Sollten Sie jetzt besser die Finger vom Dax lassen?

Erst schmierten die Banken und Versorger ab, jetzt der größte Autobauer. Die Krisen deutscher Unternehmen ruinieren den Ruf des Börsenbarometers. Plötzlich wird klar, dass ihm etwas Wichtiges fehlt.

Holger Zschäpitz berichtet: Ein letztes Mal Primetime. Noch ein großer Auftritt. So zumindest klang es jedenfalls, als in der reichweitenstärksten Börsensendung der Welt, „Closing Bell“ auf CNBC, die Rede auf den Deutschen Aktien-Index kam. Europäische Märkte spielen dort normalerweise keine Rolle. Doch in dieser Woche war der Dax gleich mehrfach Thema. Vor der eindrucksvollen Kulisse der New Yorker Börse beschworen die Diskussionsteilnehmer den Niedergang des Dax. Seit die Krise des Autoherstellers Volkswagen die Märkte erschüttert, habe auch das deutsche Premium-Barometer an Glanz verloren. Die Krise eines Einzelwertes werde einen ganzen Index in die globale Zweitklassigkeit verbannen, orakelten die amerikanischen Auguren.

Tatsächlich hat die vergangene Woche gezeigt, dass die VW-Krise vor allem auch der Marke Dax schadet. Plötzlich wird offenbar, dass der Index im internationalen Vergleich schlecht aufgestellt ist. Digitale Zukunftsbranchen finden sich in Deutschlands oberstem Börsenindex kaum. Dieses Manko wurde überspielt von den konventionellen exportstarken Branchen. Auf die war Verlass, sie hatten Strahlkraft, verkörperten Solidität.

Altersvorsorge steht auf dem Spiel
Doch mit dem Autosektor ist nun ein weiterer Pfeiler des Dax weggebrochen. Die PS-Branche folgt Banken und Versorgern, die schon lange den Index belasten. Bleiben noch Chemie- und Pharmafirmen, die dem Dax noch etwas Glanz geben können.
Doch auch hier fehlt mit Biotech ein Sektor, der die Zukunft repräsentieren würde. Es geht um mehr als nur einen Imageverlust: Viele deutsche Sparer setzen bei ihrer Altersvorsorge auf die Wertentwicklung des Dax. Steigt das Börsenbarometer in die Zweitklassigkeit ab, bekommen sie am Lebensabend weniger heraus.

„Es ist wirklich ungewöhnlich, dass die Krise bei einem Unternehmen zu einem globalen Thema wird“, sagt Kit Juckes, Stratege bei der französischen Bank Société Générale. Sein Haus sieht einen rapiden Imageverlust für den Deutschen Aktienindex. „Hände weg vom Dax“, fasst das Institut kurz und knapp seinen Rat zusammen.
Warum Sie jetzt besser die Finger vom Dax lassen
Dax fällt

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