Sind Frauen bessere Manager?

Studien legen nahe, dass Unternehmen mit Frauen in der Topetage besser abschneiden als reine Männer-Läden. Ein statistischer Zufall oder steckt mehr dahinter?

Friderike Marx berichtet: Frauen in Führungspositionen sind noch nicht in jedem Unternehmen eine Selbstverständlichkeit. Die Geldbranche hat das Thema Frauen entdeckt. Für manchen Profi-Anleger ist der Anteil von Top-Managerinnen in einem Unternehmen inzwischen ein Kriterium für die Investmententscheidung. Die Börse Hannover führte im April einen „German Gender Index“ ein. Dieser umfasst 50 deutsche Firmen mit einem möglichst ausgewogenen Verhältnis zwischen Männern und Frauen in Vorstand und Aufsichtsrat.

„Frauen tun Unternehmen gut“, sagt Manfred Köberlein aus der Geschäftsführung des Fondsanbieters Ampega. Sie würden ihre Entscheidungen stärker abwägen und langfristiger planen. Ein möglichst ausgewogenes Verhältnis von Männern und Frauen in den Topetagen ist allein allerdings keine Erfolgsgarantie an der Börse, wie Köberlein sagt. „Der Gender-Ansatz ist für uns ein wichtiges, aber zusätzliches Kriterium“.

Nach einer Studie der Schweizer Großbank Credit Suisse schneiden Unternehmen mit mindestens einer Frau im Verwaltungsrat unter anderem besser bei der Eigenkapitalrendite ab – also beim Verhältnis von Gewinn und Kapitaleinsatz – und werden an der Börse vergleichsweise besser bewertet. Ausgewertet wurden die Daten von mehr als 3000 Firmen weltweit. Offen bleibt allerdings die Frage, was die Gründe sind, wie die Autoren einräumen. Beschäftigen erfolgreiche Unternehmen mehr Frauen? Arbeiten Managerinnen lieber für erfolgreiche Firmen oder verbessern Frauen selbst die Performance der Unternehmen?

Eine Untersuchung der Beratungsgesellschaft EY kommt zu dem Ergebnis, dass die größten börsennotierten Unternehmen Europas mit weiblichen Vorstandsmitgliedern von 2005 bis 2010 bei Umsatz, Gewinn und Börsenwert im Schnitt besser dastanden als Gesellschaften ohne Frauen in der Topetage. „Das bedeutet jedoch nicht, dass Frauen automatisch bessere Führungskräfte sind oder reine Männer-Läden nicht sehr erfolgreich sein können“, stellt Ana-Cristina Grohnert, Mitglied der EY-Geschäftsführung in Deutschland, klar. „Der Frauenanteil ist ein Kriterium für eine moderne und innovative Unternehmenskultur. Moderne Unternehmenskulturen können erfolgreicher auf die sich immer schneller verändernden Rahmenbedingungen reagieren“.

„Gemischte Teams können zu besseren Entscheidungen führen, weil Fragestellungen aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden. Zwangsläufig ist das allerdings nicht“, sagt Kerstin Fehre. Die Wissenschaftlerin am Karlsruher Institut für Technologie untersuchte gemeinsam mit Kollegen, ob Frauen im Aufsichtsrat einen positiven Effekt auf die Unternehmensentwicklung haben.

Bei der Besetzung der Aufsichtsräte kann bisher allerdings nur gut ein Fünftel der von der geplanten Frauenquote betroffenen Unternehmen genug weibliche Mitglieder vorweisen, berichtete die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung jüngst. Insgesamt fehlten in den Kontrollgremien 171 Frauen. Ab 2016 ist bei Neubesetzungen in den Gremien von gut 100 Großunternehmen eine Frauenquote von 30 Prozent vorgeschrieben.

Der Frauenanteil in Vorständen börsennotierter Unternehmen in Deutschland ist zuletzt sogar wieder gesunken. Der Beratungsgesellschaft EY zufolge sind derzeit 36 der 667 Vorstandsposten mit Managerinnen besetzt. Das entspricht einem Anteil von 5,4 Prozent. Vor einem Jahr waren es 5,55 Prozent, 2013 noch mehr als 6 Prozent. Allerdings vollziehe sich ein Mentalitätswandel, sagt Grohnert. Immer mehr Unternehmen arbeiteten inzwischen intensiv daran, dass mehr Frauen die Türen zu Führungestagen geöffnet würden.
Chefin

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.