schulden-Falle

Eine Studie legt offen: Viele deutsche Städte sind heillos überschuldet. Die Folge: Was über die Grundversorgung hinausgeht, ist nicht mehr leistbar und muss von Freiwilligen übernommen werden.

Nicht überall hilft die gute Konjunktur den Kommunen aus den roten Zahlen. Nach einer neuen Untersuchung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young standen die 72 deutschen Städte mit mehr als 100 000 Einwohnern im vergangenen Jahr mit zusammen 82,8 Milliarden Euro in der Kreide, ein Schuldenplus von 3,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Für jeden Großstadt-Bürger hat die Beraterfirma im Durchschnitt eine Schuldenlast von 4299 Euro errechnet. Dabei gibt es aber riesige Unterschiede: Die Bürger von Saarbrücken müssen 11 568 Euro kommunaler Schulden schultern, die Einwohner Braunschweigs nur 452 Euro.

Welche Gründe gibt es für die unterschiedliche Lage einzelner Städte?

Dort, wo Betriebe schließen, gibt es die größten Finanzprobleme – wie in Offenbach, das immer noch unter einem tiefgreifenden Strukturwandel leidet und laut Studie eine Pro-Kopf-Verschuldung von 8785 Euro aufweist. Seit den 70er Jahren seien vier Fünftel der Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe verschwunden, teilte die Stadt mit. Nach ihren Angaben gab es 2013 noch rund 5300 Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe – 1971 waren es fast 27 000. Das Gewerbesteueraufkommen der Stadt lag 2014 bei 58 Millionen Euro. Wolfsburg, das etwa genauso viele Einwohner hat, kassierte zur selben Zeit 308,5 Millionen Euro Gewerbesteuern – ein Großteil davon von Volkswagen.
Verschuldung der Deutschen Großstädte 2012/2014Grossstadt Armut

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.