Cisco-Chef Chambers im Gespräch
Beim Übergang zu einer digitalisierten Welt habe Europa die Nase vorn, sagt John Chambers. Die Umwälzungen seien so gross, dass 40% der Firmen die nächsten zehn Jahre nicht überleben würden.
Interview von Giorgio V. Müller: Herr Chambers, wie haben Sie es geschafft, in der turbulenten IT-Industrie so lange an der Spitze von Cisco zu bleiben?
Wir sind ein Unternehmen, das sich ständig neu erfindet, das ist unsere Firmenkultur. Das gilt auch für die Konzernchefs, die damit oft Mühe bekunden. Als ich meine Karriere begann, dauerten die Erneuerungszyklen fünf bis zehn Jahre, nun sind es noch drei. In den vergangenen zwanzig Jahren hat sich Cisco fünf oder sechs Mal neu erfunden und ich mit ihm. Das lernt man nicht in der Schule. Das Beispiel des Minicomputerherstellers Wang Laboratories, der unter der Führung des brillanten An Wang den Wechsel zum PC verpasste und Konkurs ging, hat mich gelernt, wie wichtig eine ständige Erneuerung der Firma, aber auch von mir selbst ist. Zudem braucht es eine gesunde Portion Paranoia sowie den Weitblick, dem Markt voraus zu sein.
Kritiker mögen anfügen, dass Sie mit Ihren Aussagen lediglich die Nachfrage nach Cisco-Infrastrukturprodukten ankurbeln wollen.
Meine Aufgabe ist, dafür zu sorgen, dass Cisco diese Digitalisierung anführt. Der Markt wird explodieren. In einigen Jahren werden 500 Milliarden Dinge mit dem Internet verbunden sein. Es wird das Gesundheitswesen, die Bildung, die Arbeitswelt tangieren, und das Kommunikationsnetz wird das Zentrum dieser Transformation sein, weshalb Cisco auch in Zukunft wachsen wird. Entschuldigen Sie meine Unbescheidenheit: Doch wie oft lag ich in den vergangenen zwanzig Jahren mit meinen Prognosen falsch? Ich bin selten daneben gelegen. Über die Jahre hat Cisco so Vertrauen aufbauen können, auch die Chinesen, die gegenüber amerikanischen Firmen zurückhaltend sind, trauen uns…..
Spürt Cisco keine Zurückhaltung ausländischer Kunden, seit die Schnüffelaktionen der US-Geheimdienste publik geworden sind?