Ist Portugal noch nicht ganz überm Berg?

Musterschüler mit Schwachstellen. Portugal mag sich als reuiger Defizitsünder erwiesen haben. Noch immer sehen die externen Geldgeber, die dem Land im Jahr 2011 einen Notkredit gewährt hatten, aber Korrekturbedarf.

Thomas Fischer berichtet: Noch war in der Euro-Gruppe das Gerangel um die Hilfe für Griechenland im Gang, da wagte in Portugal der Wirtschaftsjournalist Nicolau Santos eine politisch absolut inopportune Prognose für sein Land: «Wir sind das nächste Griechenland», überschrieb er kürzlich einen Leitartikel in der führenden Wochenzeitung «Expresso». Er sprach von «Konstruktionsfehlern» des Euro. Als unvermeidbare Folgen daraus für die peripheren Länder sah er deren enorme Verschuldung, die hohe Arbeitslosigkeit, eine drastische Senkungen der Arbeitskosten, die Verarmung der Familien, soziale Einschnitte und die Emigration qualifizierter Leute. Nur so werde sich Portugal im Euro halten können. Spanien und Italien drohten ähnliche Probleme. Einen «Pexit», analog zum Grexit, fände Santos aber nicht ratsam.

Noch nicht über den Berg
Gut ein Jahr nach Ablauf des Hilfsprogramms der externen Troika, die Portugal im Mai 2011 einen Notkredit über 78 Mrd. € eingeräumt hatte, verweist Ministerpräsident Passos Coelho gern auf Erfolge wie die Senkung des Haushaltsdefizits, eine Belebung der Wirtschaft und eine zwar noch hohe, aber doch sinkende Arbeitslosigkeit. Er sieht aber nicht nur eitel Sonnenschein. Zwar liegen die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen bei unter 3% und damit auf einem historisch tiefen Niveau. Passos Coelho fand es jüngst aber riskant, darauf zu vertrauen, dass die Zinsen in zwei Jahren weiterhin so niedrig sein würden. Im Vorfeld der Parlamentswahl vom 4. Oktober wollte der Führer der seit 2011 regierenden bürgerlichen Koalition wohl auch vor der Eile der oppositionellen Sozialisten zum Abbau einiger Austeritätsmassnahmen warnen.
Auch Portugal ist noch nicht ganz überm Berg
Europe Troubles

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