In der Not frisst der institutionelle Investor Fliegen

Schweizer Kapitalmarkt:  Die neu aufliegenden Bonds werden den Emittenten trotz rekordtiefen Coupons aus den Händen gerissen. Doch später wird das zu Problemen führen.

NZZ berichtet:  Bondanleger blicken im Ärger zurück. Von den wichtigsten Anlageklassen haben Obligationen in den vergangenen drei Monaten gemäss «Moody’s Asset Price Monitor» am schlechtesten abgeschnitten. Obwohl die Renditen sich von ihren historischen Tiefstständen abgesetzt hätten, notierten sie noch weit unter dem 10-Jahre-Durchschnitt, schreibt die Agentur. Vor allem in Europa seien die Bondkurse noch auf erhöhtem Niveau, obwohl die Deflationsrisiken abgenommen hätten und die Risikoprämien in vielen Ländern zugenommen habe.

Doch Anleihe ist nicht gleich Anleihe: Gemäss Fisch Asset Management waren im ersten Semester innerhalb der Hartwährungs-Anleihen mit Investment-Grade-Qualität die Papiere aus Schwellenländern am robustesten. Unternehmensanleihen aus diesen Regionen wiesen eine Rendite von 2,5% auf. Während amerikanische Firmenanleihen 0,3% Kursverluste verbuchten, liegen europäische mit 1,1% im Minus.

Die Staatsanleihen von «sicheren» Ländern bleiben aber weiter gefragt. Die Nachfrage nach Titeln bester Bonität übersteige weiterhin das Angebot. Nach der Einigung zwischen Griechenland und seinen Gläubigern kehrt wieder «Normalität» ein, die Risikoaufschläge für Peripherie-Staatsanleihen nahmen spürbar ab. Die Renditen für spanische und italienische Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren fielen wieder unter 2%. Nach den langwierigen Griechenland-Verhandlungen dürften in den nächsten Wochen wieder andere Themen in den Fokus rücken, wie die realwirtschaftliche Entwicklung und die Zinswende in den USA.

Der abgewendete Grexit hat zwar etwas Druck vom Schweizerfranken genommen, trotzdem gibt es Ökonomen, die davon ausgehen, dass die Schweizerische Nationalbank die Zinsen noch weiter in den Negativbereich drücken muss. Ein Händler meinte dazu, mit Devisenkäufen könne man wenig ausrichten, denn mit einem «Jasskässeli» könne man nicht gegen einen Währungsraum, egal ob das Dollar, Euro oder Yen sei, antreten.

Im Primärmarkt war nur die Basler Kantonalbank aktiv. Die Emission ist auf ein sehr gutes Echo gestossen. In weniger als zwei Stunden war das angestrebte Volumen von 300 Mio. Fr. ausgeschöpft. Ein Mitarbeiter der Bank meinte dazu, nicht nur der Spread, sondern auch das Timing sei entscheidend. Die Basler Kantonalbank hat das günstige Umfeld genutzt, um bereits einen Teil der 600 Mio. Fr. zu refinanzieren, die 2016 fällig werden.

In der Not fresse der Teufel Fliegen, meinte ein Marktbeobachter dazu. Doch Pensionskassen, die jetzt Anleihen zu 3/8 Prozent zeichneten, per Reglement verpflichtet seien, 50% oder 60% in festverzinsliche Werte zu investieren und eine jährliche Rendite von 3% und mehr erzielen sollten, würden mit steigenden Zinsen – und dem damit sinkenden Wert des Bond-Portfolios – grosse Probleme bekommen.
In der Not frisst der Teufel Fliegen

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